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Tipp

Vater-Kind-Beziehung stärken – 10 praktische Tipps

Gastautor - Carsten Vonnoh

Väter machen sich zunehmend Gedanken über ihre Rolle als Vater. Oft ist auch die Rede von: Die „neuen Väter“. Das heißt, die neuen Väter machen sich nicht nur Gedanken, sondern wollen aktiv ihre Rolle wahrnehmen und sich selbst im Vatersein weiterentwickeln. Sie wünschen sich eine gleichberechtigte Elternschaft und erkennen, wie wichtig der väterliche Einfluss auf ihr wachsendes Kind ist. Eine Elternschaft, in der Job, Kinder und eben alles, was ein gemeinsames Leben ausmacht, Hand-in-Hand läuft, ist im Alltag jedoch immer noch eine Herausforderung. Hier einige Tipps, wie Väter ihre Vater-Kind-Beziehung stärken können.

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Kleines Mädchen balanciert auf Baumstamm über Wasser. Vater steht auf anderer Seite.

Dein Kind wirklich wahrnehmen!

Regle nicht nur die Dinge um dein Kind und euch herum, sondern sei offen und aufmerksam, so dass du merken kannst, was dein Kind gerade bewegt und beschäftigt. Was es für eine eigene Persönlichkeit ist, und wie viel er oder sie vielleicht schon von deinen Eigenheiten durchscheinen lässt. Geschenke, egal wie toll sie auch sein mögen, ersetzen niemals das Bedürfnis nach Anerkennung und wirklicher Wertschätzung. Dieses “Gesehen-Werden” deines Kindes, einzig, weil es da ist, bildet die beste Basis für ein stabiles Selbstbewusstsein. Oft fällt uns gerade dieser Aspekt besonders schwer, weil wir diese Erfahrung durch unsere eigenen Eltern nicht oder nicht ausreichend erleben durften.

Emotionen deines Kindes ernst nehmen!

Hilf deinem Kind dabei, einzuordnen, was es gerade fühlt. Ein Weinen, ein Schreien, ein wütendes Toben hat immer einen Grund. Alles hat eine Erklärung, die wir aber oftmals nicht (gleich) erkennen können. Wenn dein Kind regelmäßig erklärt bekommt, dass das, was es gerade fühlt, nicht angemessen oder gar Quatsch ist, verlernt es, sich und seinen Empfindungen zu vertrauen. Damit wird es immer schwieriger, wichtige und starke Gefühle regulieren zu lernen. Für eure Beziehung als Vater zu eurem Sohn oder eurer Tochter ist das eine Basis, die langwierige, negative Folgen haben kann.

Dein Kind kooperiert in den ersten Lebensjahren!

Du kannst davon ausgehen, dass dein Kind in den ersten Lebensjahren fast immer kooperieren will. In 9 von 10 Fällen tut es das. Oft können wir das aus unserer Erwachsenen-Logik nur nicht erkennen. Wenn Kinder nicht kooperieren können, dann gibt es für sie nur 2 Möglichkeiten:

  • Konfrontation (Aggression)
  • Rückzug, bis hin zur resignierten Selbstaufgabe

Beide Verhaltensweisen solltest du sehr ernst nehmen. Versuche zu verstehen, warum deinem Kind in diesem Moment das “Nicht-Kooperieren” so wichtig ist! Wenn du nach und nach immer mehr Interesse zeigst und wirklich versuchst, dein Kind zu verstehen, dann gibt es kaum eine bessere Basis für lebenslanges Vertrauen zwischen euch. Versuche es, auch wenn es am Anfang nicht immer gelingen wird.

Respektiere die Grenzen deines Kindes!

Auch wenn viele hier vielleicht tief durchatmen, wenn sie von Augenhöhe hören, aber genau darum geht es. Zu akzeptieren, dass natürlich auch Kleinkinder Bedürfnisse haben, die nicht ohne Schaden übergangen werden können, nur weil wir gerade glauben, dass es besser für sie ist. Es ist wichtig, das Bedürfnis des Kindes genauso ernst zu nehmen, wie dein eigenes und auf dieser Basis einen, für alle Seiten akzeptablen, Kompromiss zu finden. Nur in Ausnahmefällen und wirklicher Gefahr ist es ratsam, seinem Kind ein Verhalten abzuverlangen, dass nicht im Einklang mit dieser prinzipiellen Augenhöhe steht. Die offensichtliche Macht, die wir als Eltern haben, ist nicht dafür da, die Grenzen unseres Kindes regelmäßig zu überschreiten, bis es dauerhaften Schaden nimmt.

Bestrafe dein Kind nicht!

So logisch und üblich das für viele auch klingt, Strafen (oder “liebevolle” Konsequenzen) sind schädlich für deine Vater-Kind-Beziehung! Dein Kind lernt durch das Erleben von Bestrafung, sich meist so zu verhalten, wie du es gerne hättest, es unterwirft sich aus Angst vor den Konsequenzen „deiner Macht“. Es lernt, die Strafe zu vermeiden und hat kein Verständnis für dein Ansinnen. Vielleicht erinnerst du dich und stellst dir die Frage, wie du selbst dich als Kind bei einer Bestrafung gefühlt hast? Wie fühlt es sich an, wenn du dein Kind bestraft hast? Willst du dieses Gefühl als Basis für eure Beziehung haben?

Langeweile, Neugier und Lust am Entdecken!

Lass sie zu, die Langeweile. So kann sich Neugier und die Lust am Entdecken entfalten. Die meisten Kinder brauchen nicht alle 2 Minuten ein neues Spielzeug, eine neue Ablenkung oder den nächsten elterlichen Impuls! Lass dein Kind selbst suchen, entscheiden und spielen. Erst wenn es Langeweile annehmen und sie nutzen lernt, wird die vielgerühmte Kreativität gefördert. Du selbst kannst dabei beobachten und als Spielpartner zur Verfügung stehen, wenn dein Kind dich dazu einlädt. Mache dir immer wieder bewusst, was für ein Wunder dieser kleine Mensch eigentlich ist und wie viel Eigenes schon da ist! Und: Achte auch darauf, was dir Freude machen würde, was du entdecken und erleben möchtest. Gib deinem Kind dadurch die Möglichkeit, die Welt auch durch deine Augen zu sehen.

Entschuldige dich!

Wenn du respektlos zu deinem Kind warst, Fehler gemacht hast oder einfach nur genervt warst: Nutze die nächste Gelegenheit, dich aufrichtig zu entschuldigen! Dein Kind merkt dadurch, dass es ernst genommen wird. Auch, dass es ok ist, zu zeigen, dass du, als erwachsener Mann, manchmal gestresst, wütend oder traurig bist. Es lernt dabei, auch bei sich selbst genauer wahrzunehmen, was ein angemessener Umgang mit diesen Gefühlen ist und was es bedeutet, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen. Auch ein Mann darf Verletzlichkeit zeigen, sonst setzen wir die Schwierigkeiten der letzten Generationen fort und dein Kind wird sein Leben lang möglicherweise ebenfalls Probleme damit haben.

Achte auf deine eigenen Gefühle!

Du weißt, wie schwierig es ist, liebevoll mit seinem Kind umzugehen, wenn man(n) selbst erschöpft, gereizt, am Limit ist. Versuche deshalb, mehr Ruhe und Ausgleich für dich einzurichten. Nimm deine eigenen Gefühle wahr und ernst. Nichts ist wichtiger als DAS! Wenn dich berufliche oder private Themen belasten, gehe sie an und trage die “negative Energie” nicht in die wenige kostbare Zeit mit deinem Sohn, deiner Tochter. Kinder spüren schon sehr früh, wie die Stimmung, die Atmosphäre ist, auch wenn sie vielleicht noch nicht verstehen, was gesagt wird. Deine Anspannung, Wut und Sorge übertragen sich auf dein Kind, so sehr du sie auch zu verstecken versuchst.

Verantwortung übernehmen!

Wenn du einen unschönen Umgang in deiner Vater-Kind-Beziehung siehst und merkst, dass es immer wieder ähnlich (schlecht) läuft, übernimm die volle Verantwortung! Schaue, was du bei dir selbst ändern kannst, damit sich die Dinge, die Atmosphäre verbessern. DU hast die Verantwortung für eure Beziehung und du kannst wesentliches verändern, wenn du die Schuld nicht bei anderen oder gar deiner Tochter, deinem Sohn suchst. Das kann auch heißen, sich Unterstützung zu holen, um belastende Themen anzugehen oder wesentliche Veränderungen in deinem Leben umzusetzen, die längst überfällig sind. Damit es dir und deinem Kind besser geht!

Sei ein Vorbild

Sei das Vorbild, dass du gern gehabt hättest. Bringe dich selbst dazu, dich – mit allem was da ist – ernstzunehmen und jeden Tag ein wenig als Vater wachsen zu können! Sage – und vor allem – zeige deinem Kind, wie wichtig es dir ist!