Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
Artikel

Mein Baby dreht sich! Von der Rücken- in die Bauchlage

Autorin - Sandra Lößl

Das erste Lebensjahr deines Babys bringt viele Entwicklungsschritte mit sich. Bei diesen hast du sicher viel Freude an der Beobachtung und kannst deinem Kind mit kleinen Hilfestellungen eine wertvolle Begleitung sein. Das Drehen von der Rückenlage in die Bauchlage gehört dazu und ist eine der großmotorischen Errungenschaften eines Babys. Es ist die erste aktive Lageveränderung. Dein Kind kann sich nun alleine von einer Lage in eine andere bringen. Ein großartiger Moment.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten
Lustiges Baby liegt auf dem Bauch mit Finger im Mund

Wann lernt mein Baby das Drehen?

Der erste Drehversuch kommt zu recht unterschiedlichen Zeitpunkten. Während sich manche Babys schon mit vier Monaten das erste Mal selbständig vom Rücken auf den Bauch drehen, brauchen andere Kinder deutlich länger. Eltern müssen oft etwas Geduld aufbringen und warten, bis das Kind ca. sieben Monate alt ist. Das ist alles im Rahmen und normal. Die Entwicklung anschieben kannst du nicht, du kannst deinem Kind aber eine Umgebung schaffen und Spielanregungen bieten, die ihm das Drehenlernen erleichtern.

Wie kommt das Kind eigentlich in die Bauchlage?

Der Weg auf den Bauch kann unterschiedlich aussehen. Manche Kinder drehen sich zuerst auf die Seite und liegen dort einige Zeit, bevor sie die nächste Stufe in Angriff nehmen. Andere „plumpsen“ – oftmals zunächst ungeplant – direkt auf den Bauch. Dem Drehen in Bauchlage geht meist ein intensives Spiel mit den Füßen voraus. Das ist gut und stärkt die Bauchmuskeln. Diese sind wichtig um den richtigen „Drive“ zu bekommen.

Drehen in Bauchlage – wie kann ich mein Baby unterstützen?

Bewegung braucht Raum
Um sich auf den Bauch zu drehen, benötigt dein Baby reichlich Platz. Oftmals braucht es einige „Anlaufversuche“ bis es klappt. Beim Hin- und Herwackeln von der einen Seite auf die andere wird oft schon reichlich Platz in Anspruch genommen. Das Ganze funktioniert natürlich  nicht im Kinderwagen oder der Wiege. Zu enger Raum kann das Kind auch frustrieren, weil es sich nach der Drehung „verheddert“ oder anstößt. Achte auf die Sicherheit: Wenn dein Kind alleine auf dem Wickeltisch liegt und sich plötzlich dreht, kann es herunterfallen! Eine Spielecke auf dem Wohnzimmerboden, ein ausreichend großer Laufstall oder – unter Aufsicht – das elterliche Bett laden dein Baby ein, sich in seiner Großmotorik weiter zu entwickeln.

Sitzen vermeiden – Bewegung zulassen
Du kannst, wie bereits erwähnt, die Entwicklung deines Babys nicht beschleunigen. Du kannst aber eventuelle „Handbremsen“ lösen. Eine der größten Störungen einer gesunden Bewegungsentwicklung ist das vorzeitige Sitzen. Damit ist ein Sitzen gemeint, das von deinem Kind nicht eigenständig erreicht wurde.

Manche Kinder können mit vier bis sechs Monaten schon einigermaßen sicher sitzen, wenn man sie in ein Stühlchen setzt. Doch hier wird die Bewegungsentwicklung im wahrsten Sinn des Wortes „ausgebremst“. Das Kind kann sich sitzend kaum bewegen. Wenn es frei sitzt, läuft es Gefahr umzufallen, im Stühlchen oder einer Wippe ist die Bewegungsmöglichkeit von vorneherein nicht möglich. Deshalb solltest du solange wie möglich darauf verzichten dein Kind hinzusetzen! Am besten erst dann, wenn es sich aus eigener Kraft in die Sitzposition bringen kann. Bis dahin sollte das Baby (außer du trägst es) so viel wie möglich liegen. Auf dem Rücken oder auf dem Bauch.

Hantieren in Rückenlage
Gib deinem Kind die unterschiedlichsten Gegenstände zum Spielen in der Rückenlage. Ab dem vierten Monat nehmen Babys zum Erkunden der Gegenstände auch die Beinchen mit dazu. Das stärkt die Bauch- und Rückenmuskulatur und die wird für das Drehen dringend gebraucht. Biete deinem Kind gerne auch größere Gegenstände, wie z.B. Plastikschüsseln oder leere Plastikflaschen an. Es macht ihm sicher Spaß mit diesen zu Hantieren. Manche Kinder „plumpsen“ beim Spiel schon mal auf die eine oder andere Seite. Es erfährt erste Dreherlebnisse.

Strampeln macht Spaß und gibt Kraft
Hast du mal probiert, wie anstrengend es ist, in Rückenlage mit den Beinen zu strampeln? Gar nicht so einfach! Hier werden viele Muskeln beansprucht. Auch die, die für das Drehen in die Bauchlage notwendig sind. Lass dein Kind also viel strampeln. Wenn du ihm einen Wasserball an die Füße hältst, macht es dem Baby besonders viel Spaß mit den Füßchen dagegen zu stoßen. Dieses erste Fußballspiel könnt ihr gemeinsam spielen – doppelte Freude für dein Baby und dich.

So wenig Hilfe wie möglich – so viel wie nötig
Wenn dein Kind auf den Bauch möchte, es selbst aber noch nicht schafft, gib ihm nur eine kleine Unterstützung. Du kannst deinem Baby z.B. einen Finger reichen, an dem es sich festhält. Diesen ziehst du dann vorsichtig zur Seite. Damit gibst du ihm eine wichtige Hilfestellung und das Gefühl, schon ein bisschen was selbst geschafft zu haben. Außerdem kann dein Kind so die Bewegung der Drehung spüren und sich merken wie es geht. Wenn du es für die Lageveränderung hochhebst, erlebt es das nicht.

Lieblingsseite?
Fast jedes Kind hat eine Seite, über die ihm das Drehen leichter fällt. Natürlich benutzt es diese zunächst, um sich in die Bauchlage zu bringen. Nach einiger Zeit sollte das Baby jedoch auch die andere Seite nutzen. Hier kannst du ihm ein bisschen helfen, indem du es mit einem Spielzeug über die andere Seite lockst. Meist spielt sich das schnell ein und die andere Seite wird auch genutzt.

Und wann geht's wieder zurück?
Das Zurückdrehen in die Rückenlage kommt in der Regel erst nach dem „Auf-den-Bauch-drehen“. In großen Ausnahmen lernt es das Kind zuerst. Meistens kommt dieser Entwicklungsschritt recht bald nach der Errungenschaft der selbständig eingenommenen Bauchlage. Bei manchen Babys – oft bei denen, die recht früh angefangen haben sich auf den Bauch zu drehen – kann es allerdings ein wenig dauern. Mit 7 Monaten schaffen es die meisten dann selbständig wieder zurück auf den Rücken.
Dann kann das Kind schon rollen – sein Aktionsradius steigert sich damit enorm. Begehrte Spielsachen können schon selbst erreicht werden. Höchste Zeit, die Wohnung kindersicher zu machen. Solange dein Kind nicht selbständig zurück auf den Rücken kommt, ist es gut, wenn du es zur Lageveränderung nicht hochnimmst, sondern zurück rollst. Du kannst es vorsichtig an Schulter und Hüfte zurückdrehen. So spürt das Kind bereits die Bewegung und übt den „Weg“ vom Bauch auf den Rücken.

Anstrengend für die Eltern – „Auf-den-Bauch-drehen“ in Endlosschleife
Dein Kind hat den Weg in die Bauchlage gelernt? Super! Wie bei allen neuen Errungenschaften möchte dein Baby diese Bewegung nun bis zur Perfektion üben. Das heißt, dass es diese Bewegung immer und immer wieder durchführen möchte. Ganz praktisch heißt das: Dein Baby dreht sich auf den Bauch – es möchte von dir wieder auf den Rücken gedreht werden – es dreht sich auf den Bauch – möchte zurückgedreht werden…
Das kann ganz schön anstrengend werden. Als Erwachsener denkt man sich gerne: „Bleib doch auf dem Rücken liegen!“ Das kann dein Kind aber nicht und das ist gut so. Es muss die Bewegung einfach einüben. Selbstverständlich kann das für Mütter und Väter ganz schön nervenaufreibend sein. Wechselt euch, wenn möglich, ab. Doch meist ist das nach einigen Tagen wieder vorbei. Und freu dich, dass dein Kind Spaß an der Bewegung hat.

Was tun, wenn mein Baby sich nicht dreht?

Kann sich dein Kind bis zur Untersuchung U5 noch nicht selbständig auf den Bauch drehen, kannst du das beim Kinderarzt ansprechen. Manchmal kann hier eine Physiotherapie guttun und das Kind bei seiner Entwicklung unterstützen. Viel Spaß beim Drehen und Rollen!