Dämmerung, Dunkelheit, Regen, Nebel, gefrorene Scheiben: Gerade im Herbst und Winter sind die Sichtverhältnisse und die Sicherheit im Straßenverkehr deutlich schlechter als in der warmen Jahreszeit. Diese Bedingungen sind für alle Verkehrsteilnehmer ungünstig, doch gerade unsere Kinder, als schwächste Mitglieder des Straßenverkehrs, sind hier gefährdet. Es gibt jedoch viele Möglichkeiten dein Kind in der Dunkelheit besser sichtbar zu machen: Bunte Kleidung, Warnwesten, Reflektorbänder oder Blinker. Je nach Situation kannst du dich für eines oder mehrere davon entscheiden. Hier gilt tatsächlich die Devise: viel hilft viel.
Für Familien mit Schulkindern findet ihr hier 10 Tipps für einen sicheren Schulweg
Kinder nehmen Gefahren im Straßenverkehr anders wahr als Erwachsene und haben schon aufgrund ihrer geringeren Körpergröße einen schlechteren Überblick. Umso wichtiger ist es, dass sie von anderen Verkehrsteilnehmern frühzeitig gesehen werden. Kinder glauben oft auch, dass sie an einer beleuchteten Straße gut zu sehen sind. Das ist jedoch ein Irrtum. Sie sind nur gut zu erkennen, wenn sie sich einen deutlichen Kontrast zum Hintergrund bilden. Tragen sie dunkle Kleidung, heben sie sich kaum vom Hintergrund ab und sind somit für Autofahrer erst aus einer Entfernung von ca. 25 Metern sichtbar. Das kann zu spät sein, da der Bremsweg durch Witterungsbedingungen eventuell länger sein kann. Die Folge: ein Autofahrer kann nicht mehr rechtzeitig bremsen, und es kommt zum Unfall.
Mit bunter, reflektierender Kleidung ist dein Kind schon aus einer Entfernung von bis zu 150 Metern sichtbar. Alle Kleidungsstücke, die dein Kind draußen trägt, sollten daher in hellen Farben gehalten sein und zusätzlich reflektierende oder fluoreszierende Streifen enthalten. So ist es im Scheinwerferlicht eines Autos oder Fahrrads gut zu sehen.
Das gilt nicht nur für Jacken und Hosen, sondern auch Schuhe, Mützen, Schals und Handschuhe gehören dazu. Im Idealfall sind vorne, hinten und an den Seiten reflektierende Elemente angebracht, sodass Autofahrer dein Kind aus jeder Richtung gut sehen können. Diese lassen sich auch selbst nachrüsten, es gibt Reflektorsticker zum Aufkleben oder Aufbügeln.
An Armen und Beinen deines Kindes kannst du zusätzliche Reflektorbänder und Blinker befestigen. Die obligatorischen Reflektoranhänger für den Ranzen, die es oft zum Schulstart geschenkt gibt, helfen leider nur bedingt. Sie gehen schnell verloren oder rutschen unter den Stoff. Zudem sind sie zu klein, um effektiv die Sichtbarkeit zu erhöhen. Wichtig ist auch, dass Taschen und Rucksäcke zusätzlich mit Reflektorstreifen ausgestattet sind. Der Rucksack verdeckt ansonsten die Reflektorstreifen auf der Kleidung.
Auch am Kinderwagen und Buggy erhöhen angebrachte Blinker, Reflektoren und andere Leuchtelemente die Sichtbarkeit enorm. Dies ist sehr wichtig, weil gerade Kinderwagen oft in dunklen Farben gekauft werden und der Kinderwagen schließlich sogar noch vor dir auf der Straße ist. Die Blinker und Reflektoren sollten eher erhöht angebracht sein, da sie ansonsten aus der Position eines Autofahrers nicht zu erkennen sind. Es gibt sogar Apps, mit denen man mit Hilfe des Handys und einer Handyhalterung Front- und Rücklicht für den Kinderwagen improvisieren kann, wenn man die Blinker mal zu Hause vergessen hat. Auch eine am Kinderwagen angebrachte Lichterkette mit Batterien ist eine sinnvolle Maßnahme. Zusätzlich hilft sie Kindern, denen die Dunkelheit nicht geheuer ist.
Warnwesten sollten in der Dunkelheit zur Standardausstattung gehören. Es gibt sie sowohl in Standardausführung als auch mit LED-Lichtern. Am besten lässt du dein Kind direkt an der Auswahl teilhaben. Umso höher ist die Chance, dass es die Sachen auch trägt und anbehält. Dazu trägt auch eine gute Passform bei sowie die Möglichkeit zwischen mehreren Modellen nach Laune selbst aussuchen zu dürfen. Wichtig für die Selbstbestimmung ist auch, dass dein Kind die Warnweste alleine an- und ausziehen kann und nicht auf Hilfe von Erwachsenen angewiesen ist. Sei außerdem Vorbild für dein Kind und trage auch eine Warnweste, wann immer ihr unterwegs seid, so seid ihr alle gut sichtbar.
Hast du übrigens auch im Auto eine Warnweste für dein Kind, falls es zu einem Unfall kommt? Offiziell ist nur eine Warnweste vorgeschrieben. Dennoch lohnt es sich, für jeden Insassen, inklusive Kinder, eine dabei zu haben. Schließlich soll jeder auf dem Weg hinter die Leitplanke gut sichtbar sein. Selbst wenn du dein Kind dabei auf dem Arm trägst, lohnt sich eine Warnweste für dein Kind. Deine eigene Warnweste wird schließlich durch dein Kind evtl. verdeckt.
Auch das Fahrrad sollte gut ausgestattet sein, sodass dein Kind frühzeitig erkannt wird. Laut Straßenverkehrsordnung müssen Fahrräder mit einem nach vorne gerichteten weißem Licht und einem nach hinten gerichteten rotem Licht ausgestattet sein. Außerdem müssen vorne ein weißer, hinten ein roter Reflektor sowie an den Pedalen nach vorne und hinten wirkende orangene Reflektoren am Fahrrad montiert sein. LED-Scheinwerfer bieten mehr Sicherheit, da sie auch im Stand zum Beispiel an der Ampel weiter leuchten. Zusätzlich muss das Fahrrad entweder einen durchgängigen reflektierenden Streifen an den Reifen oder jeweils zwei orangene Reflektoren an den Speichen haben. Beides in Kombination schadet aber auch definitiv nicht!
Die Strahler sollten zudem gut eingestellt sein, sodass entgegenkommende Autofahrer nicht geblendet werden und so andere Kinder übersehen. Kontrolliere auch zwischendurch ob die Strahler noch funktionieren. Auch eine regelmäßige Kontrolle der Funktion der Bremsen ist wichtig. Gerade an Kinderfahrrädern sind auch oft am Rahmen Reflektorstreifen angebracht. Diese können aber nur leuchten, wenn das Fahrrad auch sauber genug ist. Das Fahrrad ab und zu sauber zu machen lohnt sich also auch im Hinblick auf die Sicherheit. Ein Fahrradhelm ist natürlich Pflicht. Es gibt sie außerdem mit eingebauten LED-Lichtern für noch mehr Sichtbarkeit. Gerade beim Abbiegen ist dies wichtig. Auch die Warnweste sollte auf dem Fahrrad ebenfalls nicht fehlen.
Wichtig ist es auch, mit deinem Kind zu üben, wie es sich bei Dunkelheit im Straßenverkehr verhalten sollte. Zeige deinem Kind, wie es im Dunkeln sicher eine Straße überqueren kann: Dein Kind soll möglichst gut beleuchtete Übergänge wählen, auch wenn damit ein kleiner Umweg verbunden ist und die vorhandenen Fußgängerüberwege und Ampeln nutzen. Auf keinen Fall darf es die Straße überqueren, indem es zwischen zwei Autos auf die Fahrbahn tritt. Übt außerdem gemeinsam möglichst gut beleuchtete Wegstrecken ein.
Mit einem kleinen Experiment kannst du deinem Kind auf eindrückliche und gleichzeitig spielerische Weise die Funktion von Warnwesten demonstrieren.
Stellt euch ohne Warnweste in das dunkle Kinderzimmer und leuchtet euch gegenseitig mit der Taschenlampe an. Dann zieht eine Warnweste an und leuchtet euch erneut mit den Taschenlampen an. So kann dein Kind sehen, welche Funktion eine Warnweste hat. Ihr könnt es auch umgekehrt machen: dein Kind stellt sich mit und ohne Warnweste in die Dunkelheit und du leuchtest es an und filmst das Ganze mit der Kamera. So kann es sich selbst im Video betrachten.
Im Auto sollten weder du noch dein Kind eine Jacke tragen. Es ist sehr wichtig, dass die Sicherheitsgurte fest anliegen. Trägt dein Kind eine dicke Jacke so kann es unter Umständen schon selbst aus den Gurten rutschen. Im Falle eines Unfalls wird die Fütterung der Jacke jedoch zusammengedrückt. Es entsteht eine sogenannte Gurtlose und der Sicherheitsgurt kann dein Kind nicht effektiv halten. Dies kann zu schwerwiegenden Verletzungen führen.
Das kannst du selbst testen, indem du dein Kind einmal mit und einmal ohne Jacke im Kindersitz anschnallst und die Gurte beim zweiten Mal in der Einstellung mit Jacke belässt. Dann siehst du, dass die Gurte so extrem locker sitzen. Genau das ist dann auch bei einem Unfall der Fall! Eine Möglichkeit ist es, die Jacke vor dem Anschnallen auszuziehen, dein Kind anzuschnallen und dann die Jacke verkehrt herum über den Gurten anzuziehen. Es gibt auch Ponchos oder Fußsäcke, die über den Gurten sitzen, falls deinem Kind im Auto kalt sein sollte. In der Regel heizt das Auto jedoch so schnell auf, dass das gar nicht notwendig ist.