Julia, 29, ist Mutter von munteren Zwillingssöhnen. Die Jungen, jetzt zwei Jahre alt, halten sie ziemlich auf Trab; darum freut sie sich, dass sie mittlerweile vieles gelassener sieht.
Stillen war für mich ein Dogma. Als meine Zwillinge vor zwei Jahren geboren wurden, stillten alle um mich herum. Die Flasche geben? Darüber wurde im Geburtsvorbereitungskurs gar nicht gesprochen! Ich wäre nie auf die Idee gekommen nicht zu stillen. Also habe ich gestillt. Auch wenn ich natürlich mit zwei hungrigen Kindern das Doppelte leisten musste. Das Stillen war von Anfang an eine Tortur. Für uns alle. Die Jungs waren sehr zart und so wurde von Anfang an zugefüttert. Ich musste Abpumpen und hatte das Gefühl, an einer Melkmaschine zu sitzen. Stundenlang. Da ich eine schwere Brustentzündung in der linken Brust hatte, konnte ich nicht beide gleichzeitig anlegen, der andere weinte dann oft. Und ich auch. Vor Schmerzen und vor Frust. Ich war ganz schön unter Druck, meinen Kindern diese wertvollen Nährstoffe und Innigkeit bieten zu können. Viel zu spät habe ich mich getraut und mir fachlichen Rat bei einer Stillberaterin gesucht. Und es war für mich der Befreiungsschlag, als diese endlich aussprach was ich mir zu denken verboten hatte: Hören Sie doch bloß auf damit! Ab dann wurden meine Kinder von einer wesentlich entspannteren Mutter mit der Flasche gefüttert. Und zwar gleichzeitig! Ich hatte auf Schlag mehr Zeit, die wir spielend und kuschelnd verbracht haben. Es gibt eben viele Wege, um eine Bindung zum Baby aufzubauen.
Toll war auch, dass mein Mann dadurch von Anfang mithelfen konnte. Mit dem nächtlichen Fläschchen war das natürlich auch einfacher. Er war viel früher aktiv eingebunden und das tat uns allen Vieren sehr gut. Das Thema Flaschennahrung und Allergien habe ich auch für mich abgehakt. Klar ist Muttermilch das beste, aber wenn ich mir meine beiden Wonneproppen mittlerweile anschaue, so haben die beiden das sehr gut überstanden, dass sie diese nur kurz bekamen. Die Kinder haben sich klasse entwickelt und sind nicht mehr oder weniger krank als andere Kinder. Der Stilldruck ist schlimm, und ich wünsche mir, dass Mütter sich nicht dafür rechtfertigen müssen, wenn sie ihr Baby nicht stillen wollen oder können. Diese Blicke, wenn ich die Flasche gab, das war schon nicht einfach. Auch Flaschenkindern geht es gut – nämlich dann, wenn es ihrer Mutter gut geht.