Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Lautbildung und Sprachentwicklung

Autorin - Rose Volz-Schmidt

Eine wichtige Vorbemerkung: die meisten Eltern sind eher ungeduldig und deshalb schnell beunruhigt, wenn ihr Baby sich vermeintlich langsamer entwickelt als andere. Doch Vorsicht: Vergleichen hilft nicht. Denn wie du hier nachlesen kannst, entwickelt sich ein Baby in mehreren Dimensionen. Nicht alles kann gleichzeitig passieren. Obgleich Babys echte Lern-Genies sind, gilt auch für sie: alles zu seiner Zeit.

Babys sind individuelle Persönlichkeiten – von Anfang an. Manche Babys sind motorisch stark, andere in der Sprachentwicklung besonders schnell. Der folgende Überblick gibt dir Anhaltspunkte – nicht mehr und nicht weniger. Wenn du beunruhigt bist, weil du in einem der Bereiche eine starke Entwicklungsverzögerung vermutest, hilft ein Besuch beim Kinderarzt weiter. Für alles andere gilt: auch das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Mutter und Baby vor einem Buch

ARTIKEL ANHÖREN: Lautbildung und Sprachentwicklung – vorlesen lassen

Erste Wochen

Dein Baby gibt gelegentlich Geräusche von sich und verständigt sich vor allem durch Schreien. Kräftiges Schreien deutet auf Bauchschmerzen oder Hunger hin, leiseres Schreien auf Müdigkeit. Meist dauert es einige Wochen, bist du das Schreien deines Kindes unterscheiden kannst. Dennoch ist es wichtig, genau hinzuhören, um es beruhigen zu können.

2 bis 3 Monate

Ab dem zweiten Monat formt dein Baby erste Laute. Zunächst sind dies eher einsilbige „ä“-Laute, später zweisilbig kombinierte Laute wie z.B. „e-rrhe“ oder „ej-ej“. Noch immer verständigt es sich hauptsächlich durch Schreien, doch es kommen stets Laute dazu, die signalisieren können, wie sich dein Baby fühlt. Außerdem kann es richtig herzhaft lachen. Und beim Schreien beginnen manchmal Tränen zu fließen – dein Baby kann weinen.

3 bis 4 Monate

Ab jetzt wird viel erzählt. Verschiedene Laute und Töne werden geübt und mit ihnen diverse Geschichten erzählt. Wenn dein Baby gute Laune hat, juchzt es laut und vernehmlich.

5 Monate

Dein Baby beherrscht jetzt schon mehrere Laute. Es liebt Lautfolgen, die schön rhythmisch klingen. Das „da-da-da“ oder „mem-mem-mem“ sind Lieblingsmelodien der meisten Babys.

6 bis 8 Monate

Nach wie vor übt dein Baby Lautfolgen, die auch in Lautstärke und Tonlage immer stärker variieren.
Im 8. Monat kommt noch das Flüstern hinzu.

9 bis 10 Monate

Die beliebten Doppelsilben bringen in dieser Phase meist das lang ersehnte „ma-ma“ hervor. Ein unvergessliches Erlebnis!

10 bis 12 Monate - etwa ein Jahr

Dein Baby übt sich in Lautmalereien und probiert längere Silbenketten aus. Doch langsam sind auch „sinnvolle“ Silben dazwischen, etwa „brmm-brmm“ für den Begriff „Auto“. Die meisten Babys sprechen mit etwa einem Jahr schon die ersten Worte. Zu „Mama“ kommen auch „Papa“ oder „wauwau“ und ähnliche „Babywörter“ hinzu.

Auch das erste klare „nein“ versteht dein Baby: es unterbricht sein Spiel für einen kurzen Augenblick und wendet sich dir zu. Noch kann es sich diese Situation jedoch nicht merken, so dass du häufig Wörter wiederholen musst – auch das „nein". Wenn du dein Kind um etwas bittest – z.B. „bring mir deinen Ball“ kann es sein, dass es während es losgeht das bereits wieder vergessen hat und die Handlung nicht zu Ende führt. Dein Baby will dich nicht ärgern – es kann aber aufgrund seiner Entwicklung noch nicht mehr. Erziehung im eigentlichen Sinn kann erst im zweiten Lebensjahr beginnen!