Wenn die Kinder klein sind, denkt man oft: ist mein Kind erst in der Schule, dann wird alles leichter. Ich habe wieder Zeit für mich, die ich frei einteilen kann. Aber geht die Rechnung wirklich auf? Ist der Schulanfang die ideale Zeit für Mütter oder Väter die vorher die Arbeitszeit reduziert hatten, jetzt im Job wieder voll durchzustarten? Zwei Erfahrungsberichte zu einem Klassiker unter den Eltern-Themen.
Jana, 37 Jahre, teilte sich die Elternzeit mit ihrem Mann, danach stieg sie mit 15 Stunden in den Job ein. Als ihr Sohn, jetzt 9 Jahre, zur Schule kam, erweiterte sie auf 35 Stunden. Ideal, wie Jana findet.
Als Tim in die Schule kam, war er so stolz auf seine Schultüte – und eine Woche später bekam ich auch eine, denn ich fing auch neu an. Es passte alles, denn genau zum Schuljahresbeginn wurde eine neue Filiale eröffnet und ich wurde gefragt, ob ich mir die Leitung vorstellen könnte. Vor Tims Geburt war ich schon Filialleiterin einer Drogeriekette, das ging aber nicht mit nur 15 Stunden. Ich habe das aber schon sehr vermisst. Tim ist jetzt sehr eigenständig, am Morgen deckt er oft den Tisch und wir drei verlassen gleichzeitig die Wohnung. An einem Nachmittag in der Woche kann mein Mann im Home Office arbeiten, an einem habe ich frei. An den anderen Tagen besucht Tim die Ganztagsbetreuung in der Schule – er findet es toll und kennt das ja auch nicht anders. Da wir ja sowieso gerade den Familienalltag neu organisieren mussten, war das genau der richtige Zeitpunkt.
Seit acht Jahren arbeitet der Krankenpfleger Kai, 41 Jahre, nur 12 Nächte im Monat. So ist er immer zu Hause, wenn die Kinder Anna, 8 Jahre, und Svea, 7 Jahre, nach Hause kommen. Anders geht es auch nicht, findet er.
Manchmal lese ich die Mails von Freunden aus Hamburg, da bin ich schon etwas neidisch. Ganztagsschule für alle? Davon können wir hier in Bayern nur träumen. Die Grundschule endet oft sogar schon vor 13 Uhr, da waren die Zeiten im Kindergarten schon besser für uns Eltern. Meine Frau ist Lehrerin am Gymnasium und arbeitet Vollzeit. Sie kann zwar oft einiges hier in ihrem Arbeitszimmer erledigen, aber es muss schon jemand da sein. Denn die Kinder können sich noch nicht allein etwas zu Essen kochen, brauchen jemanden der die Hausaufgaben betreut und einfach einen von uns, der da ist. Ich habe daher vereinbart, dass ich zur Zeit nur Nachtdienst mache.
An den Tagen übernimmt dann meine Frau die Küche und ich kann bis 15 Uhr schlafen. Das klappt ganz gut. Wenn sie doch eine Konferenz hat oder so, bin ich ja im Haus und die Kinder könnten mich wecken. Gerade für die Große war der Schulstart nicht so einfach. Sie ist ein eher ruhiges schüchternes Kind, das viel Ermunterung brauchte. In einem riesigen Hort wäre sie untergegangen. Bis auch die Kleine in der weiterführenden Schule ist, werde wir dieses Modell auf jeden Fall so weiter behalten, auch weil die Betreuungskosten fast so hoch wären wie mein Gehalt, wenn ich mehr arbeiten würde. Schade, dass das von Bundesland zu Bundesland so unterschiedlich ist. Umziehen würden wir aber ganz bestimmt nicht.