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Ein Geschwisterchen: Wir kriegen ein Baby!

Gastautorin - Silke Plagge

Ein Baby kommt! Und wenn schon ein Kind da ist? Dann bedeutet das, dass es bald auch einen großen Bruder oder eine große Schwester in der Familie gibt. Ganz schön aufregend! Aber wie können die kleinen „Großen“ am besten auf die neue Situation vorbereitet werden?

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Geschwisterkind: Tochter horcht am Babybauch der Mutter

Wieder schwanger!

Aufregend, wenn auch nun mit ein wenig mehr Wissen verbunden, als beim ersten Mal. Beim zweiten Kind kann aber auch alles von Anfang an unterschiedlich sein, jede Schwangerschaft verläuft genauso individuell, wie es jedes Kind ist.

Nach der großen Freude stellt sich für dich als Mutter oder Vater meist sofort die Frage: wird sich das Erstgeborene auf das Geschwisterchen freuen? Wann ist der richtige Zeitpunkt ihm die vom Familienzuwachs zu erzählen? Und wie? Von Anfang an erzählen?

Wem wann davon erzählen?

Es gibt werdende Eltern, die hüten das Wissen um eine frühe Schwangerschaft wie einen Schatz. Erst wenn die kritischen ersten Wochen vorbei sind und auch das Risiko einer Fehlgeburt gering ist, sollen die anderen eingeweiht werden. In so einem Fall sollte jüngere Kinder eher noch nicht informiert werden, denn es wird so überwältigt sein, dass die freudige Nachricht den Kita-Erzieherinnen oder der besten Freundin erzählen wird. Schulkinder sollten allerdings früh Bescheid wissen, denn dann verstehen sie, warum Mama nun so komisch ist, was das geflüsterte Geheimnis ist – und verläuft die Schwangerschaft anders als erhofft, können sie dann auch den Kummer der Eltern verstehen.
Wer die Baby-News auf jeden Fall Freunden und Verwandten erzählen möchte, sollte vorher immer das Geschwisterkind einweihen – auch wenn es noch sehr jung ist. Denn sonst besteht die Gefahr, dass ein Dritter plötzlich Dein Kind mit „Hallo große Schwester...“ am Telefon anspricht und dann wird es sich ausgeschlossen fühlen. Warum durften alle anderen zu erst vom Baby erfahren?

Keine Freude erwarten

Das Internet ist voller kleiner Filmchen die überglückliche euphorische Kinder zeigen die sich unendlich freuen, dass sie Geschwister werden. Kleine Kinder aber reagieren sehr oft eher verhalten. Denn was genau bedeutet das, ein Baby im Bauch? Eine Schwester oder ein Bruder? Eltern können dies oft nicht ganz verstehen – sie selbst freuen sich doch so sehr. Aber für Kinder ist das alles verwirrend. Sehr genau solltet ihr auch auf eure Wortwahl achten. Denn ein Satz wie „Wir bekommen ein neues Kind“ bedeutet für ein dreijähriges Kind nicht unbedingt, dass ein Baby im Bauch ist – wörtlich genommen könnte das auch bedeutet, dass das da ein neues gegen das alte Kind umgetauscht wird?
Schon in der Schwangerschaft kann es zu Eifersucht kommen. Plötzlich ist nur noch die Rede vom Baby. Und wo bleibt das Kind, das bisher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand? Dein Kind wird nun auch sehr aufmerksam beobachten, welche Rolle kleine Geschwister in anderen Familien haben. Es ist verunsichert und möchte wissen, wie sich eure Familie ändern wird und was es für das so ein Säugling für eigene Leben bedeutet.
Ganz wichtig ist, dass ihr als Eltern ehrlich seid und keine falschen Erwartungen wecken. Denn sonst ist die Enttäuschung groß. Natürlich wird das Baby eben noch kein Spielpartner sein können –es kann ja zunächst noch nicht einmal richtig gucken oder den Kopf heben.

Die Großen mit einbeziehen

Es gibt vier Worte, auf Kinder magisch wirken können: „Wir bekommen ein Baby“. Denn sie zeigen, dass das Geschwisterkind schon in der Schwangerschaft mit einbezogen werden kann. Es ist wie ein Wunder für dein Kind, das in Mamas Bauch ein richtiger kleiner Mensch heranwächst. Es gibt viele gute Bilderbücher, die Kinder altersgemäß auf das neue Familienmitglied vorbereiten. Und auch die ganz Kleinen können daran Freude haben.
Je älter dein „großes Kind“ ist, desto mehr kannst du es einbeziehen. Es bei der Wahl des Vornamens helfen, in den alten Kisten wühlen und Babywäsche und Spielzeug heraussuchen. Spannende sind auch erste Erfahrungen mit Babys: besucht doch schon vor der Geburt des eigenen Geschwisterchens  Freunden mit Säuglingen – das kann eine prima Vorbereitung sein.

Kurz vor der Geburt

Wenn du deinen Klinikkoffer packst, geht es bald los. Nimm dir viel Zeit für dein Erstgeborenes, denn es spürt die Anspannung, ist vielleicht quengelig und sehr anhänglich. Versuche ihm diese Nähe zu geben, kuschelt euch ein und guckt euch die alten Babybildern an: „Schau mal so klein wie du da warst, ist unser Baby dann auch.“
Ganz wichtig ist, dass ihr genau plant, wie die Betreuung des Geschwisterkindes bei der Geburt sein soll. Kommen etwa Oma und Opa? Oder die Patentante? Für euch als Eltern ist wichtig zu wissen, dass organisiert ist und für das Große gesorgt ist – und das Kind hat auch das sichere Wissen, dass es nicht allein bleiben wird, sondern das vertraute Menschen bei ihm sind, wenn Mama und Papa in die Klinik müssen.

Der besondere Moment

Gleich nach der Geburt wieder nach Hause? Für die Geschwister ist es natürlich schön, wenn die Mutter und das winzige Baby so schnell wie möglich wieder zu Hause sind. Doch für dich als Wöchnerin musst du auch das gut planen. Am besten sucht ihr euch viel Entlastung und kuschelt euch im Wochenbett zu Hause ein – alle vier.
Vorher aber gibt es noch diesen magischen Moment. Den Augenblick, in dem sich die Geschwisterkinder zum ersten Mal sehen. Und ihr nun eine große Familie seid – ihr alle habt ein Baby bekommen – alles Gute!