Wie ist es für Männer, wenn sie Väter werden? Wie fühlt es sich für Sie an, dass Mutter und Baby eine so enge Bindung haben und wie können sie selbst eine vertraute Beziehung zu ihrem Baby herstellen? Ralf Specht ist selbst Vater und hat als Geschäftsführer von Väter e.V. viele Jahre Väter bei Alltagsfragen beraten. Im ElternLeben.de Interview berichtet er, warum das Vatersein für Männer nicht immer einfach ist.
Neben der unglaublichen Bereicherung bringt ein Kind auch Herausforderungen. Viele Männer merken, dass ihnen etwas fehlt, wenn der Alltag eingekehrt ist: ihre Frau. An deren Brust, die für sie eine hohe Symbolik hat, liegt nun das Baby. Rational ist das für sie vollkommen in Ordnung. Unterbewusst irritiert sie das.
Häufig ja. Männer, die gelernt haben, ihre Gefühle auszudrücken, haben eine Chance, sich mit der Partnerin darüber auszutauschen. Doch für die meisten ist eine ungewohnte Situation. Sie spüren ambivalente Gefühle.
Es ist wirklich etwas in Bewegung gekommen. Männer möchten ihre Vaterrolle anders ausfüllen, als es ihnen ihre eigenen Väter vorgelebt haben. Sie lieben diese, doch haben sie ein deutlich modernisiertes Männerbild. Sie wollen nicht nur vom Berufsleben bestimmt sein. Sie nehmen Elternzeit, um viel vom Gefühlsleben und Alltag ihrer Kinder mitzubekommen. Männer, bzw. Paare, die eine solche partnerschaftliche Erziehung haben, sind gewissermaßen Innovatoren. Sie setzen um, was anderen als Beziehungsmodell vorschwebt.
Väter möchten sich gerne mehr einbringen und eine längere Elternzeit nehmen, stoßen dabei jedoch häufig auf Unverständnis. In der Arbeitswelt wird ihnen Skepsis entgegen gebracht, ob sie danach noch belastbar sind. Deshalb bezweifeln Männer häufig, dass so ein Weg tatsächlich für sie gangbar ist. Viele Männer berichten auch, dass es ihren Partnerinnen schwerfällt, dem Vater Erziehungskompetenz zuzutrauen. Die Männer fühlen sich oft kontrolliert oder sogar bevormundet.
Vielleicht, weil die aktive Vaterrolle gesellschaftlich noch nicht so anerkannt ist. Und innerhalb der Beziehung stehen Männer häufig nicht zu ihren emotionalen Bedürfnissen. Beispiel: Die Mutter, die ihr Kind nach der Geburt im Arm wiegt. Sobald der Vater das Kind nimmt, wird kommentiert: „Pass auf, halt das Kind so, sonst fällt es runter.“
Für den Vater ist es jetzt wichtig, zu sagen „Entspann dich, ich weiß, was ich tue. Mach du es auf deine Weise, ich mache es auf meine“ – doch das bleibt oft aus. Dabei sind Väter von Natur aus genauso befähigt, ein Kind zu wiegen, mit allem Notwendigen zu versorgen. Sie sollten ihren eigenen Weg in der Begleitung ihres Kindes gehen. Machen sie alles so wie die Mutter, merken sie irgendwann, dass sie nicht bei sich sind. Oft lassen sie dann wieder davon ab. Davor schützt nur der eigene gefundene Weg.
Eindeutig. Auch mir war vorher nicht klar, wie umfassend die Änderungen sein würden. Soziale Bezüge gehen verloren. Zwar kommen neue hinzu, doch das Verlustgefühl ist stark.