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Windelfrei: Warum Freiheit für die Windelpopos so gut tut

Windelfrei ist derzeit ein großer Trend. Es gibt Eltern, die diese Art der Erziehung sehr konsequent verfolgen und damit Erfolg haben. Insgesamt ist es im Eltern-Alltag mit Einkaufen gehen, Straßenbahnfahren, Krippen- oder Spielgruppenbesuch, nicht immer gut umsetzbar. Du kannst deinem Baby aber auch kleinere windelfreie Phasen anbieten, die sich gut in deinen Alltag einbetten lassen.

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Baby schaut über einen gestapelten Windelhaufen

Warum nicht auch mal runter mit den Windeln ...

Die Popos unserer Babys und Kleinkinder sind vom ersten Tag an gut verpackt. Das ist für Eltern schon recht praktisch und bequem, keine Frage. In den neuen Windeln – egal ob aus Kunststoff oder Naturmaterialien - sind die kleinen Popos doch sehr gut aufgehoben. Für Eltern ist der Aufwand auch nicht zu vergleichen mit dem von vorherigen Generationen. Auch der Komfort für die Kinder ist nicht von der Hand zu weisen. Die neue Windelgeneration engt die Bewegungsfreiheit doch viel weniger ein als die riesigen Windelpakete, die vor 20 Jahren noch um die kleinen Popos gewickelt wurden.

Aber warum nicht auch mal runter mit den Dingern. Freiheit für die Babypopos! Besonders dann, wenn die warme Jahreszeit ansteht, aber auch im Winter in einem geheizten Raum tut es Kindern einfach gut den Po auch mal zu lüften.

Bei den allermeisten Babys stößt man da auf große Freude. Ist die Windel erst mal ab, wird auf dem Wickeltisch freudig gestrampelt, kleine Füßchen werden eingefangen und – wenn möglich – in den Mund gesteckt. Wickelt man ein Kleinkind, das schon laufen kann, büchst es gerne mal aus, noch bevor Mama oder Papa die frische Windel wieder anziehen können.

WARUM EIN NACKIGER PO DEN KLEINEN SO GUT TUT:

Kinder wollen ihren Körper erkunden – den ganzen Körper

Babys und kleine Kinder lernen ihren Körper Stück für Stück kennen. Lustvoll erkunden sie zuerst die Händchen, indem sie diese in den Mund stecken, betasten und ansehen. Etwas später - und sportlich schon etwas anspruchsvoller - werden dann auch die Füßchen erkundet.

Im zweiten Lebenshalbjahr beginnen Babys außerdem ihre Genitalien zu betasten. Eine Erfahrung in der Entwicklung unserer Kinder, die wir ihnen von Zeit zu Zeit ermöglichen sollten. Auch dieser Bereich gehört zu ihrem Körper, nur meistens kommen die Kinder da einfach nicht ran.

Frischluft für entzündete Haut

In der Regel leiten moderne Windeln Flüssigkeiten gut vom Babypopo weg. Trotzdem können Urin und Stuhlgang die zarte Haut wund machen. Wenn dein Baby schon mal einen entzündeten Po hatte, weißt du, wie schmerzhaft und unangenehm das für die Kleinen ist. Frische Luft kann hier wesentlich zur Heilung beitragen und sogar der Entwicklung eines Soors vorbeugen. Lass dein Baby einfach eine Zeitlang nackig, nachdem du den Windelbereich gereinigt hast. Lüften kann hier Wunder wirken.

Mehr Bewegungsfreiheit ohne Windel

So gut und flexibel die neue Windel-Generation auch ist, sie schränken die Bewegungsfähigkeit eines Babys dennoch ein. Nicht sehr, aber doch ein wenig. Vielleicht hast du schon mal beobachtet, dass dein Kind seine Füßchen in Rückenlage viel höher bekommt und stärker strampelt, wenn die Windel ab ist. Auch auf dem Weg zum ersten Umdrehen kann das Popopaket mitunter stören.

Manchmal ist genau dieses kleine Stück (Kunst-)stoff im Weg, um das erste Mal alleine auf den Bauch zu kommen. Nackig sein kann also durchaus entwicklungsfördernd sein. Manche Babykurs-Konzepte setzen deshalb bewusst auf das Nackigsein der Babys.

Entwicklung liebevoll begleiten

Im Alltag kommentierst du das Erleben und Verhalten deines Kindes und begleitest damit seine Entwicklung. Kinder brauchen die Rückmeldung von den Eltern, um zu begreifen, was sie tun und was mit ihnen passiert. Was in der Windel passiert, ist meist jenseits der Erlebbarkeit. Wenn du deinem Kind die Windel wechselst, siehst du, dass sie leer oder voll ist. Wie oft das Kind seine Blase darin entleert hat, entzieht sich deiner Kenntnis.

In der Regel unterbricht das Kind kurz sein Spiel zum Ablassen von Urin. Es hält inne, manchmal schüttelt es sich. Mit Windel nehmen wir das meist nicht wahr. Im nackten Zustand siehst du, was passiert und kannst es auch kommentieren. „Jetzt hast du gepieselt, siehst du, dein Beinchen ist nass geworden“. Liebevoll kannst du dann das Beinchen deines Babys abwaschen.

Hilfreich auf dem Weg zum Sauberwerden

Ist dein Kind gelegentlich ohne Windel, kann es seine Ausscheidungen intensiver wahrnehmen. Es bemerkt, dass sich der Harndrang ankündigt und kurz darauf sein Beinchen oder Bauch nass wird. Viele Kinder fassen interessiert an den Ort des Geschehens. Gemeinsam mit der Rückmeldung von Mama oder Papa kann das Baby Stück für Stück abspeichern, was da passiert und einen Zusammenhang zwischen Harn- oder Stuhldrang und den darauffolgenden Ausscheidungen herstellen.

Wann und wo windelfrei?

Wann und wo du dein Baby nackig sein lässt, hängt ein Stück weit von dir und deinem Wunsch nach Sauberkeit ab. Manche Eltern möchten Ausscheidungen lieber nur im Badezimmer haben, anderen ist es egal, wenn mal eine „Pfütze“ im Kinderzimmer entsteht.

Wegen des großen Geschäftes musst du dir in der Regel keine Sorgen machen. Es kündigt sich normalerweise eindeutiger an und die meisten Eltern haben schon ein gutes Gefühl dafür, wann das Kind „groß“ muss“. Ich leite sein vielen Jahren Kurse, in denen Kinder nackig sind. Es passiert fast nie, dass ein Kind Stuhlgang hat ohne dass die Eltern das im Vorfeld bemerken und Vorkehrungen treffen können.

Du kannst dein Kind – wenn die Umgebung dafür warm genug ist - ganz ausziehen oder einfach nur die Windel abnehmen und „unten ohne“ spielen lassen.

Lesetipp: Wie funktioniert eine windelfreie Erziehung?

PRAKTISCHE TIPPS ZUR WINDELFREIHEIT:

Badezimmer

Ob nach dem Baden, als Abendritual oder einfach zwischendurch - das Schöne am Badezimmer ist, dass Pfützen ganz einfach aufgewischt sind und der Raum meist gut zu beheizen ist (im Idealfall verfügt das Bad sogar über eine Fußbodenheizung). Aber Vorsicht ist geboten, wenn dein Kind schon stehen kann. In Verbindung mit Urin werden Fliesen im Nu spiegelglatt.

Wickeltisch

Bei ganz kleinen Babys reicht schon der Wickeltisch. Mit einer Wärmelampe darüber hat es dein Baby hier herrlich warm. Du kannst es streicheln, massieren, ihm ein Lied singen. Kann sich dein Kind schon alleine drehen, ist es einfacher die Wickelunterlage auf den Boden zu legen.

Mattenecke im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer kannst du ganz einfach einen „FKK-Bereich“ einrichten. Es gibt extra dafür angefertigte Krabbelmatten, die es in verschiedenen Online-Shops zu kaufen gibt. Genauso gut eignen sich aber auch Yoga- oder Gymnastikmatten. Mit einem Heizlüfter kannst du ganz schnell eine angenehme Temperatur erzeugen und das Baby kann nach Herzenslust nackig spielen und tollen. Urin ist von den Matten mit etwas Neutralreiniger rückstandslos zu entfernen.

Garten oder Balkon

Wenn du einen Garten hast, kannst du dein Kind natürlich besonders schön nackig spielen lassen. Pipipfützen versickern in der Wiese und es weht ein frisches Lüftchen um den Popo. Nackig ist das Spielen im Gras für die meisten Kinder besonders interessant. Auf dem Balkon lässt sich bei gutem Wetter wie im Kinderzimmer leicht eine „FKK-Ecke“ einrichten. Einfach mit Matten auslegen und los geht´s. Auch ein Laufstall kann hier gut platziert werden.
Hast du Lust bekommen, eine Windelpause auszuprobieren? Dann lege los damit! Vielleicht entdeckst du ja noch ganz andere Vorteile oder Tipps. Aber wenn du weder die Nerven noch die Zeit dafür hast, ist das auch ok. Plane dann einfach etwas längere Wickelpausen ein, damit dein Baby dann so richtig strampeln und seinen Körper erleben kann.