Irgendwann ist es soweit: die Breiphase neigt sich dem Ende zu und das Baby beginnt das zu essen, was Eltern und Geschwister essen. Bei vielen Babys passiert das zwischen dem 10. und 12. Lebensmonat, bei anderen später, z.B. mit 14 Monaten. Und manche Babys, vor allem die mit älteren Geschwistern, wollen schon mit 8 Monaten Brötchen oder das Familienmittagsessen. Das alles ist normal, denn jedes Kind is(s)t anders.
Bis ein Kind alles essen kann, was in der Familie auf den Tisch kommt, dauert es eine Weile. Zwischen „nur Beikost“ und „nur Familienessen“ liegen viele kleine Schritte. Nicht alle Lebensmittel sind geeignet, nicht alles lässt sich gut essen, wenn noch wenig Zähne da sind, nicht alles schmeckt auf Anhieb. Es ist eine Phase, in der täglich verschiedene „Essformen“ vorkommen können: pürierter Brei, zerdrückte Lebensmittel, Mahlzeiten mit Stücken oder auch harten Lebensmitteln aus der Hand. Es ist auch eine Phase, in der Kinder das Essen im wahrsten Sinne des Wortes „in die Hand“ nehmen.
Nicht mehr gefüttert werden, sondern „selber machen“ ist jetzt angesagt: selber löffeln, mit der Gabel aufpieksen, aus der Hand essen, aus einem Becher trinken. Wichtige Erfahrungen, die dem Kind zeigen, dass es etwas selber machen kann und die damit seine Selbständigkeit fördern.
In dieser Übergangszeit geht es darum, das Verdauungssystem des Kindes nicht zu überfordern, aber langsam an neue Lebensmittel, neue Zubereitungen, neue Konsistenzen, neue Mahlzeiten heranzuführen. Scharf gewürztes oder scharf angebratenes ist in der Anfangszeit noch nicht geeignet. Auf rohe tierische Lebensmittel wie Tatar, Mett, Sushi, Rohmilchkäse, Salami oder Bauernhofmilch sowie auf Frischkornmüsli sollte aus hygienischen Gründen ebenfalls noch verzichtet werden.
Kleine bzw. harte Lebensmittel wie Nüsse und Kerne, Johannis- oder Heidelbeeren, klein geschnittene rohe Obst- und Gemüsestücke sind ebenfalls am Anfang ungeeignet, da sich kleine Kinder daran schnell verschlucken können. Ansonsten gilt: was Eltern schmeckt, kann Baby probieren! Auch wenn es am Anfang vielleicht nur kleine Mengen sind, die das Baby isst. Das Essen ist dann nicht „Nährstoffversorgung“ oder „sattwerden“ sondern eher „neugierig sein“, „ausprobieren“ und „lecker finden“. Und zum Sattwerden gibt es anschließend noch den gewohnten Brei!
Motorisch geht es jetzt darum, dass das Kauen angeregt und trainiert wird. Denn festere Lebensmittel können nicht mehr so einfach geschluckt werden wie pürierte Breie. Auch wenn noch nicht so viele Zähne, vor allem Backenzähne, vorhanden sind, können Kinder durchaus kauen lernen und trainieren. Sie schaffen es oft Lebensmittel zu essen, bei denen Eltern vorher eher skeptisch waren.
Bisher bestand Babys Ernährung in der Regel aus drei Breimahlzeiten und 1-2 Flaschen- oder Stillmahlzeiten. Daraus werden jetzt 5 Mahlzeiten. Babys brauchen diese fünf Mahlzeiten, weil sie wenig Nährstoffreserven, aber einen hohen Bedarf haben. Fünf Mahlzeiten am Tag garantieren eine kontinuierliche Versorgung mit Nährstoffen. Wenn Eltern gewöhnt sind, weniger als fünfmal am Tag zu essen, bedeutet das eine Umstellung der Essgewohnheiten.
Die erste Mahlzeit am Tag ist das Frühstück. Das war bisher die Flaschen- oder Stillmahlzeit.
Das Frühstück besteht aus diesen 4 Komponenten:
Obst/Gemüse – Getreide – Milchprodukt und zusätzlich Wasser als Getränk
Beispiele:
Bananenscheiben – Vollkornbrot mit Butter – 1 kleine Tasse Milch
Apfelkompott – feine Haferflocken – Joghurt (als Müsli)
Gurkenscheiben (evt. gerieben) – Vollkornbrot mit Frischkäse – 1 kleine Tasse Milch
Avocadostücke - Vollkornbrot – 1 kleine Tasse Milch
Anmerkung: das „zusätzliche Wasser als Getränk“ ist wegen der besseren Lesbarkeit des Textes bei den Beispielen für die einzelnen Mahlzeiten nicht angeführt. Bitte nicht vergessen!
Aus dem Getreide-Obst-Brei vom Nachmittag werden jetzt zwei kleine Zwischenmahlzeiten, eine vormittags und eine nachmittags. Beide Snacks sollten milchfrei sein, weil sonst die Milchmenge bzw. die Eiweißmenge pro Tag zu hoch wird. Das würde Babys Nieren belasten und kann auch zur Entstehung von Übergewicht beitragen.
Der Vormittags-Snack besteht aus 3 Komponenten:
Gemüse/Obst – Getreide und zusätzlich Wasser als Getränk
Beispiele:
Apfelkompott - Reiswaffel
(Weiche) Birne - Dinkelstange
Gemüsesticks (evt. feingerieben) - Vollkornbrot
Obstsalat - Vollkornzwieback
Erdbeeren – Vollkornwaffeln
Geriebenes Obst – Haferflocken (in Orangensaft eingeweicht)
Obst – Kekse/Kuchen/Eis (ab und zu)
Aus dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei oder dem vegetarischen Gemüse-Kartoffel-Getreideflocken-Brei wird ein warmes Mittagessen. Es besteht aus diesen 4 Komponenten:
Gemüse – Nudeln oder Kartoffeln oder Reis – Fleisch oder Fisch und zusätzlich Wasser als Getränk
oder in der vegetarischen Variante aus diesen 3- 4 Komponenten:
Gemüse – Nudeln oder Kartoffeln oder Reis – Ei oder Tofu oder Käse und zusätzlich Wasser als Getränk
Beispiele:
Karotten – Reis - Hähnchengeschnetzeltes
Blumenkohl – Pellkartoffeln - Hackbällchen
Broccoli – Kartoffelpüree - gedünsteter Fisch
Erbsen und Möhrengemüse – Kartoffeln - Fischfrikadelle
Gemüsesauce - Vollkornnudeln (vegetarisch)
Spinat – Kartoffeln - Rührei (vegetarisch)
Wenn man innerhalb der Komponenten abwechselt, erhält man immer neue Kombinationen und einen vielfältigen Speiseplan mit allen wichtigen Nährstoffen für das Kind.
Diese Zwischenmahlzeit ist von der Zusammensetzung identisch mit dem Vormittags-Snack.
Wie dort beschrieben, besteht er aus 3 Komponenten und enthält wieder keine Milchprodukte.
Obst oder Gemüse – Getreide und zusätzlich Wasser als Getränk
Aus dem Milch-Getreide-Brei, der bisher abends gefüttert wurde, wird nun eine kalte Abendmahlzeit mit diesen 4 Komponenten:
Gemüse – Getreide – Milchprodukt und zusätzlich Wasser als Getränk
Beispiele:
Karotten-Apfel-Rohkost (feingerieben) - Vollkornbrot mit Frischkäse- 1 kleine Tasse Milch
Avocadostücke - Vollkornbrot mit vegetarischem Aufstrich – 1 kleine Tasse Milch
Gemüserohkost (evt. leicht gedünstet)- Brezel – Quark zum Dippen
Gurkenstücke/Kirschtomaten – Vollkornbrot mit mildem Käse – 1 kleine Tasse Milch
In den aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen zur Ernährung im Kleinkindalter sind Milch und Milchprodukte nur für das Frühstück und das Abendessen vorgesehen, jeweils mit einem Becher Milch. Alle anderen Mahlzeiten sollen milchfrei sein. Es spricht nichts dagegen Joghurt- oder Quarkspeisen zum Beispiel beim Vormittags- oder Nachmittags-Snack anzubieten. Sie sind dann nicht zusätzlich zur Milch am Morgen und Abend, sondern stattdessen. Das bedeutet, dass dann der Becher Milch entfällt. Und wenn morgens Müsli mit Milch oder Joghurt gemacht wird, dann ist die Milchportion da drin, Milch aus dem Becher entfällt dann ebenfalls.
Weil Obst und Gemüse wichtige Nährstoffe, vor allem Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe enthalten, sind sie bei jeder der fünf Mahlzeiten dabei. Das ist einfach zu merken. Das macht das „5 am Tag“, also insgesamt 5 Portionen Obst oder Gemüse. Ob püriert, fein gerieben, gedünstet oder aus der Hand – das spielt keine Rolle.
Viele Eltern versuchen das Baby zuckerfrei zu ernähren. Das geht gut, wenn man frische und naturbelassene Lebensmittel kauft und zubereitet. Dann hat man selber in der Hand, ob und wie viel man süßt. Viele fertig gekaufte Lebensmittel enthalten jedoch Zucker, auch in größeren Mengen. Ein Blick auf die Zutatenliste bzw. die Nährwertinformationen auf der Packung zeigt das. Kinder mögen gerne Süßes, brauchen aber keinen zugesetzten Zucker.
Und Verbote für Süßigkeiten nützen nichts. Früher war Zucker fast eine Art Gewürz – weil er so teuer war. Es ist eine gute Idee, das auch heute so zu machen. Und gegen eine kleine Süßigkeit ab und zu ist dann nichts einzuwenden.
Guten Appetit!