Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Was ist wichtig bei der Entwicklung von Frühchen?

Autorin - Kerstin Schmied

Wenn dein Kind sich täglich verändert und neue Dinge lernt, ist das eine spannende Zeit. Besonders wenn dein Baby deutlich vor dem errechneten Termin geboren wurde, feierst du vermutlich jeden kleinen Schritt. Denn Frühchen brauchen für ihre Entwicklung oft mehr Zeit, als Kinder, die erst nach neun oder zehn Monaten auf die Welt kommen. Für dich ist es bestimmt herausfordernd, dein Kind mit viel Geduld und Optimismus dabei zu begleiten. Du kannst jedoch viel dazu beitragen, dass dein Baby sich gut entwickelt.

Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Ein Vater hält sein Frühchen auf der Brust. Beide sehen sich an.

Warum entwickeln sich Frühchen langsamer?

Dein Baby war zum Zeitpunkt seiner Geburt noch nicht bereit, auf die Welt zu kommen. Deshalb muss es viele Entwicklungsschritte, die eigentlich noch in der Gebärmutter stattgefunden hätten, nachholen. Die Bedingungen sind außerhalb des Mutterleibs aber schwieriger und kosten deinem Baby viel Kraft. Dass es anfangs Atemprobleme hat oder ihm die Unreife des Verdauungssystems zu schaffen macht, kommt sehr häufig vor.

Mittlerweile sind die technischen Möglichkeiten in vielen Kliniken jedoch so gut, dass auch Kinder, die sehr früh geboren werden und ein sehr leichtes Gewicht haben, den Rückstand in der körperlichen Reife aufholen können. Für nachhaltige Entwicklungsstörungen gibt es vielfältige therapeutische Angebote, die dein Baby unterstützen.

Wie lange braucht ein Frühgeborenes, um Meilensteine zu erreichen?

Wenn andere Babys, die zeitgleich mit deinem Frühchen geboren sind, schon krabbeln, greifen oder laufen, wird dein Kind vielleicht noch gar keine Anstalten machen, diese Meilensteine zu erreichen. Das ist ganz normal und sollte dir keine Sorgen bereiten. Frühgeborene entwickeln sich ganz individuell und brauchen manchmal mehrere Jahre, um Entwicklungsdefizite gegenüber Gleichaltrigen, die termingerecht zur Welt kamen, aufzuholen. Teilweise dauert das bis ins Grundschulalter. Also versuche, geduldig zu bleiben und feiere jeden Fortschritt.

Was ist das korrigierte Alter?

Wenn Kinderärzt*innen die Entwicklung deines Babys kontrollieren, gehen sie immer vom korrigierten Alter aus. Das ist nicht der tatsächliche, sondern der ursprünglich errechnete Geburtstermin. Wenn dein Kind z. B. acht Wochen zu früh geboren wurde, ist an seinem ersten Geburtstag der Entwicklungsstand von 10 Monaten ausschlaggebend. Auf dieses korrigierte Alter kannst du dich auch immer beziehen, wenn es bei Kommentaren von Außenstehenden z. B. um das Laufen lernen oder um die Körpergröße geht.

 

Wie kann ich mein Frühchen fördern?

Von Anfang an ist Hautkontakt die beste Möglichkeit, um eine enge Bindung zu deinem Baby aufzubauen und seine Sinne zu stimulieren. Das unterstützt nicht nur die emotionale Entwicklung, sondern auch das Wachstum und die Gewichtszunahme. Dein Baby nimmt Körpergrenzen wahr und spürt, dass es gehalten wird und sicher ist, wenn es auf deiner nackten Brust liegt. Dies wird als „Känguruhen“ bezeichnet.

Gleichzeitig solltest du mit ihm sprechen und immer wieder Blickkontakt suchen. So hilfst du ihm, soziale und emotionale Fähigkeiten zu entwickeln. Wenn dein Frühchen etwas älter ist, freut es sich, wenn du ihm eine stimulierende Umgebung einrichtest. Leise Musik oder Gegenstände, die Geräusche machen, visuelle Reize oder verschiedene Materialien bieten seinen Sinnen verschiedene Erfahrungen.

Wie wird mein Frühchen medizinisch betreut?

Wenn du die regelmäßigen Kontrolltermine mit deinem Baby in der Kinderarztpraxis wahrnimmst, können Entwicklungsstörungen oder -verzögerungen frühzeitig erkannt werden. Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ). Meistens ist dieser Fachdienst für Frühförderung an eine Klinik angegliedert und beschäftigt sich mit Entwicklungsproblemen und Verdachtsdiagnosen. Hier wird in Absprache mit dir und den Kinderärzt*innen das Therapiekonzept erstellt.

Welche Therapie braucht dein Frühchen?

Viele Frühgeborene profitieren von Physiotherapie, um die Muskelspannung zu reduzieren und die Koordination zu fördern. Ergotherapie kann helfen, wenn dein Baby Probleme mit der Wahrnehmung oder der Reizverarbeitung hat. Auch die motorischen Fähigkeiten werden bei der Ergotherapie trainiert. Außerdem gibt es spezielle Frühförderungsprogramme, die dein Kind z. B. bei der Sprachentwicklung unterstützen. Dabei geht es immer um eine gute Balance aus Fördern, Fordern und so Annehmen, wie es ist. Das hilft deinem Kind nicht nur, sich gut zu entwickeln, sondern trägt auch dazu bei, ein starkes Selbstbewusstsein zu bekommen!