Werdende Mütter und Väter wünschen sich nichts mehr, als dass ihr Baby gesund und munter auf die Welt kommt. Der Start ins Leben soll so gut wie nur irgend möglich sein. Während der Schwangerschaft kann die Mutter einiges dafür tun, dass sie und ihr Baby gesund bleiben. Sowohl eine gesunde, bewusste Ernährung als auch der absolute Verzicht auf schädliche Substanzen - wie z.B. Alkohol und Zigaretten - sind unerlässlich für die Gesundheit von Mutter und Baby.
Doch! Jeder Schluck Alkohol in der Schwangerschaft ist einer zu viel. Es gibt bislang keine wissenschaftlich nachgewiesene Menge Alkohol, die für das ungeborene Leben unschädlich wäre. Außerdem spielen folgende Umstände eine Rolle: Wie gut ist die Fähigkeit der mütterlichen Enzyme Alkohol abzubauen? Wie ernährt sie sich? Wie hoch ist ihr Stresspegel? Wie viel und was hat sie vorher gegessen? Wie alt ist sie?
Merke: Ab 30 Jahren verfünffacht sich das Risiko der Schädigungen! Und all jenen, die argumentieren, dass doch gar nicht immer etwas passiere, sei ans Herz gelegt: Du weißt aber nicht vorher, ob etwas passiert. Willst Du das Risiko eingehen? Bestimmt nicht!
Alkohol ist ein Nervengift, das alle Zellen, somit die Zellteilung verhindern und die Organsysteme schädigen kann. Welche Schädigungen das Baby davonträgt, hängt davon ab, wann, wie lange und wieviel die Mutter getrunken hat. Hat die Zellteilung an einem Tag nicht richtig funktioniert, dann fehlt dieser Entwicklungsschritt für immer.
Im übrigen ist auch die Leber des Embryos, die in der Lage ist Alkohol abzubauen, noch nicht ausgebildet. Heißt: Hat die Mutter einen Alkoholspiegel von 0,8 Promille, dann ist bei ihr der Alkohol nach acht Stunden abgebaut. Das Baby schwimmt drei Tage im Alkohol, bis der Alkohol abgebaut ist.
Das Fetale Alkoholsyndrom, kurz FAS genannt, ist kein Gendefekt wie das Down Syndrom. Es entsteht beim Baby nur, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat. Dann kann es bis hin zu schweren körperlichen und neurologischen Schädigungen kommen.
Liegen Beeinträchtigungen in beiden Bereichen vor, handelt es sich um das sogenannte Vollbild. Das Fetale Alkoholsyndrom ist definitiv vermeidbar, wenn die Mutter während der Schwangerschaft die Finger von jeglichem Alkohol lässt.
Es gibt unglaubliche 419 Symptome. Körperlich fallen FAS-Kinder vor allem durch Herzfehler, Nierenfunktionsstörungen, Fehlbildungen an den Ohren, schmale Oberlippen oder fehlendes Philtrum (Einbuchtung in der Mitte der Oberlippe) auf. Außerdem sind sie zumeist sehr klein und leicht. Besonders vielfältig sind die neurologischen Schäden, denn das Gehirn des Babys ist immer am stärksten betroffen.
Das liegt daran, dass sich die Hirnreifung über die gesamte Schwangerschaft vollzieht. So kommt es bei der fortschreitenden Entwicklung des Kindes zu Verhaltens- und Entwicklungsstörungen sowie verminderter Intelligenz.
Besonders häufig werden körperliche Entwicklungsverzögerungen und Auffälligkeiten im Gesicht festgestellt, die sich mit der Zeit durchaus auswachsen. Dies gilt beispielsweise auch für das typische Loch im Herzen. Am auffälligsten leiden die Kinder jedoch unter den unsichtbaren, neurologischen Schäden. Sie sind definitiv nicht heilbar und machen aus den Betroffenen zum Teil schwer geistig behinderte Menschen.
Die Bandbreite der neurologischen Schäden ist sehr groß. Eine Diagnose ist daher oft nicht einfach zu stellen. Jedes Kind ist individuell. Die Schädigung hängt natürlich auch davon ab, wie hoch der Alkoholkonsum der Mutter, in welchem Reifestadium des ungeborenen Kindes war.
Bei Kindern, die unter FAS leiden, kommen oft mehrere Symptome zusammen. Es fällt auf, dass sie nicht logisch denken, nicht abstrahieren und Sinnzusammenhänge nicht erfassen können. So lernen sie nur schwerlich Regeln und fallen durch schlechtes Sozialverhalten auf. Ihre Vergesslichkeit ist stark ausgeprägt, sie verfügen weder über zeitliche noch örtliche Orientierung. Wutausbrüche und Impulskontrollstörungen gehören ebenso zur Tagesordnung wie fehlende Konzentration.
Jedes Jahr wieder kommen 10.000 Babys (1) mit Alkoholschäden auf die Welt, etwa 3.000 (1) davon mit dem Vollbild. Nach offiziellen Angaben leben aktuell 300.000 Menschen (1) mit dem Fetalen Alkoholsyndrom in Deutschland, Schätzungen zufolge sind es 1,5 Millionen (2).
Diese erschreckenden Zahlen erklären sich mit weit verbreitetem Unwissen: 44% der Deutschen wissen nicht, dass Alkohol in der Schwangerschaft irreversible Behinderungen zur Folge haben kann. (3) 58% der Schwangeren greifen zu Alkohol, 54% selbst dann noch, wenn sie wissen, dass sie schwanger sind (4).
Das liegt daran, dass der überholte Irrglaube in den Köpfen fest sitzt, dass „das Gläschen zum Anstoßen" nicht schädlich sei. 80% der FAS-Betroffenen landen am Rande der Gesellschaft (5) - Drogen, Prostitution, Obdachlosigkeit, Gefängnis - weil sie keine Unterstützung erfahren. Die Lebenserwartung liegt im Schnitt bei nur 34 Jahren (6).