Format: Elternfrage
Elternfrage

Aggressionen bei Kindern: Was tun, wenn mein Kind beißt und schlägt?

Autorin - Melanie Schüer

Es kann sehr belastend sein, wenn dein Kind aggressiv wird, dich schlägt oder beißt. Als Mutter und als Vater möchtest du sicherstellen, dass dein Kind sich sicher und verstanden fühlt, aber du fragst dich vielleicht, wie du mit diesen Verhaltensweisen umgehen sollst. Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder zu Aggressionen neigen, sei es durch Frustration, Stress oder unklare Kommunikationswege. In diesem Artikel erfährst du, warum dein Kind aggressiv sein könnte, wenn es dich schlägt oder beißt, und wie du als Elternteil auf gesunde Weise damit umgehen kannst. Wir zeigen dir, wie du deinem Kind helfen kannst, seine Gefühle besser auszudrücken.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten
Wütendes kleines Mädchen schreit.

Warum Kinder aggressiv werden

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass gerade im Kleinkindalter viele Kinder in der Autonomiephase eine erhöhte Aggressionsbereitschaft durchleben. Das ist häufig im Alter von ca. 1,5 bis 2,5 Jahren besonders ausgeprägt – einer Entwicklungsphase, in der Kleinkinder schon deutlich spüren was sie wollen, dies aber sprachlich noch nicht oder nicht gut artikulieren können.

Aggressionen als Teil der kindlichen Entwicklung

Wenn Kinder aggressiv werden, hat das auch mit ihrer Entwicklung zu tun. Wie schon erwähnt, gerade Kleinkindern fällt es aufgrund ihrer Entwicklung noch schwer, sprachlich auszudrücken, was sie stört oder was sie möchten. Daraus entsteht oft ein Gefühl von Hilflosigkeit und Frust, das dann zu Aggression führen kann. Hinzu kommt, dass Kleinkinder ab ca. 1,5 bis 2 Jahren sehr deutlich ihren eigenen Willen spüren. Gleichzeitig können sie sich noch nicht in andere hineinversetzen und verstehen daher nicht, dass nicht alles so laufen kann, wie sie es sich wünschen. Auch das führt zu Frust und Wut beim Kind. Es wird aggressiv, denn die Kontrolle über die eigenen Gefühle und das Verhalten ist bei Kleinkindern noch kaum vorhanden – von starken Gefühlen wie Wut werden sie quasi „überflutet“. Sie sind noch nicht in Lage ihre Gefühle selbst zu regulieren.

Überforderung kann Kinder aggressiv machen

Reizüberflutung überfordert viele Kinder. Zwar ist richtig, dass Kinder neugierig sind und es lieben, die Welt zu entdecken. Manchmal spüren sie aber auch nicht, wann es ihnen zu viel wird. Diese Reizüberflutung kann dann dazu führen, dass sie ihre innere Anspannung durch Aggression nach außen tragen. Auch Schlafmangel oder digitaler Stress durch zu hohen Medienkonsum können zu kindlicher Überforderung führen und Kinder aggressiv machen.

Schlechte Vorbilder: Aggression der Eltern

Kinder orientieren sich sehr an dem Verhalten, das sie bei anderen beobachten. Wenn sie sehen, dass andere Kinder schlagen oder beißen, kann allein das ein Grund sein, weshalb sie dieses Verhalten auch ausprobieren. Allerdings spielt auch das Verhalten der Eltern eine große Rolle. Studien zeigen: Wenn Eltern aggressiv sind, wenden auch Kinder sehr häufig Gewalt an. Übrigens gilt das auch für regelmäßiges Schreien. Schreien ist eine Form von Gewalt und erhöht ebenfalls die Aggression bei Kindern. Sie nehmen die aggressive Stimmung auf und setzen diese dann oft körperlich um. 

Lesetipp: Hilfreiche Tipps, wie du als Elternteil aus dieser Spirale ausbrechen kannst, findest du im Artikel Exit-Strategien für Eltern: So bleibst du ruhig in stressigen Momenten.

Kindliche Angst und Aggression

Wenn Kinder sich bedroht fühlen, kann das zu Kurzschlussreaktionen führen. Dies geschieht meist, wenn ein Kind mit ungewohnten Situationen konfrontiert wird. Das kann beispielsweise eine veränderte Betreuungsform sein oder wenn ein Kind plötzlich von vielen unbekannten Menschen umringt wird. Deshalb ist es wichtig, Kinder nicht mit Nähe zu überfordern, wenn sie deutlich Zurückhaltung signalisieren. Z. B. „Ein Küsschen für Oma“ darf auf keinen Fall Pflicht sein, wenn das Kind das nicht möchte! Und für die Eingewöhnung in Krippe, Kita oder bei Tageseltern sollte man dem Kind genügend Zeit geben, um Unbehagen zu vermeiden. Hinter der Aggression verbergen sich also häufig andere Gefühle wie z.B. Angst, Unsicherheit oder Aufregung.

Wie zu wenig Beschäftigung Aggressionen fördert

So wie zu viele Reize Aggression auslösen können, kann auch ein Mangel an Beschäftigung die Gewaltbereitschaft erhöhen. Wenn Kinder zu viel auf sich allein gestellt sind oder sich nutzlos fühlen, kann das dazu führen, dass sie innere Anspannung entwickeln. Diese Anspannung kann sich dann in Form von Aggression ausdrücken. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung kann hier Abhilfe schaffen – wie das genau funktioniert, erfährst du im Artikel Ernährung und Bewegung: Wie ein gesunder Lebensstil gegen Stress hilft.

Aggressivität bei Kindern regulieren

Um Aggressivität bei Kindern zu regulieren ist es wichtig, die Ursachen der Wut zu erkennen. Häufig sind es mehrere Faktoren, wie Reizüberflutung oder Langeweile. Es lohnt sich, auch den eigenen Umgang mit Wut zu beobachten und zu verbessern, um ein besseres Vorbild zu sein. Manchmal lässt sich keine konkrete Ursache finden, doch auch dann gibt es Handlungsmöglichkeiten. Achte auf frühe Anzeichen von Anspannung wie Quengeln oder Unruhe, und reagiere rechtzeitig.

  • Frühzeitiges Eingreifen: Bei Anspannung deines Kindes kann es helfen, aus der jeweiligen Situation herauszugehen – wenn möglich. Eine ruhige Umgebung ist hilfreich.
  • Gefühle verstehen und ausdrücken: Unterstütze dein Kind dabei, Wut zu benennen und zu verstehen. Übe gemeinsam mit ihm Techniken wie z. B. das Schlagen in ein Kissen oder das Stampfen auf den Boden, um Wut abzubauen.
  • Wenn dein Kind trotz Unterstützung so aggressiv wird, dass es anderen weh tut, ist es entscheidend, dies konsequent zu unterbinden: „Du darfst anderen nicht weh tun!“ Reagiere ruhig, aber bestimmt, indem du dein Kind zur Seite nimmst oder die Situation verlässt. Begegne deinem Kind mit einer liebevollen und geduldigen Haltung. Wichtig ist, dass dein Kind sich weiterhin geliebt fühlt, um Vertrauen und innere Sicherheit aufzubauen. Positive Rückmeldungen bei friedlichen Lösungen stärken das gewünschte Verhalten.

Weitere Unterstützung für dich

Manchmal reicht es nicht aus, nur Tipps zu lesen – du wünschst dir mehr Unterstützung im Umgang mit der Wut deines Kindes? Auf elternleben.de findest du verschiedene Hilfsangebote:

Fazit

Aggressionen bei Kindern sind eine Herausforderung für Eltern, doch durch die vorbeugende Erfüllung der kindlichen Bedürfnisse lässt sich viel bewirken. Es ist wichtig, die Ursachen für diese Emotionen zu verstehen und konstruktiv zu reagieren, anstatt impulsiv zu bestrafen. Achte darauf, deinem Kind klare Grenzen zu setzen, gleichzeitig aber auch alternative Ausdrucksformen für seine Wut und Aggressionen zu fördern. In vielen Fällen hilft es, wenn du deinem Kind beibringst, mit seiner Wut auf gesunde Weise umzugehen.