Legasthenie bei Kindern ist eine Herausforderung, die viele Eltern betrifft – und du bist nicht allein. Wenn dein Kind Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hat, kann das frustrierend und beängstigend sein. Doch es gibt Hoffnung! In diesem Artikel erfährst du, was Legasthenie genau ist, wie du sie erkennst und welche Unterstützung dein Kind dabei braucht, seine Fähigkeiten zu entwickeln. Wir geben dir praktische Tipps an die Hand, damit du deinem Kind helfen kannst, seine Stärken zu entdecken und seine Schwächen zu überwinden.
Legasthenie, auch als Lese-Rechtschreibstörung (LRS) bekannt, betrifft das Lesen und Schreiben und wird durch eine neurologische Verarbeitungsschwäche verursacht. Dein Kind könnte Informationen anders verarbeiten, was seine Lernfähigkeit beeinträchtigen kann. Etwa 4% bis 7% der Schulkinder weltweit sind betroffen, was bedeutet, dass in einer Klasse mit 20 Kindern ca. 1-3 Schüler Schwierigkeiten haben könnten. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Viele Eltern stellen oft überraschend fest, dass ihr Kind Probleme mit dem Lesen und Schreiben hat, obwohl es ansonsten normal intelligent ist. Es handelt sich dabei um ein Kind mit einer spezifischen Schwäche im Lesen und Schreiben, die die schulischen Leistungen und das emotionale Wohlbefinden deines Kindes beeinflussen kann.
Die Ursachen für Legasthenie liegen nicht in Umwelteinflüssen wie wenig Zeit oder zu viel Medienkonsum. Es handelt sich um eine Entwicklungsstörung, die biologische Ursachen hat und mit der Reifung des Nervensystems zusammenhängt. Studien zeigen, dass Legasthenie oft vererbt wird – bei Lesestörungen zu etwa 50% und bei Rechtschreibstörungen sogar zu 60%. Auch bestimmte Chromosomen könnten eine Rolle spielen. Viele Kinder mit Legasthenie hatten schon im Kindergartenalter Schwierigkeiten mit der Phonologischen Bewusstheit – also dem Umgang mit Lauten, Wörtern und Silben. Diese Fähigkeit hilft uns, die Struktur von Wörtern zu erkennen und zu verändern. Wenn diese Fähigkeit beeinträchtigt ist, kann das Lernen der Schriftsprache erschwert werden.
Die Symptome einer Legasthenie zeigen sich oft in der Lesegeschwindigkeit, im Rechtschreiben und beim schriftlichen Ausdruck. Dein Kind könnte zum Beispiel ein Wort trotz Verbesserung im nächsten Satz wieder falsch lesen oder schreiben. Es scheint, als ob das Wort nicht erkannt oder erinnert werden kann. Im Alltag bemerkst du möglicherweise auch, dass dein Kind unaufmerksam oder unkonzentriert wirkt, besonders beim Lesen und Schreiben. Vielleicht kommt es häufig zu Frustration bei den Hausaufgaben oder sogar zu Schulangst, mit Beschwerden wie Bauch- oder Kopfweh. Wenn du solche Symptome bei deinem Kind beobachtest und den Verdacht hast, dass es Probleme mit dem Lesen und Schreiben hat, solltest du frühzeitig Hilfe suchen.
Im folgenden sind typische Symptome aufgeführt, die jedoch nicht alle gleichzeitig auftreten müssen.
Betroffene Kinder können kurze, häufig auftretende Einzelwörter oft sicher und flüssig lesen. Bei längeren und/oder unbekannten Wörtern und Sätzen ist die Lesegeschwindigkeit aber verlangsamt. Es kommt auch zu:
Es kommt zu Dehnungen, Auslassung, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Wörtern/Wortteilen und Buchstaben. Hier einige Beispiele:
Betroffene Kinder zeigen Schwierigkeiten aus dem Gelesenen Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen. Sie können häufig inhaltliche Fragen zu einem gelesenen Text nicht beantworten. Sie haben also Probleme, den Sinngehalt des Gelesenen zu erfassen.
Schreibschwierigkeiten zeigen sich in:
Um festzustellen, ob eine Legasthenie gemäß ICD-10 (= Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) vorliegt, sollten die Kinder von Experten untersucht werden. Hierzu zählen Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –Psychotherapie, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten oder Ärzte und Psychotherapeuten, Logopäden, pädagogische Fachkräfte mit einer entsprechenden Fortbildung. Eine Testung ist ab dem 2. Schuljahr möglich.
Zur Diagnosestellung werden mehrere Tests durchgeführt, u.a.:
Legasthenie kann zu großen Problemen in der Schule führen, da vieles in Textform vermittelt wird. Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben wirken sich daher auf alle Fächer aus. Dein Kind merkt schnell, dass viel Mühe nicht zu besseren Noten führt, was zu Frustration und einem schlechten Selbstwertgefühl führen kann. Es könnte denken: „Ich kann das nicht!“ Das Gefühl, „dumm“ oder „unbegabt“ zu sein, belastet die Motivation und steigert die Angst zu versagen. Diese negativen Gedanken können zu Vermeidungsverhalten und sogar zu körperlichen Beschwerden wie Bauch- oder Kopfweh führen. In einigen Fällen zeigen Kinder dann auch Verhaltensauffälligkeiten wie Konzentrationsstörungen oder Hyperaktivität.
Eines vorab: durch vermehrtes Üben wird sich allein keine Verbesserung einstellen. Betroffene Kinder brauchen eine individuelle Therapie! Die Kinder können zwar nicht von Legasthenie geheilt werden, aber bei einer guten Förderung können sie sich gut weiterentwickeln und ihr Potential ausschöpfen! Eine frühe Förderung durch Fachpersonal (qualifizierte Legasthenietherapeuten) ist deshalb besonders wichtig.
Eine spezielle Förderung für LRS-Kinder in der Schule ist leider nicht selbstverständlich. Jedes Bundesland regelt den Umgang mit LRS-Kindern durch eigene Rahmenrichtlinien. LehrerInnen sind leider nicht notwendigerweise im Umgang mit Legasthenie ausgebildet. Beim Verdacht auf eine Legasthenie solltest du dich daher erkundigen, inwiefern eine schulische Förderung möglich ist und auch außerschulische Hilfe holen.
Beachte: Oft zeigen betroffene Kinder beim Lesen und Schreiben zusätzlich Verhaltensveränderungen, wie Unruhe, Unaufmerksamkeit etc. Dies ist jedoch meist ein Ausdruck der Überforderung beim Schreiben und Lesen. Sobald sie etwas anderes machen, existieren die Symptome nicht mehr. Aber es gibt auch legasthene Kinder, die zusätzlich an Hyperaktivität oder Konzentrationsstörungen leiden. Hier können dann weitere Fördermaßnahmen nötig werden, wie z.B. Ergotherapie, Verhaltenstherapie etc.
Grundsätzlich können Eltern folgende Tipps beherzigen:
Legasthenie ist eine Form der Neurodiversität, die mit der richtigen Unterstützung gut gemeistert werden kann. Als Eltern kannst du entscheidend dazu beitragen, dass dein Kind seine besonderen Fähigkeiten erkennt und entfaltet. Indem du frühzeitig auf die Symptome achtest und gezielte Fördermaßnahmen ergreifst, hilfst du deinem Kind, Selbstvertrauen zu entwickeln und seine Stärken zu nutzen. Jedes Kind ist einzigartig, und durch Geduld, Verständnis und passende Hilfsmittel kann dein Kind die Herausforderung der Legasthenie erfolgreich meistern und in seiner Neurodiversität aufblühen.