Vielleicht stellst auch du dir hin und wieder die sorgenvolle Frage, ob dein Kind schon ein paar Wörter sprechen müsste, oder ob es verspätet mit dem Sprechen beginnt? Und was gilt in diesem Zusammenhang überhaupt als „zu spät“? Ein Beispiel: Frauke beobachtet gerne die Fortschritte ihres kleinen Sohnes Max: „Seit einiger Zeit fällt mir auf, das andere Kinder bereits erste Worte sprechen. Max Freund, der kleine Jonas sagt schon „Auto“ oder „Papa weg“. Max kann sowas noch gar nicht. Ich mache mir langsam Sorgen, dass er vielleicht zu spät mit dem Sprechen beginnt oder ihm das Sprechen schwerfällt?“ Die Logopädin Helen Mensen erklärt "Late Talker" und worauf Eltern bei der kindlichen Sprachentwicklung achten sollten.
Als Late Talker bezeichnet man Kinder, die bis zum 2. Geburtstag noch keine 50 Wörter sprechen können und noch keine Zweiwortkombinationen ("Oma kommt") nutzen. Ca. 20 Prozent aller Kinder ab dem 2. Lebensjahr werden als Late Talker bezeichnet.
Unter diesen Late Talkern gibt es Kinder, die diese Verspätung bis zu ihrem 3. Geburtstag aufholen. Die Kinder, die diese Verspätung bis dahin nicht aufgeholt haben, sind risikogefährdet, auch in den folgenden Jahren Schwierigkeiten mit der Entwicklung der Sprache und des Sprechens zu bekommen.
Entwickelt sich dein Kind normal und hat keine anderen Herausforderungen, wie beispielsweise eine Hörstörung, verläuft die Sprachentwicklung Schritt für Schritt. Um den ersten Geburtstag herum benutzt dein Kind die ersten Worte. Diese erhöhen sich bis zum zweiten Geburtstag auf einen aktiven Wortschatz von ca. 50 Wörtern, bestehend aus Nomen, wie „Auto“ oder „Haus“, und Verben (zum Beispiel „kommen“ und „haben“). Eine korrekte Aussprache ist noch nicht wichtig. Die „Banane“ wird oft vereinfacht als „Nane“ bezeichnet und das Verb „haben“ als „ham“.
Die sogenannten Late Talker – die Späten Sprecher – die zeitlich verzögert mit dem Sprechen beginnen, sollten jedoch früh erkannt und gefördert werden.
Frauke war erleichtert, als bei der U7 beim Kinderarzt – zu dem Zeitpunkt war Max gerade 2 Jahre alt geworden – die Sprachenwicklung ihres Sohnes überprüft wurde. Auch Beobachtungen zum Spielverhalten, zum Verstehen der Sprache und zum allgemeinen Kommunikationsverhalten wurden hinzugezogen. „Ich hatte hier ausreichend Gelegenheit, meine eigenen Beobachtungen, meine Fragen und meine Sorgen zur Sprachentwicklung von Max, anzubringen. Das hat mir sehr geholfen.“, sagt sie.
Behalte die Sprachentwicklung deines Kindes im Blick, so dass du dich darüber spätestens in der U7 mit dem Kinderarzt/Kinderärztin austauschen kannst. Dieser kann beispielsweise zur Logopädie überweisen, um den Sprachbeginn vom Experten fördern zu lassen. Zudem ist es zu jedem Zeitpunkt wichtig, dass auch du die Sprache deines Kindes durch Übungen unterstützt. Unterhalte dich mit deinem Kind, singe, spiele, wiederhole und erkläre. Hilfreiche Tipps hierzu findest du in dem Artikel So kannst du die Sprachentwicklung deines Kindes fördern.
Bei Late Talkern sollte im Allgemeinen nicht zu lange abgewartet werden, bis sich die Sprache von allein weiterentwickelt. Zwischen dem 2. und 3. Geburtstag sollte die Notwendigkeit einer Sprachtherapie überprüft und eingeleitet werden. Denn, wenn die Sprache nicht „in Gang“ kommt, kann neben anderen Sprachentwicklungsschwierigkeiten auch die Frustration deines Kindes steigen.
Kinder benötigen Wörter, um sich abzugrenzen („Nein!“), um ihre Wünsche zu äußern („Haben wollen“) oder um ihre Gefühle zu beschreiben („Oma lieb“). Daher ist es im Sinne deines Kindes und allen seinen Kommunikationspartnern, einen verspäteten Beginn seines aktiven Sprechens zu erkennen, einzuschätzen und Hilfe und Unterstützung zu organisieren. Wenn du weitere Fragen zum Thema hast, wende dich gerne an unser Expertenteam.