Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Dein Sohn wird ein Teenager - über Veränderungen reden

Gastautorin - Silke Plagge

Die Schuhe, die neben deinen stehen sind riesig, der Kühlschrank ständig leer. Aus deinem kleinen Jungen wird langsam aber sicher ein junger Mann. Wie kannst du helfen und wann solltest du dein Kind auf diesen neuen Lebensabschnitt vorbereiten?

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Sohn liegt auf dem Boden und hört mit Kopfhörern Musik

Ein ganz neuer Körper...

„Nee, ist gut, Mama“. Während Mädchen in der Präpubertät alles peinlich ist und sie das zumindest ihren Eltern sagen, sind gleichaltrige Jungen oft eher verschlossen. Und mit Mama? Mit der möchten sie erst recht nicht darüber reden, dass sich der Penis in letzter Zeit anders anfühlt, dass die Hoden sich verändern. Der ideale Ansprechpartner, der all diese Gefühle und Veränderungen auch erlebt hat, ist der Vater. Beantwortet eurem Sohn früh Fragen, die er hat – je früher auch Jungen wissen, wie genau sich ihr Körper verändern wird, desto weniger zweifeln sie an sich oder glauben Halbwahrheiten, die auf Schulhöfen gemunkelt werden.

... an die Veränderungen müssen sich alle gewöhnen

Wie früh Kinder erste körperliche Veränderungen zeigen, ist sehr verschieden. Bei Jungen beginnt die Vorpubertät zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr, die meisten Jungen in diesem Alter toben noch gern herum, sind noch verspielt und suchen viel Gesellschaft von anderen Jungen. Der Körper verändert sich langsam, die Produktion des Sexualhormons Testosteron nimmt aber sprunghaft zu. Der Körper verändert sich, das Kinn wird kantiger, die Proportionen ändern sich. Auch Körperbehaarung, Penis und Hoden fangen an zu wachsen. Die ersten Spermien werden produziert, die Stimmbänder beginnen zu wachsen und  der Stimmbruch setzt ein, bei manchen sehr langsam, bei anderen sehr heftig. Zwischen dem 13. und 17. Jahr sind männliche Heranwachsende voll in der Pubertät. Ihr Körper schießt in die Höhe, wird muskulöser, der erste Bartwuchs und der erste Samenerguss  finden in dieser Zeit statt. Dieser neue Männerkörper ist noch ganz schön ungewohnt. Nicht nur für euch als Eltern, sondern auch für euren Sohn. Mädchen, die vorher als ganz doof galten, werden plötzlich interessant. Die Haut spielt verrückt und bildet Pickel und überhaupt gilt es auch die Rolle als junger Mann nun zu füllen. Alles gar nicht einfach.

Gespräche über Pubertät sollten früh beginnen

Oft sieht der Lehrplan in der Schule vor, dass in vierten Klassen über die Pubertät gesprochen wird – und auch untereinander tauschen sich Kinder aus. Doch gerade im Gespräch untereinander können falsche Eindrücke und auch Ängste entstehen. Der erste Samenerguss soll angeblich weh tun, und über S-E-X haben andere Kinder und Jugendliche oft falsche oder Teilinformationen. Auch Medien, schlechte Softpornos an die Herauswachsende meist problemlos herankommen, sorgen ebenfalls für ein schiefes Bild und Verwirrung.
Wenn du offen mit deinem Kind umgehst, wird es von ganz allein irgendwann die Frage gestellt haben, wie Kinder denn eigentlich in den Bauch kommen. Liebevoll versuchen Mütter und Väter das ihren Kindern zu erzählen. Und ähnlich sollte auch mit der Pubertät umgegangen werden. Fragen immer ehrlich beantworten. Schon kleine Kinder fragen: „Habe ich irgendwann auch mal Haare am Penis, wie Papa?“ Dass sich der Kinderkörper irgendwann verwandelt, das ist ja irgendwie klar. Nur wie? Und wann?

Vater-Sohn-Gespräche sind jetzt wichtig:

Sorge für eine angenehme Atmosphäre – für so ein Vater-Sohn Gespräch solltet Ihr allein sein. Vielleicht macht ihr einen Spaziergang oder macht es euch im Wohnzimmer gemütlich. 

  • Habt ihr in der Schule schon über Pubertät gesprochen?
  • Was weißt du schon?
  • Möchtest du wissen, wie genau sich dein Körper verändert? 
  • Was ist jetzt schon anders?
  • Hast du auch Sachen gehört, die du nicht verstanden hast?

Als Vater und vor allem als erwachsener Mann, hast du Insiderwissen, dass du mit deinem Sohn teilen kannst. Wie hast du das damals selbst erlebt – diese Veränderungen? Wer hat dich aufgeklärt? Überlege, was du dir als Jugendlicher gewünscht hast. Vielleicht will dein Sohn auch gar nicht reden, dann könnt ihr auch einfach so Zeit verbringen. Wichtig ist, dass er das Gefühl hat, dass er von dir ehrliche Antworten auf mögliche Fragen bekommt und das er weiß, dass er mit seinen Gefühlen nicht allein sein muss.

Wichtig ist, dass er Verständnis erfährt

Verständnis für diese komischen neuen Gefühle, für Ängste. Wenn Papa erzählt, dass er auch das Gefühl kennt, dass man in einem Moment vor Energie strotzt und im nächsten einfach lustlos ist. Das du seine Abenteuerlust verstehst und das Interesse am weiblichen Geschlecht. Das dir auch einiges bis heute ein Rätsel ist. Und natürlich kannst du auch praktische Tipps geben: wie klappt das mit dem Rasieren am besten? Was tun, nach so einem Traum? Was hilft bei Pickeln? Und nervigen Mitschülern? Du als Vater hast diese Umbruchzeit durchlebt – und du bist für deinen Sohn heute ein wichtiges Vorbild. Sei einfach für deinen Sohn da.