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Wut bei Kindern verstehen - Das können Eltern tun

Autorin - Malena Böse

Wut bei Kindern ist eine normale, aber herausfordernde Reaktion in der emotionalen Entwicklung. Egal ob in der Trotzphase, Pubertät oder bei stressigen Alltagssituationen – Ärger und Frustration kommen häufig vor. In diesem Artikel erklären wir die häufigsten Ursachen und zeigen dir, wie sich Wut in verschiedenen Altersphasen äußert. Du erhältst praktische Tipps, wie du deinem Kind in Momenten der Wut ruhig und verständnisvoll begegnest, um gemeinsam gelassener durch diese Phasen zu kommen.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten
Portrait Junge steht an Mauer schlechtgelaunt

Was ist Wut? Und wozu ist sie gut?

Wut ist ein Gefühl. Und jeder Mensch kennt dieses Gefühl. Wir Erwachsenen haben nur oft im Laufe der Zeit gelernt, unsere Gefühle zu unterdrücken oder wir haben einen eigenen Umgang damit gefunden. Aus Kindern brechen die Gefühle oft ungefiltert heraus. Sie haben dadurch einen direkten Zugang zu ihren Gefühlen, worin sie vielen Erwachsenen voraus sind. Wut ist ein Signal unseres Körpers, das uns unter anderem auf Ungerechtigkeit hinweist. Somit ist Wut nichts Schlechtes, sondern kann sehr nützlich sein. Sie zu spüren ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.

Das Problem ist also eigentlich nicht die Wut an sich, sondern der Umgang mit diesem Gefühl. Mit liebevoller Begleitung durch die Eltern lernen Kinder ihre Wut einzuschätzen um ein Gespür für die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu bekommen. Das hilft ihnen dabei, Entscheidungen selbstbestimmt treffen zu können. Wie z. B. ob es sich lohnt, etwas gegen die wahrgenommene Ungerechtigkeit zu unternehmen oder ob es für sie gerade sinnvoller ist, diese hinzunehmen. Da Eltern eine Vorbildfunktion einnehmen, ist es sehr hilfreich, wenn du als Elternteil auch den Umgang mit deinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen reflektierst.

Schritte, um dein Kind bei Wut zu begleiten und zu verstehen

Es gibt viele Gründe, warum Kinder wütend werden. Oft steckt ein unerfülltes Bedürfnis dahinter. Hier ist ein Beispiel, wie du als Elternteil in einer solchen Situation ruhig und unterstützend reagieren kannst:

Beispielsituation: Dein Kind möchte ein Eis, aber du möchtest ihm keines kaufen.

  1. Wut akzeptieren: Gib deinem Kind Zeit, seine Wut zu spüren und auszudrücken – ohne jemanden zu verletzen. Du kannst mit deinem Kind z.B. üben, tief durchzuatmen, die Fäuste zu ballen und sie beim Ausatmen zuzulassen.
  2. Gefühle für dein Kind benennen: Versuche, die Gefühle deines Kindes zu benennen. Sage z.B.: Du bist ganz wütend, oder? Du hättest es dir anders gewünscht.
  3. Ursache der Wut herausfinden: Frage: „Was macht dich so wütend?“ Beispiel: „Ich möchte ein Eis, aber du kaufst mir keins.“ Wichtig: Manchmal ist dein Kind zu überfordert, um zu antworten. Dann ist es darauf angewiesen, dass du erkennst, warum es sich ärgert.
  4. Bedürfnis erkennen und erfüllen: Verzichte auf die Frage: Was brauchst du?, sondern versuche zu erkennen, was dein Kind braucht und erfülle das Bedürfnis (z.B. Schlaf, Bewegung usw.)
  5. Reaktionsmöglichkeiten für Eltern:
    • Wunsch erfüllen: Wenn es keine Gründe gibt, das Eis zu verweigern, kannst du nachgeben. Beispiel: „Ich kaufe dir ein Eis, wenn wir hier fertig sind.“
    • Kompromiss anbieten: Beispiel: „Heute gibt es kein Eis, doch morgen nach der Schule gehen wir und du bekommst eins.“
    • Wunsch anerkennen und Bedürfnis erfüllen: Beispiel: „Du hättest so gerne ein Eis, doch für heute hatte dein Körper schon genug Zucker. Wollen wir ein Spiel spielen? Worauf hast du Lust?“ (Wunsch: Eis / Bedürfnis: Liebe und Zuwendung)

Rückmeldung geben:

Egal, wie du reagierst – gib deinem Kind Feedback. Diese Schritte helfen dir, deinem Kind die Möglichkeit zu geben, seine Wut zu verstehen und mit ihr umzugehen.

Beispiel: „Ich finde es toll, wie ruhig du gerade über deine Gefühle gesprochen hast und mir gesagt hast, was du möchtest.“

Tipps, um mit Wut bei Kindern umzugehen

Es gibt verschiedene kreative und praktische Methoden, um deinem Kind zu helfen, mit Wut umzugehen:

  • Wutkissen oder Boxsack: Die Wut auf ein Kissen oder beim Boxen abbauen.
  • Wuttier malen lassen: Für Kinder von 4 bis 7 Jahren kann das Malen eines „Wuttieres“ helfen.
  • „Wutbewegung“ finden: Zum Beispiel alle Muskeln anspannen oder dreimal kräftig ausatmen.
  • Kissenschlacht oder Zeitungsbälle: Eine spielerische Möglichkeit, sich auszutoben.
  • Wutkiste: Eine Kiste, in die Familienmitglieder ihre Wut aufschreiben und später „verbrennen“ können.
  • Über Gefühle sprechen: Am Abend können Kinder über ihren Tag und ihre Gefühle sprechen.

Lesetipp: Weitere hilfreiche Strategien und Ansätze findest du in unserem weiterführenden Artikel Wutausbrüche bei Kindern - Was dahintersteckt und wie du reagierst.

Wut lässt sich nicht vermeiden: Frustration gehört dazu

Manchmal bleibt es nicht aus, den Frust deines Kindes auszuhalten, wenn ein Wunsch nicht erfüllt wird und es heftig reagiert. Dabei ist es hilfreich, sich bewusst zu machen: Dein Kind testet auch deine Grenzen. Gleichzeitig verdienen deine eigenen Bedürfnisse Aufmerksamkeit – sie ständig zurückzustellen, um Wutausbrüche zu vermeiden, ist auf Dauer keine Lösung. Zuhause kannst du deinem Kind vorschlagen, seine Wut in seinem Zimmer auszuleben, wenn du gerade Ruhe brauchst. Durch wiederholte Frustrationserfahrungen entwickelt dein Kind die Fähigkeit, mit Enttäuschungen umzugehen und sie als Teil des Lebens zu akzeptieren.

Lesetipp: Wie kann man die Frustrationstoleranz bei Kindern steigern?

Wut bei Kindern: So zeigt sie sich in verschiedenen Altersstufen

Die Art und Weise, wie Kinder Wut ausdrücken, verändert sich mit ihrem Alter. In den ersten Lebensjahren, besonders während der Autonomiephase, erleben Kinder starke emotionale Reaktionen. Auch das Thema Mein Kind haut andere Kinder im Kindergarten wird häufig mit der Wutentwicklung in Verbindung gebracht. Kinder können in dieser Zeit ihre Gefühle noch nicht angemessen regulieren. Sie haben noch nicht die nötigen sprachlichen Fähigkeiten, um ihre Gefühle zu benennen, was zu häufigeren Wutausbrüchen führen kann. 

Das verändert sich dann, wenn Kinder in der Schule sind. Dann versuchen sie auch manchmal durch das Zeigen von starken Emotionen, etwas zu bewirken. Kinder brauchen dann liebevolle und klare Grenzen.

Später, in der Pubertät, können Wutausbrüche intensiver und durch hormonelle Veränderungen und den Wunsch nach mehr Autonomie verstärkt werden. In beiden Phasen ist es wichtig, geduldig und empathisch zu bleiben, um das Kind in der Entwicklung seines Umgangs mit Wut zu unterstützen.

Weitere Unterstützung für dich

Manchmal reicht es nicht aus, nur Tipps zu lesen – du wünschst dir mehr Unterstützung im Umgang mit der Wut deines Kindes? Auf elternleben.de findest du verschiedene Hilfsangebote: