Es gibt Momente als Eltern, da spürst du die Wut aufsteigen – und das ist völlig normal. Vielleicht kennst du das Gefühl, wenn dein Kind dich mit einem frechen Grinsen provoziert oder absichtlich die „wunden Punkte“ trifft, die dich richtig in Rage versetzen. Solche Situationen sind nicht selten und gehören zum Elternalltag. Aber wie gehst du mit dieser Wut um? Warum werden wir als Eltern manchmal so wütend, und wie kannst du lernen, deine Aggressionen besser zu kontrollieren? In diesem Artikel schauen wir uns die häufigsten Ursachen für Elternwut an und geben dir Tipps, wie du deine Gefühle im Zaum halten kannst, ohne dabei in Stress oder Eskalation zu geraten.
Tim hat schlechte Laune. Aber nicht nur ein bisschen. Als Thomas seinen Sohn aus der Kita abholt, mag der Dreijährige weder die Jacke noch die Schuhe anziehen. „Das Auto ist doof, ich will Mamas Auto!“ schreit er. Thomas bleibt ruhig, denn er hatte sich auf den gemeinsamen Nachmittag mit seinem Sohn gefreut. „Wir fahren gleich zum Spielplatz, ja?“ sagt er. Tim schreit. Er will nicht. Nach einer halben Stunde gibt der Vater auf. Tim will einfach nicht spielen. Wie der Tag noch zu retten ist? Vielleicht mit einem Eis? Er hält kurz an der Eisdiele, holt zwei Eisbecher zum Mitnehmen und will es sich mit dem Jungen zu Hause gemütlich machen. Zu Hause steht das Eis auf dem Tisch. Tim nimmt einen der Becher. „Ich will Schoko. Nicht das.“ Und wirft den Becher mit voller Wucht gegen die Wand. Das Eis landet auf Thomas' Hose, an der weißen Tapete – überall.
Thomas sieht rot. Er möchte Tim richtig schütteln. Er packt ihn fest, macht die Kinderzimmertür auf und wirft Tim auf das Bett. Tim sieht ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Und Thomas packt das schlechte Gewissen. Hatte Tim wirklich ihn gemeint? Warum hatte er sich nicht besser im Griff? Woher kam diese extreme Wut auf seinen Sohn?
Nicht nur Thomas begegnet im Erziehungsalltag seiner eigenen Wut. Kinder können ihre Eltern manchmal sehr wütend machen – auch die geduldigsten Mütter und Väter geraten an ihre Grenzen und verhalten sich nicht immer so, wie sie es selbst von sich erwarten.
Es gibt einen Moment, an dem das Kind zu laut angeschrien wird oder zu fest angefasst wird. Aber die meisten Eltern schaffen es, diesen Zorn zu zügeln, auch wenn die Faust in der Tasche geballt ist. Doch was löst diese Wut aus?
Oft sind es konkrete Verhaltensweisen des Kindes, die Aggressionen auslösen, wie etwa:
Aber auch die allgemeine Überforderung und Unzufriedenheit im Alltag können zu Reizbarkeit führen. Der ständige Spagat zwischen Beruf und Familie, die Zeit, die für den Partner oder die Partnerin fehlt und der andauernde Zeitdruck, können Nerven strapazieren. Wenn dann noch das Kind besonders laut oder störrisch ist, wird der Bogen überspannt und die Wut bricht durch.
Wut ist eine ganz normale Reaktion auf Provokationen. Kinder sind Meister darin, die Grenzen ihrer Eltern zu testen. Aber was tun, wenn die Wut plötzlich aufsteigt?
Wichtig ist, die Wut zu erkennen, zu verstehen und mit ihr konstruktiv umzugehen. Stelle dir folgende Fragen:
Lesetipp: Dürfen Eltern ihre Kinder schlagen?
Es gibt die Vorstellung, dass Kinder absichtlich ihre Eltern provozieren, aber das ist oft ein Missverständnis. Es steckt meist ein tieferes Bedürfnis hinter dem Verhalten, das du als „provokativ“ empfindest. Kinder wollen grundsätzlich kooperieren und ihre Eltern glücklich machen.
Hinter dem Verhalten steckt:
Kinder sind in ihrer Entwicklung noch nicht in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen, und handeln oft aus ihrem unmittelbaren Gefühl heraus. Es ist wichtig, dieses Verhalten zu verstehen und es nicht als gezielte Provokation zu interpretieren.
„Meine Tochter provoziert mich manchmal so unglaublich fies! Sie grinst dann richtig frech und weiß genau, womit sie mich am besten provozieren kann!“
Hast du solche oder ähnliche Sätze schon mal gehört oder selbst mit deinem Kind erlebt? Das ist gar nicht verwunderlich, denn jedes Elternteil hat bestimmte „wunde Punkte“, die Kinder immer wieder gezielt treffen. Diese Punkte können uns richtig triggern und starke Gefühle wie Wut hervorrufen.
Es ist wichtig, sich als Eltern mit diesen „Triggerpunkten“ auseinanderzusetzen, um besser mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können.
Überlege dir:
Hier einige praktische Hilfestellungen:
Verpasse nicht unseren weiterführenden Artikel Exit-Strategien für Eltern - So bleibst du ruhig in stressigen Momenten, um weitere wertvolle Tipps zu entdecken.
Manchmal reicht es nicht aus, nur Tipps zu lesen – du wünschst dir mehr Unterstützung im Umgang mit der Wut? Auf elternleben.de findest du verschiedene Hilfsangebote:
Wut ist eine natürliche Reaktion, die jeder Elternteil irgendwann einmal verspürt. Wichtig ist, dass du diese Emotionen erkennst, reflektierst und dir bewusstwirst, warum du so reagierst. Indem du deine eigenen Triggerpunkte verstehst und mit den richtigen Strategien gegensteuerst, kannst du auch in schwierigen Situationen ruhig bleiben und deine Beziehung zu deinem Kind stärken.