Vorlesen ist weit mehr als nur eine schöne Abendroutine – es ist eine der besten Methoden, um die Entwicklung deines Kindes zu fördern. Aber warum Vorlesen schlau macht, zeigt sich nicht nur in der Sprachentwicklung und dem Wortschatz deines Kindes. Es stärkt auch die Bindung zwischen euch und regt die Fantasie an. In diesem Artikel geben wir dir wertvolle Tipps zum Vorlesen, die du ganz einfach in den Alltag integrieren kannst. Mach das Vorlesen zu einem festen Ritual, das euch täglich gemeinsam in eine Welt voller Geschichten eintauchen lässt – und das nicht nur vor dem Schlafengehen.
Wenn du deinem Kind regelmäßig vorliest, hilfst du ihm, seinen Wortschatz zu erweitern. Kinder, die oft vorgelesen bekommen, lernen später leichter lesen, weil sie das Lesen mit positiven Gefühlen verbinden. So legst du den Grundstein für eine starke Lesekompetenz.
Vorlesen fördert die Konzentration deines Kindes und hilft ihm, ruhiger zu werden – das zeigt auch eine Studie der New York University. Außerdem kann dein Kind durch Geschichten jede Menge Neues entdecken: von Bauernhoftieren über Fahrzeuge bis hin zu fremden Ländern. So wird Allgemeinwissen ganz nebenbei aufgebaut.
Beim Vorlesen taucht dein Kind in fantasievolle Welten ein und stellt sich Figuren und Orte vor. Das fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch das logische Denken, wenn Texte, Bilder und andere Buch-Elemente zusammenpassen. Gleichzeitig lernt dein Kind, sich in andere hineinzuversetzen und Empathie zu entwickeln.
Vorlesen ist wertvolle gemeinsame Zeit. Kuschelt ihr euch zusammen mit einem Buch, stärkt das eure Bindung. Gleichzeitig wirkt das ruhige Tempo des Vorlesens beruhigend und hilft deinem Kind, nach einem aufregenden Tag zur Ruhe zu kommen.
Lesen macht von Anfang an Spaß, schon Babys lieben weiche Stoffbücher und bunte Bilder.
Kuschel dich mit deinem Kind ein: wenn es mag, darf es sich eng neben dich setzen oder auf deinen Schoß. Das erzeugt Nähe und Verbundenheit. Die Lesezeit kann ein wunderbares gemeinsames Ritual vor dem Einschlafen oder nach dem Aufstehen sein.
Am besten sollte das Vorlesen zu regelmäßigen Zeiten stattfinden und nicht gestört werden.
Lass dein Kind mitbestimmen, welches Buch ihr lest. Auch wenn du selbst das Feuerwehrbuch nicht mehr sehen kannst – kleine Kinder lieben Wiederholungen.
Das Kind ist unruhig und unterbricht? Dann lass es mitmachen. Du musst nicht unbedingt den Text lesen, sondern kannst auch Fragen stellen, oder das Kind bestimmte Dinge suchen lassen.
Sprich mit dem Kind über die Geschichte und die Bilder. Beziehe es beim Lesen ein, lass dir Dinge, die es kennt zeigen, achte darauf, was es besonders interessiert.
Hab Geduld mit deinem Kind, nicht immer wird es konzentriert zu hören. Dann darf es selbst Seiten umblättern oder dir etwas zeigen.
Gedichte für Wichte: Kinder lieben Reime, denn die helfen beim Hören und Sprechen und verdeutlichen die Struktur der Sprache.
Die besten Bücher für Kinder sind altersgerecht und machen auch Eltern Spaß. Welches waren deine eigenen liebsten Bücher? Achte bei kleinen Kindern auf klare Illustrationen, Klapp- oder Tastbücher.
Jedes Kind ist anders und hat unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse, die auch beim Vorlesen und Geschichtenerzählen berücksichtigt werden sollten. Wenn du darauf achtest, wirst du schnell bemerken, welche Vorlesezeiten am besten sind und welche Bücher dein Kind liebt.
Sei selbst Vorbild. Wenn dein Kind merkt, dass dir Lesen Freude macht, wird es dich gern nachahmen und selbst seinen Stofftieren “vorlesen”.
Vorlesen kannst du überall und jederzeit, aber feste Vorleserituale fördern nicht nur die Sprachentwicklung deines Kindes, sondern auch Sicherheit und Geborgenheit. Plane sie fest in euren Alltag ein – vielleicht vor dem Schlafengehen oder nach dem Mittagessen. Rituale stärken die Nähe zu dir und helfen deinem Kind, sich besser auf den Tag oder besondere Herausforderungen einzustellen. Mit deiner Stimme kannst du dabei Spannung oder Ruhe erzeugen, je nach Situation. Lass dich von unseren Ideen inspirieren und finde ein Ritual, das zu euch passt!
Der kleine Leo ist am Abend immer sehr aufgeregt und aktiv. Er kann sich kaum noch konzentrieren und für seine Eltern ist es schwierig, ihn ins Bett zu bringen.
„Wir haben dann das Ritual entwickelt, uns gemeinsam auf einen gemütlichen Sessel zu setzen und ihm ein Buch vorzulesen. Die Nähe zu uns Eltern tut ihm gut. Ich lese dann immer mit einem sanften Stimmklang und einem langsamen Sprechtempo vor. Leo beruhigt das, er hört konzentriert zu und atmet tiefer und entspannter. Nach dem Vorlesen kooperiert er beim Umziehen und zu Bett gehen viel besser“, sagt seine Mutter.
Du erkennst, das Vorlesen hat neben der Förderung der Sprache auch die Funktion der Beruhigung. Nutze hierbei vor allem eine sanfte Stimme und ein gemächliches Tempo. Baue zusätzlich kleine Verse als Gesang in die Geschichten mit ein. Deinem Kind wird es gefallen.
Wenn die kleine Hannah nach dem Kindergarten von ihrem Babysitter nach Hause gebracht wird, fällt es ihr manchmal schwer, sich selbständig zu Hause „einzufinden“. Sie ist dann ein wenig orientierungslos und sucht viel Nähe zu ihren Eltern.
„Ich habe das Gefühl, dass Hannah für einen Wechsel von Betreuungspersonen und bei einem Ortswechsel oft Begleitung braucht. Deshalb haben wir ein Vorleseritual eingeführt, bei dem wir uns immer als erstes, wenn Hannah nach Hause kommt, auf die Couch setzen und ein Büchlein vorlesen. Ihr tut es gut, wenn ich immer die gleiche Geschichte lese. Damit verbindet sie Vertrautes. Und sie spricht einige Buchzeilen auswendig mit. Schritt für Schritt verbessert sich sogar ihre Grammatik“, sagt ihr Vater.
Du merkst, das Vorlesen bietet Sicherheit, wenn beispielsweise ein Wechsel der Umgebung oder der Bezugsperson stattfindet. Es hilft, immer die gleiche Geschichte oder bereits bekannte Geschichten zu lesen und fördert das Sprachgefühl.
Die Geschwister Ben und Ronja kommen morgens nur schlecht aus dem Bett und sind extreme Morgenmuffel. „Unser Ritual ist es, morgens zum Wachwerden eine kleine Geschichte vorzulesen. Wir setzen uns auf den Fußboden oder auf das Bett. Ich wähle immer lustige Geschichten mit Reimen oder mit Zeilen zum Mitsprechen. Das belebt die Kinder und sie werden in ihrem eigenen Tempo wach“, sagt der Vater.
Hier erkennst du, dass das Vorlesen auch die Funktion der Aktivierung haben kann. Spreche dabei mit lauter, aussagekräftiger Stimme, so dass du Spannung herstellen kannst. Sprechreime machen Spaß und bringen Euch zum Lachen. Probiert es aus!
Wenn du ein passendes oder ein neues Vorleseritual einführen möchtest, beobachte dein Kind im Alltag genau. Erkenne die Momente, in denen dein Kind eher träge und müde ist und du es gerne motivieren beziehungsweise aktivieren möchtest. Erkenne die Zeitpunkte, in denen dein Kind eher aufgeregt und unkonzentriert ist, ihm aber ein ruhiges Verhalten in der Alltagssituation helfen würde. Diese Momente und natürlich viele andere, sind passend für ein Vorleseritual.
Vorlesen ist weit mehr als eine schöne Abendroutine – es ist ein Geschenk, das dein Kind ein Leben lang begleitet. Du förderst nicht nur Sprache und Fantasie, sondern stärkst auch eure Bindung und schaffst wertvolle gemeinsame Momente. In der Leseförderung ist Vorlesen ein kraftvolles Werkzeug, um Werte zu vermitteln und die Neugier deines Kindes auf die Welt zu wecken. Nimm dir bewusst Zeit dafür – es lohnt sich!