Wenn du dich umschaust, sei es im Zug oder auf der Straße, fällt etwas sofort auf: Viele Menschen sind auf ihre Smartphones fixiert. Informationen werden zunehmend in kleinen Häppchen durch Social-Media-Feeds, Nachrichten-Apps und andere digitale Plattformen konsumiert. Mit der Verbreitung von Smartphones und Tablets hat das Lesen für manche, vor allem für jüngere Generationen, an Bedeutung verloren. Doch Lesekompetenz bleibt eine essenzielle Grundlage, nicht nur für Bildung, sondern auch für kritisches Denken und die Bewältigung der Herausforderungen der Zukunft. In diesem Artikel erfährst du, warum Lesen, ob digital oder analog, auch in der Zukunft unverzichtbar ist und wie du als Elternteil die Leseförderung deines Kindes aktiv unterstützen kannst.
Durch soziale Medien und die Art und Weise, wie Informationen heutzutage genutzt werden, um sowohl Fakten als auch „Fake News“ – zu verbreiten, ist es wichtiger denn je, Kindern die Bedeutung des Lesens nahezubringen. Ebenso entscheidend ist es, ihnen zu vermitteln, wie sie das Gelesene richtig verstehen und hinterfragen können. Dies beginnt damit, Informationen aus verschiedenen Quellen zu lesen, um Fakten zu überprüfen. Wenn Kinder flüssig lesen können, ist es auch einfacher, komplexere Inhalte zu verstehen und zu hinterfragen.
Lesen ist der Schlüssel zur Sprachentwicklung und eine Grundlage für schulischen und persönlichen Erfolg. Es hilft deinem Kind, neues Wissen zu entdecken und sich besser in der Welt zurechtzufinden. Ein gutes Textverständnis macht das Lernen in allen Schulfächern leichter – von Mathe bis Geschichte. Kinder mit ausgeprägten Lesefähigkeiten haben oft bessere schulische Leistungen und ein stärkeres Selbstbewusstsein im Umgang mit Texten.
Lesetipp: Mehr Tipps zur Leseförderung bei Schulkindern findest du in unseren weiteren Artikeln.
In einer digitalen Welt voller Ablenkungen ist es wichtiger denn je, die Fähigkeit zu entwickeln, längere Texte lesen und verstehen zu können. Das Lesen längerer Texte stärkt die Konzentrationsfähigkeit, fördert die Fantasie und legt die Grundlage für nachhaltiges Lernen. Studien zeigen jedoch, dass längere Sachtexte auf Bildschirmen oft weniger gut verstanden und behalten werden als auf Papier. Der Grund: Digitale Texte werden häufig schneller und weniger gründlich gelesen, was zu einem oberflächlichen Verständnis führen kann.
Es ist wichtig, sich dessen als Elternteil bewusst zu sein – ohne digitales Lesen grundsätzlich zu verbieten. Vielmehr geht es darum, eine bewusste Balance zwischen digitalem und analogem Lesen zu finden, um die jeweiligen Vorteile optimal zu nutzen.
Digitale Formate bieten viele Vorteile, besonders wenn es um Lesemotivation und Inklusion geht.
Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, können oft von den Anpassungsmöglichkeiten profitieren, die digitale Medien bieten. Viele E-Reader und Apps ermöglichen es, die Textgröße, die Schriftart und den Hintergrund anzupassen, so dass das Lesen für Kinder mit Leseschwierigkeiten erleichtert wird.
Zudem bieten digitale Formate oft interaktive Elemente wie eingebettete Bilder, Animationen oder sogar Audiodateien, die das Leseerlebnis ansprechender machen.
Zudem können Eltern digitale Formate nutzen, um gezielt auf die Interessen ihrer Kinder einzugehen. Ob es nun ein interaktives E-Book über Tiere, Abenteuer oder Comics ist – digitale Medien bieten eine riesige Auswahl an Themen, die den Kindern Spaß machen und sie zum Weiterlesen anregen können.
Auch Hörbücher bieten eine gute Unterstützung, um das Leseverständnis zu fördern und den Kindern dabei zu helfen, den Zusammenhang zwischen gesprochenem und geschriebenem Wort besser zu verstehen.
All diese Möglichkeiten können die Lesefreude steigern und gleichzeitig dazu beitragen, dass Kinder mit unterschiedlichen Lernbedürfnissen in ihrer Entwicklung gefördert werden.
Digitales Lesen umfasst auch verschiedene Medien wie Hyperlinks, bewegte Grafiken, interaktive Bilder und Animationen. Diese können dein Kind, wie am Anfang erwähnt, schnell ablenken und das Gehirn sehr stark beanspruchen, weil sie zusätzliche kognitive Fähigkeiten aktivieren. Viele kennen das auch, wenn man längere Zeit auf einen Bildschirm schaut, werden die Augen schnell müde und man wird von anderen Dingen am Bildschirm abgelenkt. Für dein Kind können digitale Formate auch zu einer Reizüberflutung führen, die es schwierig macht, sich auf den Inhalt zu konzentrieren – es wird teilweise nur oberflächlich gelesen.
Die Lesekultur entsteht in der Familie. Oft beginnt der Umgang mit Büchern und das Lesen allgemein durch das Vorbild der Eltern. Dabei geht es nicht nur um den bewussten Umgang mit digitalen Medien, sondern auch darum, dass das Vorlesen bei jüngeren Kindern und später das gemeinsame laute Lesen oder abwechselnd laute Lesen eine wichtige Rolle für die Bindung und Sprachentwicklung spielt. Ein Hörbuch kann einen Elternteil nicht ersetzen. Es ist daher entscheidend, Kinder aktiv beim Lesen zu begleiten, ausgewählte digitale Formate zum Lesen auszuwählen und die Bildschirmzeit sinnvoll zu begrenzen.
Leserituale schaffen
Eine schöne Möglichkeit, das Lesen zu fördern, ist, dein Lieblingsbuch herauszuholen, das du schon lange nicht mehr gelesen hast, und gemeinsam mit deinem Kind darüber zu sprechen. Vielleicht hat dein Kind auch ein altes Lieblingsbuch, das es schon lange nicht mehr gelesen hat. Es wäre spannend, dieses Buch wiederzuentdecken und darüber zu sprechen, warum es früher so viel Freude bereitet hat. Ihr könnt z. B. darüber sprechen, ob ihr beim erneuten Lesen neue Dinge entdeckt oder die Geschichte jetzt anders empfindet.
Als Ritual könnt ihr eine feste Uhrzeit festlegen, zu der alle Handys und der Fernseher ausgeschaltet werden, um gemeinsam zu lesen. Besonders hilfreich ist das laute Lesen – ob zusammen, abwechselnd oder, wenn dein Kind noch nicht selbst liest, durch Vorlesen. So wird das Lesen zu einer schönen gemeinsamen Zeit, die alle genießen können.
Leseolympiade
Hast du schon von der Leseolympiade gehört? Über 1-2 Wochen oder sogar länger dokumentiert ihr jeden Tag, wie lange ihr gelesen habt und wie viele Seiten ihr geschafft habt – ganz gleich, ob Bücher, Comics oder Zeitschriften. Am Ende könnt ihr entweder individuell ausrechnen, wer am meisten gelesen hat, oder ihr zählt alles zusammen. Vielleicht möchtet ihr nach der Leseolympiade etwas schönes gemeinsam unternehmen – z. B. einen Filmabend, ein Lieblingsessen oder einen Ausflug. So macht das Lesen nicht nur Spaß, sondern stärkt auch den Zusammenhalt in der Familie und sorgt für eine spannende Herausforderung.
Lesespaziergang
Ein Lesespaziergang ist eine unterhaltsame Methode, die Lesefähigkeiten deines Kindes zu fördern, indem das Lesen mit Bewegung und Entdeckung verbunden wird. Während des Spaziergangs sucht ihr nach Schildern, Plakaten oder allem, was geschrieben ist – wie Straßennamen oder Ladenschilder. Gemeinsam lest ihr die Wörter oder Buchstaben laut vor, sprecht über deren Bedeutung und könnt ein kleines Spiel daraus machen, zum Beispiel alle Wörter mit einem bestimmten Buchstaben zu finden. Diese Aktivität zeigt deinem Kind, wie nützlich Lesen im Alltag ist, und gibt ihm die Gelegenheit, seine Lesefähigkeiten auf eine entspannte und spielerische Weise zu üben.
Passende Bücher finden
Es kann vorkommen, dass Kinder beim Lesen nicht motiviert sind, oft weil das Thema des Buches nicht interessiert oder der Text zu schwierig ist – das kennen wir auch als Erwachsene. Wichtig zu wissen: Viele Bücher sind nach Alter oder Klassenstufe sortiert, aber das bedeutet nicht zwangsläufig, dass dein Kind diese Bücher auch problemlos lesen kann.
Besonders für Kinder, die mehr Zeit beim Lesen benötigen, ist es entscheidend, passende Bücher auszuwählen. Hilfreich sind Bücher mit kurzen Kapiteln, einfacher Sprache, größeren Absätzen und einer gut lesbaren Schriftart. Eine größere Schrift und viele Bilder machen das Lesen angenehmer und weniger anstrengend. Du kannst auch Bibliotheken oder Buchhandlungen besuchen, um dich dort beraten zu lassen und ein geeignetes Buch für dein Kind zu finden.
Lesen bleibt in der digitalen Welt unverzichtbar. Es stärkt Sprachentwicklung, kritisches Denken und Empathie. Digitale Medien bieten Chancen, bergen aber auch Risiken – eine Balance zwischen analogem und digitalem Lesen ist entscheidend. Du als Elternteil spielst eine Schlüsselrolle in der Leseförderung: Gemeinsames Lesen, passende Bücher und Leserituale wecken die Freude am Lesen und legen eine wichtige Basis für den späteren Erfolg. Indem du eine gesunde Lesekultur in der Familie etablierst, ermöglichst du deinem Kind, kreativ und selbstständig zu denken. Lesen ist mehr als Wissenserwerb – es ist ein lebenslanger Begleiter.