Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Der Kult ums Kind

Autorin - Rose Volz-Schmidt

Schwimmkurse für Babys, Krabbelgruppen, Sing- und Spielgruppen, Turnen für Krabbelkinder, Musikunterricht, Englisch für Dreijährige, Chinesisch Lernen für Kinder und Fußballspielen im Verein… Die Auswahl und Vielfalt an Angeboten für Klein(st)kinder ist enorm – und der Preis(unterschied) ebenfalls.
Bevor man Kinder hat, fragt man sich: Muss das denn sein? Muss ich als Elternteil wissen, wie man Babykost zubereitet? Ich kann doch kochen und alles pürieren, oder? Muss ein Vierjähriger zwei Instrumente spielen, bereits 10 chinesische Schriftzeichen beherrschen oder Wasserball spielen?

Lesezeit: Etwa 2 Minuten
Familie liegen mit Sonnenbrillen im Gras

Weniger ist manchmal mehr!

Hat man Kinder, fragt man sich: Wo ist der beste Unterricht? Habe ich die Bereiche Sport, Musik, Soziales abgedeckt? Könnte Leo am Mittwoch noch eine halbe Stunde im Fußballclub warten, bis ich mit Ben vom Karate komme? Man informiert sich, es wird viel recherchiert und organisiert und innerhalb der Familie diskutiert.
Abendessen. Ach ja. Da war was. Sollte das nicht die Zeit am Tag sein, die man gemeinsam als Familie an einem Tisch sitzt? Gemeinsam isst und sich unterhält? Sich austauscht? Ist das nicht ein Stück Familienkultur?

Und muss es wirklich der Ski-Urlaub in den Alpen sein oder hat mein Kind nicht  vielleicht genauso viel oder sogar mehr Spaß, wenn wir zusammen Schlittenfahren gehen und anschließend einen Schneemann bauen und zu Hause einen warmen Kakao trinken? Fragen über Fragen. Und die passenden Antworten und damit einhergehend die Balance zwischen Hobby und Verpflichtung, muss jede Familie natürlich für sich selbst finden.

In diesem Sinne: Fröhliches recherchieren, diskutieren und auswählen. Und denkt daran: Mütter und Väter sind auch nur bedingt stressresistent. Auch wir haben ein Recht auf Freizeit. Oder freie Zeit, zum gemeinsamen Spiel mit den Kindern.

Katrin Gensheimer

Katrin Gensheimer, Mutter zweier lebhafter Jungs, war sicher, sie würde drei Jahre nach der Geburt ihrer Kinder zu Hause bleiben. Nach 6 Monaten Zuhause sehnte sie sich zurück zur ihrem Arbeitsplatz: der Schule. Sie ist Grund- und Hauptschullehrerin. Zur Zeit lebt sie mit ihrem Mann und den zwei Kindern Joshua (4) und Noah (2) in Amerika und unterrichtet Deutsch. Als Ausgleich zu ihrem Berufs- und Mutterdasein treibt sie mehrmals pro Woche Sport. Das hilft ihr, den Kopf frei zu kriegen und die richtigen Prioritäten zu setzen.