Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Erfahrungsbericht: Babymoon - ein Urlaub zum Einstimmen auf das Familienleben

Autorin - Andrea Zschocher

Unsere ElternLeben-Autorin Andrea Zschocher beschreibt Vorfreude und Sorgen, die du selbst bestimmt auch aus der Schwangerschafts-Phase kennst, und sie gibt Anregungen, wie du lernst, mit dieser Situation zurechtzukommen:

Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Paar sitzt auf dem Boden und blickt in den Sonnenuntergang

Babymoon

Ich weiß noch genau, wie groß meine Vorfreude auf meine Tochter war. Bald würden wir Eltern werden, aus zwei würden drei und unser ganzes Leben stünde Kopf. Ich freute mich darauf unbändig, hatte aber natürlich auch Sorgen, wie das so werden wird. Zu meiner Verunsicherung trugen auch viele Eltern in meinem Umfeld bei, die mir alle berichteten, dass die partnerschaftliche Beziehung zumindest eine Weile auf der Strecke bleiben würde. 

Schwanger verreisen - am besten im zweiten Schwangerschaftsdrittel

Weil es in schwierigen Zeiten ja immer gut ist, sich an die schönen Momente zu erinnern, dachten wir, dass ein letzter Urlaub zu Zweit eine gute Idee wäre. Die beste Zeit für eine solche Reise, das bestätigte mir auch meine Hebamme, ist das zweite Schwangerschaftsdrittel. Statistisch betrachtet geht es Frauen in dieser Schwangerschaftszeit am besten, sie sind aktiv und noch stört der Bauch nicht all zu sehr. Für mich konnte ich das leider nicht bestätigen. Mir war über die gesamte Schwangerschaft übel. Dennoch waren wir natürlich im Urlaub. Ich wollte nicht fliegen, auch wenn das in der Schwangerschaft eigentlich kein Problem ist. Wir fuhren ans Meer und ließen es uns gut gehen. Gut essen, viel Ruhe, ein bisschen Kultur und das gemeinsame Leben zu Dritt ausmalen. In den schönsten, buntesten Farben. 

Plötzlich ist das Leben anders...

Und wie es so kommen musste, als meine Tochter auf der Welt war, da war tatsächlich erst mal wenig Zeit für Zweisamkeit. Die neue Dreisamkeit war schön, aber das permanente Dasein für diesen kleinen Menschen, das strengte an. Und so motzte ich meinen Mann öfter an als ich gerne zugebe. Ich war überfordert und fand in meiner Angespanntheit keine bessere Lösung. In den Momenten, in denen wir dann doch ausgeglichen waren und einfach stolz, weil wir das so gut hinbekamen, da schauten wir immer wieder kopfschüttelnd die Fotos aus dem Urlaub an. Wie anders unser Leben da war. Mit Ausschlafen und unverplant in den Tag leben, etwas, das in den ersten Babymonaten beinahe unmöglich schien. Aber wie vieles in Leben hat sich auch bei uns alles normalisiert und wir waren sehr, sehr glücklich. Und wollten ein zweites Kind. 

Babymoon, auch beim zweiten Kind

Bevor mein Sohn geboren wurde, stand der wieder an, der Urlaub. Ein letztes Mal die Familie genießen, die sich ja bald vergrößern wird. Die Zeit anhalten, bevor sich wieder alles änderte. Diesmal nicht nur für uns, sondern auch für meine Tochter. Sie würde eine große Schwester werden, im letzten Urlaub vor dem Ereignis sollte sie uns noch einmal ganz für sich genießen dürfen.

Babymoon heißt diese Art von Urlaub neudeutsch. Nach der Hochzeit geht es in die Flitterwochen, Honeymoon heißt das im Englischen. Und daraus abgeleitet gibt es eben auch den Babymoon. Nur findet der nicht nach der Geburt statt sondern davor. Andersrum ginge es auch nicht, im Wochenbett sind die Gedanken an Urlaub irgendwie ganz fern, oder?

Weniger Zeit fürs Ungeborene

Mit meiner damals zweieinhalbjährigen Tochter wollte ich wieder nicht fliegen. Wir sind nach Österreich gefahren, in ein Hotel das auch einen Geburtsvorbereitungskurs anbot. Während meine Tochter also mit der Hotelbesitzerin über die Gänge flitzte, hatten mein Mann und ich Gelegenheit, uns ganz auf unser Ungeborenes zu besinnen. Denn irgendwie geht das ja doch ein wenig unter, wenn schon ein kleiner Wirbelwind die Familie bereichert.
Während des Urlaubs in Österreich musste ich dann leider ins Krankenhaus. Ganz kurz blitzte der Gedanke auf, dass ich mein Kind viel zu früh in einem Krankenhaus fern von Zuhause bekommen könnte. War das nicht doch ein Fehler, dieser Urlaub? Viel zu viel Risiko? Nein, war es nicht. Denn nicht nur, dass wirklich alles gut ging, es war vor allem so wertvoll für uns. 

Gemeinsam Urlaub machen

Meine Tochter hat die Zeit mit uns noch heute in Erinnerung und fragt, wann wir ihrem Bruder diesen Ort zeigen werden. Das machen wir ja vielleicht auch wirklich, aber ganz ohne erneuten Babymoon.
Denn etwas, das noch viel schöner ist als in Vorfreude aufs Baby zu verreisen ist, gemeinsam mit dem Kind in den Urlaub zu starten.