Vielleicht hast du dir in der Schwangerschaft ausgemalt, wie du dein Baby stillen möchtest und fragst dich jetzt, wie das auf der Frühgeborenenstation möglich sein soll? Die Ernährung von Frühchen ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit viel Geduld und einigen Tricks könnt ihr eine gute Stillbeziehung aufbauen.
Muttermilch ist das Beste für die Verdauung und die Entwicklung deines Frühgeborenes. Sie versorgt dein Baby mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen, wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette. Darüber hinaus enthält sie Enzyme, die die Verdauung und die Reifung des Magen-Darm-Trakts fördern.
Außerdem ist wissenschaftlich belegt, dass gestillte Frühchen weniger anfällig für bestimmte Krankheiten und Infektionen sind. Die Antikörper in der Muttermilch bieten einen natürlichen Schutz gegen Krankheiten und können das Immunsystem deines Babys stärken. Dies gilt besonders in den ersten Monaten seines Lebens, wenn es am anfälligsten ist.
Auch für Mütter wird das Stillen empfohlen, weil die Hormone, die bei der Milchbildung im Spiel sind, die Rückbildung der Gebärmutter anregen. Weitere schöne Effekte sind, dass sie stress- und schmerzlindernd wirken und die Stimmung der Mutter verbessern.
Frühchen haben oft einen höheren Energiebedarf als termingerecht geborene Babys, weil sie die Reifung außerhalb des Mutterleibs viel Kraft kostet. Gleichzeitig ist der Verdauungstrakt oft noch nicht ausgereift, deshalb können sie nur kleine Mengen trinken. Daher ist es wichtig, die Menge der Milch, die dein Frühchen bekommt, im Auge zu behalten und das Kind regelmäßig zu wiegen. Kinderärzt*innen oder die Hebamme werden dich dabei beraten.
Die Häufigkeit der Fütterungen ist ebenfalls entscheidend. Frühchen haben oft Schwierigkeiten, größere Mengen auf einmal zu trinken, weil ihnen die Kraft zum Saugen fehlt. Deshalb ist es sinnvoll, kleinere Mahlzeiten in kürzeren Abständen anzubieten.
Sehr früh geborene Kinder können oft noch nicht von Anfang an an der Brust trinken. Sie werden meist über eine Magensonde ernährt. Dabei wird Muttermilch über einen sehr dünnen Schlauch gegeben. Keine Sorge, für euer Baby ist das nicht unangenehm: Es spürt den Schlauch gar nicht und bekommt auf diesem Weg alle wichtigen Nährstoffe.
Damit deine Muttermilch über die Sonde gefüttert werden kann, solltest du so bald wie möglich mit dem Abpumpen beginnen. Gerade die ersten Tropfen, die aus der Brust kommen, enthalten besonders wichtige Abwehrstoffe und Stammzellen. Lasse dir vom Pflegepersonal zeigen, wie du mit der elektrischen Milchpumpe umgehst.
Wenn dein Baby etwas stabiler ist, könnt ihr langsam mit dem Stillen beginnen. Meistens bietet es sich an, beim Känguruhen die Brust zu geben und dem Baby nach dem Saugen eine Ruhepause beim Kuscheln zu ermöglichen.
Die Ernährung deines Frühchens erfordert besondere Aufmerksamkeit und Pflege, aber du bist nicht allein. In der Neonatologie wird Teamarbeit besonders geschätzt – und du bist ein Teil davon: Kinderärzt*innen, Pflegepersonal und Stillberaterinnen stehen dir zur Seite, wenn du Fragen hast oder Probleme auftauchen. Sie werden sicherstellen, dass dein Baby alle notwendigen Nährstoffe für seine gesunde Entwicklung erhält. Teile ihnen alle Fragen, Sorgen oder Beobachtungen mit. Sie können auf eure Situation eingehen und dich individuell beraten.