Jedes Kind kann mit starkem Selbstvertrauen durchs Leben gehen, doch im Alltag ist es oft eine Herausforderung, dieses gezielt zu stärken. Vielleicht traut sich dein Kind nicht, vor anderen zu sprechen, gibt schnell auf oder hat Schwierigkeiten, neue Freundschaften zu knüpfen. Erfahre hier, warum es wichtig ist, das Selbstvertrauen bei Kindern zu fördern und wie du als Elternteil dazu beitragen kannst.
Wenn du dein Kind in seinem Selbstvertrauen stärkst, schenkst du ihm eine wichtige Grundlage für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben. Denn Kinder mit einem stabilen Selbstvertrauen und Selbstwert:
haben die Kraft, Herausforderungen zu meistern, sich selbst zu vertrauen und eigene Grenzen zu setzen.
fühlen sich angenommen, wie sie sind, und sind weniger anfällig für negative Einflüsse.
entwickeln leichter Resilienz und lernen, aus Fehlern zu wachsen.
Wenn es dir als Elternteil schlecht geht, spüren das auch deine Kinder. Viele von uns kämpfen mit dem Gefühl, nie genug zu schaffen, besonders bei der Vielzahl an Aufgaben und begrenzter Zeit. Die meisten Eltern kennen das Gefühl, ohnehin nie alles zu schaffen. Die Wäscheberge stapeln sich, die unerledigten Papiere ebenso und das Kind sitzt mal wieder viel zu lange vor dem Bildschirm. An Sport ist kaum zu denken und vor lauter Frustessen sind inzwischen einige Kilos mehr auf der Waage.
Und so geht es richtig, richtig vielen Eltern! Nur kriegen wir das bei den anderen selten mit. Wenn du mal ganz objektiv überlegst:
Stell‘ dir mal vor, eine gute Freundin würde dir den Alltag erzählen, den du so hast. Würdest du ihr auch sagen, dass sie ganz schön wenig hinkriegt? Oder würdest du ihr nicht eher anerkennend auf die Schulter klopfen oder sie in den Arm nehmen und sagen: „Wahnsinn, was du alles schaffst! Du brauchst dringend Zeit für dich!“?
Vielleicht nimmst du dir mal eine Viertelstunde und schreibst einen liebevollen Brief an dich, aus der Sicht einer solchen wertschätzenden Freundin. Und denk dran – Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern „good enough parenting“: Eltern, die echt sind, zu ihren Fehlern stehen, bereit sind, dazuzulernen, sich zu entschuldigen und ihren Kindern Liebe sowie echtes Interesse zeigen.
Selbstvertrauen lässt sich spielerisch fördern – oft reichen schon kleine Impulse im Alltag. Mit einfachen Übungen kannst du deinem Kind helfen, an sich selbst zu glauben, Herausforderungen zu meistern und seine Stärken zu entdecken. Hier findest du praktische Ideen, die leicht umzusetzen sind und Freude machen.
Zeichnet eine große Sonne in die Mitte, in die ihr alles hineinschreibt, was dein Kind gut kann. Außerdem malt ihr noch eine Wolke auf das Plakat, in die ihr mit einem Bleistift schreibt, was sich dein Kind vornehmen will. (z.B.: „Ich will gerne laut vor Fremden sprechen, ohne rot zu werden“). Immer wenn deinem Kind einfällt, dass es wieder etwas neues kann, oder eine Situation gut gemeistert hat, schreibt ihr sie mit in die Sonne und radiert sie ggfs. aus der Wolke.
Selbstsicheres, aufrechtes Gehen kannst du ganz leicht üben: Legt euch ein Buch auf dem Kopf und probiert verschiedene Gangarten aus: Schleichen, Stampfen, langsam Gehen, schnell Gehen, Laufen usw. Wie hat sich dein Kind dabei gefühlt? Besprecht, wie ein selbstbewusstes Kind wohl gehen würde und wie ein unsicheres.
Wenn dein Kind anderen gerne den Vortritt lässt, kann es sich als Ziel setzen, sich auch mal durchzusetzen. Das könnt ihr gut Zuhause in einem Rollenspiel (ggfs. mit Geschwistern) üben. Ermutige dein Kind dazu, wenn du weißt, dass bald eine reale Situation eintreten wird, in der es wahrscheinlich gerne als Erster drankommen würde, sich durchzusetzen. Plant den Ernstfall, indem ihr die Situation durchspielt.
Auch das könnt ihr zunächst in der Familie üben. Z.B. beim gemeinsamen Essen, wenn das Kind etwas erzählt oder ihm etwas berichtet wird. Euer Kind kann gut ein Experiment machen. Lasst es ausprobieren, wie die Mitmenschen auf Gesagtes mit Blickkontakt und ohne Blickkontakt reagieren.
Du siehst regelmäßig, dass dein Kind übersehen wird, aber es traut sich nicht, das anzusprechen und du willst dich aber auch nicht einmischen? Auch für diese Situation eignet sich ein Rollenspiel. Ihr könnt z.B. eine Einkaufsituation nachstellen, in der sich jemand vorgedrängelt hat. Dein Kind kann den Satz: „Entschuldigung, ich bin jetzt dran!“ laut und deutlich sagen.
Auch hier eignet sich ein Rollenspiel. Z.B. Mit diesen Situationen:
Ein/e Bekannte/r (oder Verwandte/r) will deinem Kind in die Wange kneifen, es streicheln oder sogar küssen. Dein Kind sagt: „Nein, ich will das nicht. Lass das.“
Oder ein anderes Kind entwendet einfach, ohne zu fragen, ein Spielzeug oder ein Radiergummi etc.. Dein Kind kann sagen: „Nein, ich möchte dir das gerade nicht geben. Ich möchte, dass du mich fragst.“
Veränderungen wahrnehmen, benennen und anregen, diese in dem Plakat zu notieren. Darauf achten, dass die Ziele nicht in Vergessenheit geraten. Einen regelmäßigen Rhythmus finden (z.B.) einmal in der Woche, um das Thema zu besprechen.
Hilf deinem Kind dabei, realistische Ziele zu finden, die es auch wirklich erreichen kann.
Überprüfe, ob dein Kind Zuhause und in der Schule angemessen gefordert und nicht überfordert wird. Das ist wichtig, um Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, denn diese stärken das Selbstwertgefühl deines Kindes ungemein und wirken motivierend. Nach dem Motto: „Ich kann was, also bin ich jemand.“
Dein Kind muss die Erfahrung machen können, dass es Probleme selbstständig lösen kann, ohne die Hilfe der Eltern oder Lehrer. Auch das motiviert und zeigt deinem Kind, dass es etwas kann.
Überlege gemeinsam mit deinem Kind, welches Hobby es gerne machen würde. Schnuppert in ein paar Dinge rein und meldet euer Kind für die Tätigkeit an, die ihm am besten gefällt (und nicht bei der, die du am besten findest).
Aufmerksam sein! Auf das Kind zu gehen, Interesse zeigen, nachfragen, zeigen: „Ich sehe dich! Ich bin interessiert an dir und dem, was dir wichtig ist! Ich verbringe gerne Zeit mit dir!“
Zeitfenster, wenn auch nur kurze, einplanen, für schöne gemeinsame Aktivitäten wie ein Spiel, ein Spaziergang, Basteln, o.ä. Auch kleine Erfolgserlebnisse wertschätzen. Und nicht nur die Leistung anerkennen, sondern - sogar viel häufiger - den Weg dahin, nämlich die Anstrengung, das Bemühen, den Mut des Kindes. Betonen, dass das Kind sich Mühe gegeben hat, dass es Fortschritte macht, was es geschafft hat, weil es nicht aufgegeben hat.
Kleine Projekte zuhause durchführen, bei denen Kinder merken: Ich kann etwas erreichen! Z.B. gemeinsam eine Wanderung machen und sich eine bestimmte (realistische) Strecke vornehmen, eine Liste mit Verwandten machen, für die man Karten bastelt, Spielsachen, die nicht mehr benutzt werden aussortieren eine Bastelaktion, etwas Backen oder Kochen, dass das Kind (mit) ausgesucht hat, etc.
Wir können das oft nicht ändern, aber es hilft, darüber mit dem Kind zu sprechen und sich mal gemeinsam den Ärger von der Seele zu reden. Versuche nicht immer gleich, zu vertrösten, sondern lass es auch mal stehen, dass das alles nervt und richtig ätzend ist. Die Botschaft „Du bist liebenswert, so wie du bist“ - immer mal wieder so oder so ähnlich sagen, aber es gibt auch empfehlenswerte Bücher dazu wie z.B. „Du bist einmalig“ von Max Lucado oder „Das kleine Ich bin Ich“ von Mira Lobe.
Das Selbstvertrauen deines Kindes ist eine wichtige Grundlage für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben. Indem du es ermutigst, seine Stärken zu entdecken, kleine Erfolge zu feiern und Herausforderungen anzunehmen, schenkst du ihm Sicherheit und innere Stärke. Vergiss dabei nicht: Auch dein eigenes Wohlbefinden und Selbstwertgefühl spielen eine entscheidende Rolle. Gemeinsam könnt ihr wachsen und euch gegenseitig stärken – Schritt für Schritt.