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Hat mein Kind ADS (ADHS)?

Autorin - Melanie Schüer

Wenn ein Kind hibbelig, unruhig oder sehr verträumt ist, ist schnell die Rede von einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS). Aber Achtung: Eine echte Diagnose sollte eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin stellen. Hier findest du aber ein paar Anhaltspunkte, um besser einschätzen zu können, ob dein Kind ADS (oder ADHS) haben könnte und Hinweise dazu, wie du weiter vorgehen kannst.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Hat mein Kind ADS / ADHS

ADS oder ADHS? Anzeichen und Unterschiede

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) und einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität (ADHS).

ADS wird häufig bei Kindern diagnostiziert, die zwar eher still und ruhig sind, sich aber trotzdem nicht gut konzentrieren können. Sie schweifen mit ihren Gedanken oft ab, verlieren sich in Tagträumen, sind unstrukturiert und vergesslich, scheinen oft nicht zuzuhören, verlieren viele Dinge oder lassen sich leicht ablenken.

ADHS liegt eher bei Kindern vor, die neben der Konzentrationsschwäche ständig in Bewegung sind. Sie haben Schwierigkeiten, stillzusitzen, neigen dazu, aufzustehen und übermäßig viel zu reden, sind sehr ungeduldig und zeigen eine große Unruhe.

Sowohl bei ADS und ADHS kann zusätzlich eine starke Impulsivität hinzukommen: Die Kinder haben Probleme, ihr Verhalten zu kontrollieren, werden schnell wütend und handeln oft, ohne nachzudenken.

Ursachen von ADS und ADHS

Die Ursachen von ADS und ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Allerdings wurde nachgewiesen, dass bei Kindern mit ADS und ADHS Veränderungen im Gehirn-Stoffwechsel vorliegen. Dabei spielen vor allem die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin eine Rolle.
Manche Mediziner vermuten, dass hinter diesen Veränderungen im Gehirn ein hormonelles Ungleichgewicht steht. Auch Kinder können, z.B. durch Umwelthormone, zu viel oder zu wenig von bestimmten Hormonen aufweisen. Mehr Informationen und Adressen von spezialisierten Ärzten findest du unter www.hormon-netzwerk.de.

Nicht bei jedem Kind, das ein paar dieser Auffälligkeiten zeigt, liegt ein ADS oder ADHS vor. Wenn aber viele der genannten Symptome gezeigt werden, ist es sinnvoll, zur weiteren Abklärung Kontakt mit einer Kinder- und Jugendlichenpsychiaterin aufzunehmen. Auch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen können, wenn sie die notwendigen Tests in ihrer Praxis haben, die Diagnose stellen und vor allem auch eine entsprechende Therapie anbieten. Da aber nur Ärzte, also in diesem Fall Kinder- und Jugendpsychiater:innen, Medikamente verschreiben können, ist es meist sinnvoll, auch diese mit in’s Boot zu holen.

Kinderärztin als erster Ansprechpartner bei Verdacht auf ADS & ADHS

Wenn du einen kompetenten Kinderarzt hast, ist auch der ein guter erster Ansprechpartner und kann oft Empfehlungen für gute Psychotherapeuten vor Ort aussprechen.

Wichtig: Wir raten dir aber davon ab, dich auf eine schnelle Diagnose und Behandlung durch die Kinderärztin zu verlassen. Manche Kinderärzte meinen, sie könnten selbst in kurzer Zeit einschätzen, ob ein Kind ADS oder ADHS hat und sie haben rechtlich die Möglichkeit, eigenhändig Medikamente zu verschreiben. Das ist aber höchst fragwürdig, da Kinderärzte nicht auf diese Themen spezialisiert sind. Um ADS und ADHS zuverlässig zu überprüfen, sind mehrere Termine und spezielle Tests notwendig. 

Medikamente sind mit Vorsicht zu genießen

Auch Medikamente sollten nur von Fachleuten, nämlich Kinder- und Jugendpsychiater:innen, verschrieben werden, die sich genau mit deren Wirkungen und Nebenwirkungen auskennen. Es gibt nämlich verschiedene Präparate und es ist wichtig, genau auszuwählen, welches zu deinem Kind passt. Hinzu kommt, dass diese Medikamente zwar vielen Kindern helfen, aber auch ernstzunehmende Nebenwirkungen haben können. Das können z.B. Schlafprobleme oder Appetitstörungen sein, aber auch depressive Verstimmungen und andere Auffälligkeiten können auftreten.

Deshalb sollten bei ADS und ADHS Medikamente immer mit Bedacht und nach guter Aufklärung eingesetzt werden. Nicht jedes betroffene Kind braucht eine Medikation. In vielen Fällen reicht es auch, erst einmal eine Psychotherapie durchzuführen, bei der Kinder und Eltern lernen, mit der Konzentrationsschwäche umzugehen und durch bestimmte Techniken schwierige Situationen besser zu meistern.

Auf diese Weise kann auch sehr viel ohne Medikamente erreicht werden. Viele Familien machen außerdem gute Erfahrungen mit Elterntrainings sowie Therapiegruppen bzw. Gruppentrainings. In diesen lernen 4-6 Kinder gemeinsam unter Anleitung Konzentrationsübungen durchzuführen, um sich besser zu strukturieren und weniger ablenken zu lassen.

Medikamente können also eine gute Unterstützung sein, sind dies aber selten allein ohne begleitende Therapie oder Trainings. Und nicht in jedem Fall sind sie nötig . Manchmal ist ihr Einsatz aber doch sinnvoll, wenn die Belastung sehr hoch ist oder auch zur zeitweisen zusätzlichen Unterstützung, bis eine Therapie zu wirken beginnt.

Auch gesunde Ernährung ist bei ADS & ADHS wichtig

Eine gesunde Ernährung ist wichtig, um die Konzentration zu fördern. Starke Schwankungen im Blutzuckerspiegel erschweren es, sich zu fokussieren und gelassen zu reagieren. Deshalb achte darauf, dass dein Kind Süßigkeiten und gezuckerte Getränke nur in geringen Maßen konsumiert. Besonders im Vormittagsbereich sollten vor allem Wasser, Obst, Gemüse und Vollkornprodukte auf den Tisch kommen. Auch eine ausreichende Versorgung mit gesunden Omega-3-Fettsäuren, zum Beispiel in Nüssen und Fisch, stärkt die Aufmerksamkeit.

Auch Vitamin D ist wichtig für die Konzentration und viele Kinder haben einen Mangel. Frage gerne in deiner kinderärztlichen Praxis, ob bei deinem Kind etwas gegen die Supplementierung mit Vitamin D in altersgerechter Menge spricht, gerade in der dunklen Jahreszeit.

Magnesium fördert ebenfalls die Aufmerksamkeit – enthalten z.B in Nüssen, Mandeln, Bananen und dunkler Schokolade.

Konkrete erste Tipps für eine bessere Konzentration findest du im Inhalt Tipps für eine gute Konzentration.

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