Bereits vor der Einschulung können Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung bei Kindern im Kita- oder Vorschulalter sichtbar werden. Häufig haben sie viel Wissen, das sie durch schnelles Lernen und genaues Beobachten erlangen. Auch im Sozialverhalten oder in der emotionalen Entwicklung können Unterschiede auftreten. Die nachfolgende Checkliste zeigt wichtige Hinweise, z. B. einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass auch andere Ursachen, wie besondere Hobbys der Familie, hinter diesen Merkmalen stecken können. Eine dauerhafte Auffälligkeit über längere Zeit könnte ein Hinweis auf Hochbegabung sein. Weitere Infos findest du in der Checkliste.
Hochbegabte Kinder fallen oft schon vor der Einschulung auf. Dabei ist eine Hochbegabung kein „mehr Wissen“, sondern ein „mehr und schneller Lernen“. Das kann sich im Wissen, aber eben auch im Sozialverhalten oder in emotionalen Bereich zeigen. Manche Punkte können bei jedem Kind zutreffen, je nachdem, in welchem Umfeld es sich befindet. Wenn jedoch mehrere Zeichen immer wieder auftreten und das über Monate hinweg, könnte das ein Hinweis auf eine mögliche Hochbegabung sein:
In den meisten Fällen gibt die Beobachtung der Eltern und der ErzieherInnen Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung.
Eltern können dabei das Kind über den ganzen Tag und im normalen Leben wahrnehmen: zu Hause und unterwegs, im Umgang mit Geschwistern und anderen Erwachsenen, im Urlaub und über längere Zeiträume.
ErzieherInnen haben eher den Blick auf das Verhalten in der Gruppe der Altersgleichen im Blick. In Kitas gibt es oft Entwicklungsbögen, in denen die verschiedenen Kompetenzen je nach Alter der Kinder notiert werden. Beim Auswerten der Bögen könnte es Hinweise auf eine Hochbegabung geben. So können Eltern und Kita ihre Beobachtungen austauschen und bei einem Verdacht auf eine mögliche Hochbegabung auch genauer hinschauen. Dies gilt vor allem auch für Bereiche wie Sport, Musik oder Sozialverhalten.
Auch bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen ergeben sich manchmal schon Hinweise auf eine Hochbegabung: ein Kind kann in seiner geistigen Entwicklung deutlich seinem Alter voraus sein und/oder kann schon früh oder erstaunlich gut sprechen. Genauso wie auffällige Schwächen sollten auch besondere Stärken besprochen werden!
Auch hier sind es Eltern und Lehrkräfte, die auf eine mögliche Hochbegabung durch gute Beobachtung aufmerksam werden.
Eltern bringen schon die Erfahrungen aus der Kita-Zeit mit. Lehrkräfte haben eher das Lern- und Sozialverhalten in der Klasse im Blick. Wichtig ist, dass Eltern und Schule sich austauschen und bei Hinweisen auf eine mögliche Hochbegabung genauer hinschauen – auch, wenn es keine Probleme gibt! Im Artikel Aktiver Umgang mit der Hochbegabung in der Schule sind einige Hinweise, die zusätzlich wichtig für eine gute Kommunikation von Eltern mit Lehrkräften sind.
Im Grundschulalter wird dein Kind neu gefordert. Es muss zusätzlich beispielsweise Zeitplanung, Organisation und Kommunikation an die Erwartungen der Lehrkraft und der Klasse anpassen. Diese Anpassung kann zum einen das Lernen beflügeln, es kann aber auch schwierig werden. Oft gelingt sie dann für eine gewisse Zeit, doch danach ermüden alle Beteiligten, also nicht nur das Kind, sondern auch Lehrkräfte und Eltern. Ein häufiges Zeichen ist das Klagen der Kinder über Langeweile: „Wir müssen immer die gleichen Aufgaben üben, dabei kann ich die längst!“
Auch positive Auffälligkeiten geben Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung: Das Kind löst gerne schwierigere Aufgaben, es braucht weniger Zeit für Hausaufgaben, es sucht sich immer mehr außerschulische Herausforderungen. Hier lohnt ein Blick, wie das Kind in der Schule so gefördert wird, dass es auch dort ausreichende Anforderungen bekommt.
Wichtig ist dabei auch, dass eine Hochbegabung ein Potential beschreibt, die Möglichkeit für besondere Leistungen. Ob daraus eine Hochleistung wird, liegt an den Beteiligten. So kann nur ein Kind, dem es gut geht, seine Leistungen freudig zeigen und gerne Besonderes erreichen.
Je jünger die Kinder sind, desto unsicherer ist eine Diagnose. Bei kleineren Kindern gibt es ja immer mal wieder Vorsprünge von ein paar Monaten, ob es um das Zahnen oder das Sprechen geht. Dazu kommt: Jedes Kind sollte nach seinem Entwicklungsstand gefördert werden. Da ist eine Diagnose meistens unnötig, weil die Entwicklung immer weiter geht. Wenn der Entwicklungsvorsprung größer wird, dann muss ich darauf flexibel reagieren, wie eigentlich immer bei Kindern: Wenn die Schuhe zu klein werden, müssen größere her; wenn das Kinderspiel langweilt, braucht mein Kind ein schwierigeres.
Manchmal geht das sehr schnell und dann fällt es auch in der Krippe oder Kita auf, wo ja mehr Kinder der gleichen Altersklasse zusammen sind. Auch da muss Förderung an den Entwicklungsstand angepasst werden. Meistens erzählen Eltern hochbegabter Kinder im Nachhinein, dass es schon früh sichtbar gewesen wäre. Das ist aber keine Feststellung in Art eines Intelligenztests. Die sind erst für Kinder ab etwa vier Jahren möglich – und eher sind sie aus meiner Erfahrung auch nicht sinnvoll.
Als Mutter oder Vater kannst du dein Kind über den ganzen Tag und im normalen Leben beobachten. Damit hast du zum einen den Vergleich über längere Zeiträume: „Mit drei Jahren wollte er alles über die Sonne wissen. Aber nach drei Monaten hat er sich ein neues Thema gesucht.“ Zum anderen siehst du dein Kind in verschiedenen Umgebungen: Allein, mit Geschwistern oder Freunden oder beim Einkaufen. Die Auswahl ist dabei dadurch vorgegeben, was eure Umwelt hergibt. Das ist für Beobachtungen normal. So können sich Potenziale in Form von „Leistungen“ zeigen.
Lehrkräfte bzw. Fachkräfte in der Kita haben eher den Blick für das Lern- und Sozialverhalten in der Gruppe im Blick. Deshalb machen sie oft andere Beobachtungen bei deinem Kind. Aber auch sie können das Potenzial erst sehen, wenn es sich zeigt. Wichtig ist deshalb, dass Eltern und Schule sich darüber austauschen. Wenn beide Seiten die gleichen Beobachtungen machen, die auf hohe Begabungen hinweisen, dann reicht das als Feststellung meistens aus und einer gezielten Förderung steht nichts im Weg.
Wenn sich die Anzeichen häufen, dann möchten (vor allem) viele Eltern es gerne genau wissen und die Hochbegabung testen lassen. Manchmal erscheint ein Intelligenztest notwendig, z.B., wenn Eltern und Schule unterschiedliche Beobachtungen gemacht haben und Fördermaßnahmen geplant werden sollen. Klassische Fragen dazu sind beispielsweise „Soll meine Tochter schon eingeschult werden?“ oder „Zu Hause kann er flüssig lesen, in der Schule kann er das nicht!“.
Ein Intelligenztest schafft eine künstliche Situation, in der dein Kind bestimmte Aufgaben in einer bestimmten Art und Weise erledigen soll. Es ist also ein „Leistungstest“, der versucht, Potenziale „herauszukitzeln“. Dazu muss dein Kind ein gewisses Alter haben, denn für jüngere Kinder gibt es kaum verlässliche Testverfahren. Auch kann ein üblicher Test nur messbare Fähigkeiten prüfen; deshalb sind Aussagen über soziale oder kreative Fähigkeiten schwierig.
Manchmal ist ein Intelligenztest sinnvoll, meistens, wenn Eltern und Schule unterschiedliche Beobachtungen gemacht haben und Fördermaßnahmen geplant werden sollen. In der Regel kommt dazu, dass die meisten Kassen keinen Intelligenztest bei einem speziellen Psychologen bezahlen. Du solltest dich hier vorher bei deiner Kasse erkundigen.
Nur sehr selten ist ein Intelligenztest im Kita- oder Vorschulalter notwendig. Ein solcher Fall ist zum Beispiel bei Kita-Kindern manchmal die Entscheidung, ob ein Kind vor dem „Stichtag“ eingeschult werden soll. Manchmal haben Eltern und Kita unterschiedliche Beobachtungen gemacht und sind sich nicht einig, ob die Kompetenzen für eine Einschulung ausreichen. Hier findest du nützliche Tipps zur Frage „Gibt es einen richtigen Zeitpunkt für die Einschulung von hochbegabten Kindern?“ Bitte beachte auch, dass die Kosten für den Test bei speziellen Testpsychologen in der Regel auch hier nicht von der Krankenkasse übernommen werden.
Manchmal gibt es schon bei Kindern im Vorschulalter den Verdacht einer Hochbegabung, weil das Kind z.B. schon lesen kann. Lässt man das dann vor der Einschulung testen oder wartet man ab, was in der Schule passiert? Eltern diskutieren hier das Für un Wider einer Testung.
Sandra ist Mutter der 5-jährigen Maja und des 7-jährigen Timo. Sie hat Maja jetzt testen lassen.
"Durch den Test haben wir Sicherheit bekommen“ Die Schule wollte Maja keine anderen Aufgaben geben, weil sie nicht zeigte, was sie konnte. Durch den Test haben wir Sicherheit bekommen und stehen nicht als über-ehrgeizige Eltern da. Bei Timo klappte alles, da haben wir auch Maja einfach eingeschult, obwohl sie auch schon lesen und schreiben konnte. In der Schule wollte Maja dann lieber so sein, wie die anderen Kinder auch. Also versteckte sie ihr Wissen. Sie wurde immer unglücklicher, zeigte immer weniger und so wurde uns empfohlen, sie noch ein Jahr zurückzustellen.
Ihr Lehrer glaubte uns nicht, dass Maja schon alles konnte und wegen der Langeweile so unglücklich war. Da haben wir uns dann eine Testpsychologin gesucht, die einen Intelligenztest mit Maja gemacht hat. Da konnte sie frei zeigen, was sie konnte. Sie war nach dem Test wie ausgewechselt, so glücklich haben wir sie lange nicht gesehen. Wir haben dann zusammen mit der Psychologin noch einmal mit der Schule gesprochen, was an Förderung notwendig wäre. Mal sehen, was sich da machen lässt. Vielleicht müssen wir auch eine andere Schule für Maja suchen.
Maria, Mutter von Paul, 7 Jahre, hat einfach abgewartet. „Die Lehrer der Grundschule schauen doch sowieso, was das Kind schon kann. Da brauche ich keinen Test.“
"Die Lehrer der Grundschule schauen doch sowieso, was das Kind schon kann". Bekannte haben mich schon früh darauf angesprochen, dass Paul für seine fünf Jahre viel kann. Weil er im Kindergarten nicht zurecht kam, hatten wir ihn dort abgemeldet. Er war das letzte halbe Jahr zu Hause, wo er sich beschäftigen und mit seinen Brüdern spielen konnte, wie er wollte. So war die Einschulung ein echter Neustart. Nach der Einschulung habe ich seine Lehrerin erst beim normalen Gespräch nach sechs Wochen vorsichtig auf den Verdacht einer Hochbegabung angesprochen. Sie sagte sofort, dass sie das auch vermuten würde, weil Paul sein großes Wissen gerne zeigt. Da sie im Unterricht immer unterschiedlich schwere Aufgaben anbietet, findet auch Paul immer etwas zum Lernen. Ihr ist wichtig, dass er ihr kurz zeigt, wenn er ein Thema schon beherrscht, dann bekommt er sofort schwerere Aufgaben. Paul gefällt die Schule gut und einen Test finde ich noch immer unnötig, weil alles gut klappt.
Wenn du dein Kind auf Hochbegabung testen lassen möchtest, gibt es viele verschiedene und verlässliche Tests, die dir helfen können.