Im Alter von 2 bis 4 Jahren beginnt für dein Kind eine spannende Phase: Es entdeckt neugierig seinen eigenen Körper und zeigt ein wachsendes Interesse an seiner Umgebung – dazu gehören auch Fragen nach Geschlechtern und Unterschieden. Diese sogenannte frühkindliche sexuelle Entwicklung ist ein natürlicher Teil des Heranwachsens. Vielleicht beobachtest du, dass dein Kind sich selbst oder andere Kinder neugierig anschaut oder Fragen stellt, die dich überraschen. In diesem Artikel erfährst du, wie du mit diesen Situationen entspannt und verständnisvoll umgehen kannst, welche Verhaltensweisen ganz normal sind und wie du deinem Kind ein gesundes Körperbewusstsein vermittelst.
Kleinkinder sind neugierig und entdecken den menschlichen Körper in Erkundungen der eigenen Körperteile, aber auch in Doktorspielen und ähnlichen Aktivitäten mit Spielgefährten.
Oft sind sie stolz auf ihren Körper und präsentieren daher auch gern ihre Geschlechtsteile den Erwachsenen, zum Beispiel, indem sie ihre Hose herunterziehen. Manche Kinder streicheln sich in der Öffentlichkeit an den Geschlechtsteilen.
Auch die Geschlechtsteile der Eltern sind sehr spannend und werden gern beobachtet oder mal angefasst. Kinder stellen dazu erste Fragen und möchten oft schon wissen, wie Babys in den Bauch der Mutter kommen. Sie sind sehr interessiert an den Ausscheidungen ihres Körpers und meist stolz auf das, was sie „produziert“ haben, sodass sie erst einmal in Ruhe betrachten möchten, was im Töpfchen gelandet ist.
Die Entwicklung bis zum tatsächlichen Trockenwerden verläuft individuell sehr unterschiedlich. Kleinkinder finden es toll, Erwachsene auf der Toilette zu beobachten, um direkt am Modell zu lernen. Auch für Kleinkinder ist Kuscheln und Körperkontakt zu den Eltern noch sehr wichtig, wobei einige Kinder mehr und andere Kinder weniger schmusen.
Doktorspielen kannst du als Mutter und als Vater grundsätzlich gelassen gegenüberstehen, solange die Kinder sich an Regeln halten: Niemand darf zu etwas gezwungen werden und niemand darf verletzt werden. Nähere Informationen im Artikel „Doktorspiele ...“.
Die gleiche Haltung empfiehlt sich, wenn dein Kind sich z. B. öffentlich auszieht oder sich selbst befriedigt. Eltern können ohne große Aufregung fragen: „Ist dir zu warm?“ und dann erklären, dass man nur zuhause nackt herumlaufen sollte. Und, dass es in Ordnung ist, wenn sich dein Kind am Penis/an der Scheide streicheln möchte, dass es das aber auch nur zuhause tun sollte. Es ist keine Boshaftigkeit, wenn Kinder diese Regeln immer wieder brechen – oft ist die Neugier in diesem Alter einfach stärker. Meist lässt dies aber schnell nach, wenn Eltern kein großes Aufheben darum machen.
Wenn es dir als Mutter oder als Vater möglich ist, unbefangen mit deiner eigenen Nacktheit umzugehen und deinem Kind auch zu erlauben z. B. mit zur Toilette zu gehen, unterstützt du dein Kind. Es lernt, selbstbewusst mit dem eigenen Körper umzugehen und findet Antworten auf seine Fragen. Eltern sollten nicht allzu ausgefallene Namen für die Geschlechtsteile verwenden, sondern solche, mit denen sich dein Kind ggf. auch verständlich machen kann, wenn es mit anderen Menschen spricht (z. B. wenn es im Kindergarten mal Schmerzen am Penis oder an der Scheide hat).
Wenn Kinder einmal kurz die Geschlechtsteile der Eltern fühlen wollen, ist das kein Problem, doch wenn sie weiter damit spielen wollen, empfiehlt es sich, ihnen freundlich beizubringen, die Grenzen anderer zu achten: „Lass' das mal, das mag ich nicht.“ Fragen zu Sexualität sollten Eltern wahrheitsgemäß beantworten. Für den Anfang reicht eine kurze Erklärung – wenn dein Kind mehr wissen möchte, wird es fragen. Weitere Tipps dazu in den Artikeln Aufklärung und Materialien zur Sexualaufklärung.
Sei weiterhin ein Kuschelpartner*in für dein Kind und begleite das Trockenwerden mit viel Geduld und Verständnis. Oft ist dies ein Prozess mit vielen Fort- und Rückschritten. Du kannst gern immer mal wieder schauen, ob Interesse besteht und dieses dann fördern. Wenn dein Kind aber phasenweise gar nicht auf's Töpfchen oder die Toilette mag, solltest du keinen Druck machen. Außerdem ist es wichtig niemals „Igitt“ oder Ähnliches zu den Ausscheidungen zu sagen und sich mit deinem Kind freuen, wenn es stolz begutachtet, was im Töpfchen gelandet ist.
Du solltest außerdem Grundwissen über Vorsicht gegenüber Fremden und das Verteidigen eigener Grenzen vermitteln: „Du bestimmst, wer dich berühren darf. Wenn dich jemand berühren will und du das nicht möchtest, dann sag' das oder ruf' um Hilfe. Man darf sogar treten oder schlagen.“ Weitere Tipps dazu unter Materialien zur Sexualaufklärung.