Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Hilfe für Schreibabys - Die TROST-Methode bei Schrei- und Schlafproblemen

Wenn du diesen Artikel liest, weißt du vermutlich, wie es sich anfühlt, eine gefühlte Ewigkeit mit einem schreienden kleinen Wesen im Zimmer auf- und abzulaufen. Du suchst verzweifelt nach einer Möglichkeit, dein Baby zu beruhigen. Du hast vieles schon ausprobiert und fragst dich, was du noch machen kannst. Unsere ElternLeben-Expertin Melanie Schüer hat für Mütter und Väter mit Schreibabys die TROST-Methode entwickelt. 

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Schreib-Baby im Arm

Die TROST-Methode

Unsere ElternLeben-Expertin Melanie Schüer hat für Mütter und Väter mit Schreibabys die TROST-Methode entwickelt. Der Name „TROST“ ist ein Akronym, d.h. jeder Buchstabe des Namens  gehört zu einem bestimmten Oberbegriff:  

HalT geben
      Reizreduktion
    LOslassen
  AuSzeit
  EnTspannungshilfen

Das Besondere an dieser Methode ist ihr ganzheitlicher Ansatz, denn Schreien kann bei Babys viele Ursachen haben, so dass es dafür meist keine einfache Lösung gibt, die immer hilft. 

1. Der BASIS-Check

Am Anfang steht stets ein Basis-Check auf typische Gründe für Unruhe, den du durchführen solltest:

  • Nasse Windel? Wunder Po? Gegen einen wunden Windelbereich helfen Zinksalbe und Heilwolle.
  • Hunger? Du solltest nicht bei jedem Schreien sofort stillen, aber Stillen nach Bedarf ist empfehlenswert, da durch Wachstumsschübe und andere Einflüsse der Nahrungsbedarf schwankt. Kürzere Abstände zwischen den Mahlzeiten können helfen, weil der Magen des Babys dann nicht durch große Mengen belastet wird.
  • Schmerzen? Dein Arzt kann körperliche Ursachen diagnostizieren bzw. ausschließen, z.B. Mittelohrentzündung, osteopathische Probleme, Magenschmerzen (Probiotika helfen, die Darmflora zu stabilisieren, z.B. BiGaia), Unverträglichkeiten (z.B. Allergien, Laktoseintoleranz, etc.).
  • Temperatur –Schwitzen fühlt man bei Babys vor allem im Nacken; kalte Hände sind normal, aber kalte Füße sollten gewärmt werden.
  • Langeweile? Babys müssen zwar nicht ständig bespaßt werden und können nach und nach lernen, sich selbst zu beschäftigen. Das klappt aber in den ersten Monaten meist nur sehr kurz und besonders wache Babys fordern Deine Aufmerksamkeit.
  • Müdigkeit? Besonders kleine Babys sollten nicht länger als 1-2 Stunden am Stück wach sein. Achte auf Müdigkeitsanzeichen, z.B.: Augen reiben, gähnen, Baby dreht den Kopf weg, starrer Blick. Nimm bei der Tagesplanung Rücksicht auf dein Baby – dann nimmt es Rücksicht auf dich. 

2. Anwendung der TROST-Methode

HalT geben: 

  • Viel tragen  und kuscheln, wenn möglich Schlafen im Elternzimmer
  • Feste Bezugspersonen (kein ständiger Wechsel, behutsame und langsame Eingewöhnung an neue BetreuerInnen)
  • Bindung fördern und ggf. mithilfe einer Eltern-Kind-Therapie stärken
  • Pucken kann dem Baby helfen, sich zu beruhigen. Pucken" bedeutet, dass Babys mit einer Decke oder einem speziellen Pucksack relativ stramm eingewickelt werden, um ihnen so ein Gefühl wie im engen Mutterleib zu vermitteln. Ein Baby sollte aber nicht Tag und Nacht gepuckt werden, damit es sich auch bewegen kann und Hautkontakt zu den Eltern möglich ist.
  • Eltern sollten auch selbst Halt bekommen – z.B. durch Gespräche mit vertrauten Personen oder durch professionelle Beratung bzw. Therapie.

Reizreduktion: 

  • Nicht zu viele Termine oder zu viel Besuch
  • Wachzeiten nicht zu lange ausdehnen (siehe „Basis-Check“)
  • Nicht zu viel oder zu lautes/grelles Spielzeug und keine ständige Beschallung mit Musik/TV
  • Dunkelheit beim Schlafen (nach den ersten Lebenswochen auch tagsüber)
  • Ruhephasen einbauen – nicht ununterbrochen mit dem Baby spielen oder reden

LOslassen: Wenn du keinen Grund für das Schreien Deines Kindes herausfinden kannst, braucht es das Schreien womöglich als Ventil. Auch Babys erleben Belastungen und Stress – zum Beispiel bei der Geburt, durch Entwicklungssprünge, Wachsstumsschmerzen, o.ä. Vielleicht muss dein Kind einfach schreien, um Stress abzubauen.
Halte dein Baby im Arm und rede zwischendurch ruhig mit ihm: „Ja, es ist gut, dass du mir das erzählst. Das hört sich wirklich stressig an. Ich bin bei dir. Lass' den Stress ruhig heraus.“ Versuche, das Weinen nicht als Problem zu sehen, sondern als Vertrauensbeweis  - dein Kind fühlt sich bei dir so wohl, dass es sich traut, dir von seinem Stress zu „erzählen".
AuSzeit: Eltern brauchen auch „kindfreie“ Zeiten, um sich zu erholen. Das ist nicht egoistisch, sondern  notwendig, um weiter ausgeglichene Eltern sein zu können. Deshalb organisiere dir Auszeiten – auch Deinem Baby zuliebe! Bitte Verwandte oder Freunde, das Baby regelmäßig zu betreuen oder wende dich an wellcome. Und wechsle dich mit deinem Partner ab. Wer von euch die Woche über mehr abwesend ist, sollte am Wochenende verstärkt das Kind betreuen. Wenn du während einer Schreiphase aggressiv wirst (was ganz verständlich ist), lege dein Baby an einem sicheren Ort ab und gönne dir eine Minute zum Durchatmen. Iss oder trink etwas und versuche, ein wenig zur Ruhe zu kommen.
EnTspannungshilfen: Babys sind Experten für Körpersprache. Dein Stresslevel beeinflusst das Wohlbefinden deines Babys.  Finde Wege, dich zu entspannen – in Ruhepausen, aber auch, während dein Baby schreit. Beispiele sind Bauchatmung, Autogenes Training, Musik oder Hörbücher über Kopfhörer.
Auch für Babys existieren sanfte Entspannungshilfen:

  • Weißes Rauschen (beruhigende Geräusche wie Regen, Föngeräusche, z.B. bei youtube)
  • Lavendelduft wirkt grundsätzlich beruhigend (z.B. 1 Tropfen naturreines Lavendelöl vermischt mit Mandelöl zur Babymassage); Babys können aber auf ätherische Öle wie Lavendel empfindlich reagieren. Frage dazu am besten Hebamme oder Kinderarzt. Gerade in den ersten Lebenswochen nutzt man am besten keine solcher duftintensiven Stoffe, weil Neugeborene Gerüchen gegenüber extrem sensibel und schnell irritiert sind. Bei Blähungen und Bauchschmerzen kannst du in der Apotheke eine Creme oder ein Öl mit verdauungsfördernden Pflanzenauszügen aus Fenchel/Kümmel/Anis besorgen und damit den Bauch deines Babys massieren.
  • Schlafen in Seitenlage (z.B. mit Stützkissen), da so der Moro-Reflex nicht ausgelöst wird
  • Saugen, z.B. mit dem Schnuller
  • Körperliche Begrenzungen durch Pucken oder ein Stillkissen, das Du um dein Baby herum legst