Format: Interview – Mikrofon auf dem Tisch
Interview

Interview mit Madame Moneypenny: Warum Frauen eine andere Strategie für Finanzen brauchen

Gastautorin - Natascha Wegelin

In unserem Interview mit Natascha Wegelin, Gründerin und Geschäftsführerin der Madame Moneypenny GmbH, geht es um die Frage, ob Frauen – und insbesondere Mütter – eine andere Herangehensweise an finanzielle Themen benötigen. Als Expertin für Finanzplanung und finanzielle Unabhängigkeit teilt Natascha ihre wertvollen Erkenntnisse und zeigt dir auf, welche speziellen Strategien für Finanzen für Frauen besonders wichtig sind.

Lesezeit: Etwa 8 Minuten
Mutter sitzt am Schreibtisch und rechnet Finanzen durch. Kinder im Hintergrund auf dem Sofa.

Warum ist es wichtig, dass Frauen ihre Finanzen anders angehen als Männer?

Die finanzielle Realität von Frauen unterscheidet sich deutlich von der der Männer. Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen: Frauen verdienen im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer – bei gleicher Qualifikation. Zudem unterbrechen Frauen häufiger ihre Karriere oder reduzieren nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeit, was sich negativ auf ihre Einkommens- und Rentenansprüche auswirkt.

 

Diese Unterschiede führen dazu, dass Frauen häufiger von Altersarmut betroffen sind. Besonders herausfordernd ist dies für Mütter, die neben finanziellen Einbußen auch mit den hohen Kosten der Kindererziehung konfrontiert sind. Finanzielle Unabhängigkeit und ein eigenes Einkommen sind entscheidend für die Lebensqualität von Müttern, da sie mehr Freiheit bei wichtigen Lebensentscheidungen ermöglichen und vor finanziellen Engpässen schützen. Da Frauen statistisch gesehen auch länger leben, bedeutet ein vergleichsweise niedriges Einkommen für jede fünfte Frau später ein längeres Verharren mit einer hinten und vorne nicht ausreichenden Rente.

 

Es ist deshalb kein Luxus, sondern pure Notwendigkeit, dass Frauen früh genug lernen, finanziell unabhängig zu sein und fürs Alter vorzusorgen.

Welche finanziellen Tipps gibt es für Frauen, die gerade ihre Familienplanung in Angriff nehmen möchten?

Elternzeit kostet, und zwar richtig viel. Wer im Vorfeld nicht sorgfältig plant, landet schnell in der finanziellen Abhängigkeit. Spätestens zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens der Schwangerschaft sollte damit angefangen werden, ein Haushaltsbuch zu führen, also, was kommt monatlich an Einnahmen rein und geht an Ausgaben raus? Außerdem sollte für den Fall der Fälle ein Notgroschen von minimal drei Netto-Monatsgehältern angespart werden.

 

In der Kommunikation mit dem Partner:in kann es sinnvoll sein, das Thema Ausgleichszahlungen durch ein Familieneinkommen auf den Tisch zu bringen. Durch das 3-Konten-Modell fließen die Einnahmen beider Partner:innen zu Beginn des Monats auf ein gemeinsames Konto. Davon werden dann alle Fixkosten bezahlt. Anschließend erhalten beide Partner:innen den Rest zu gleichen Anteilen auf ihr privates Konto ausgezahlt. Ein einfach umzusetzendes Modell, was vor allem für die Paare interessant ist, bei denen der eine deutlich mehr verdient, als die andere. Außerdem ein ganz wichtiges Thema: Care-Arbeit. Wäschewaschen, Essen zubereiten und Einkaufsplanung wird in unserer Gesellschaft traditionell von Frauen übernommen – und das unbezahlt. Warum sollte es hier nicht mehr Unterstützung durch den Mann/Partner:in und damit mehr Gleichberechtigung geben?

 

Auch die private Altersvorsorge sollte in der Elternzeit nicht pausiert werden. Breit gestreute ETF-Sparpläne entfalten nur dann ihre volle Wirkung, wenn sie möglichst lange und ohne Unterbrechung bespart werden. Dann kann auch der volle Zinseszinseffekt genutzt werden, wenn die Gewinne eines jeden Jahres direkt wieder investiert werden.

 

Zur Elternzeitplanung gehört außerdem, alle Optionen zu prüfen – auch eine 50:50-Aufteilung der Elternzeit. Das ermöglicht beiden Elternteilen, Beruf und Familie zu verbinden und reduziert das Risiko finanzieller Abhängigkeit und der sogenannten „Teilzeitfalle“ für Frauen.

 

Zum Wiedereinstieg in den Job: Hier sollte man sich bereits früh genug Gedanken darüber machen, wie schnell und zu welchen Anteilen man nach der Geburt wieder einsteigen möchte. Der enge Austausch mit dem Arbeitgeber:in ist da durchaus ratsam. Möglicherweise ist ein Wiedereinstieg mit einem höheren Remote-Anteil möglich? Oder der Partner reduziert vielleicht seine Arbeitsstunden, um die Teilzeitfalle für die Frau aufzulösen? Wichtig ist auch, nach der Rückkehr in den Job aktiv Gehalts- und Karrieregespräche zu führen, um finanzielle Einbußen auszugleichen und wieder auf Kurs zu kommen. Zusätzlich kann eine Regelung über Ausgleichszahlungen mit dem Partner sinnvoll sein – während der Elternzeit oder der Arbeit in Teilzeit. Zudem ändern sich nach der Elternzeit oft die Lebenshaltungskosten. Ein erneuter Kassensturz hilft dabei, unnötige Ausgaben zu identifizieren, Einsparpotenziale zu nutzen und Spar- und Anlageziele neu zu definieren und anzupassen.

Welche Strategien empfiehlst du, um als alleinerziehende Mutter, nach einer Trennung oder bei geringem Einkommen finanzielle Sicherheit aufzubauen?

Bei Alleinerziehenden ist eine gut aufgesetzte Finanzstrategie noch einmal mehr Pflicht, gutes Haushalten essenziell. Ich will nicht desillusionieren, aber das ist ein echter Kraftakt und mit ein Grund, warum viele Frauen jahrelang in unglücklichen Beziehungen verharren, das bekomme ich in meinen Mentorings immer wieder gespiegelt.

 

Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, ist es sinnvoll, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, die die finanzielle Unabhängigkeit sichern. Dazu gehört beispielsweise, bereits vor der Eheschließung oder spätestens während der Partnerschaft über einen fairen Ehevertrag nachzudenken, der finanzielle Verpflichtungen im Trennungsfall klar regelt. Auch ein eigenes Konto und Vermögenswerte auf den eigenen Namen zu führen, schafft finanzielle Sicherheit.

 

Ein schneller Wiedereinstieg in den Job nach der Geburt kann helfen, Karriere- und Gehaltsverluste zu minimieren und langfristig finanziell unabhängig zu bleiben. Wer darüber hinaus ein Side Business aufbaut, schafft sich eine zusätzliche Einkommensquelle und kann finanziell flexibler reagieren, wenn das Haupteinkommen wegfällt. Auch Rücklagen in Form eines Notgroschens von mindestens drei Netto-Monatsgehältern bieten Sicherheit für unvorhergesehene Ausgaben.

 

Sollte es dennoch zur Trennung kommen, müssen die jeweiligen Ansprüche genau überprüft werden. Wie viel Unterhalt für mein Kind steht mir monatlich von meinem Partner zu? Mit wie viel Kindergeld kann ich rechnen? Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um in die für Alleinerziehende beste Steuerklasse 2 zu kommen? Auch die eigene Altersvorsorge sollte frühzeitig berücksichtigt werden, um später nicht auf Unterhalt angewiesen zu sein. Hier können breit gestreute ETF-Sparpläne hilfreich sein, um langfristig Vermögen aufzubauen und den Zinseszinseffekt zu nutzen.

 

Für Frauen und Mütter, die eine Trennung oder Scheidung meistern müssen, ist ein finanzieller Neustart essenziell. Viele Frauen stehen oft erstmal vor der Herausforderung, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen – oft mit geringeren Einkommen oder ohne ausreichende Rücklagen. Deshalb ist es essenziell, zunächst einen detaillierten Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben zu erstellen, um finanzielle Engpässe frühzeitig zu erkennen.

 

Neben der kurzfristigen Absicherung sollte parallel eine langfristige Strategie entwickelt werden. Ein eigenes Konto und gezielte Rücklagen ermöglichen finanzielle Eigenständigkeit und verhindern Abhängigkeiten. Wer es schafft, regelmäßig kleine Beträge zu sparen und anzulegen – zum Beispiel in einen breit diversifizierten ETF-Sparplan – kann sich schrittweise ein finanzielles Polster aufbauen. Auch Weiterbildungen oder Karriereschritte sollten in Betracht gezogen werden, um das eigene Einkommen langfristig zu steigern. Finanzielle Bildung ist in dieser Situation besonders wichtig: Wer sich mit Themen wie Altersvorsorge, Investitionen und steuerlichen Vorteilen auseinandersetzt, kann seine finanzielle Zukunft aktiv gestalten, anstatt sich nur auf äußere Umstände zu verlassen. Eine Scheidung oder Trennung ist oft ein emotionaler Einschnitt – aber finanziell kann sie auch die Chance bieten, selbstbestimmt und unabhängig neu durchzustarten.

 

Mütter mit niedrigerem Einkommen benötigen eine klare Struktur, um ein finanzielles Polster aufbauen zu können. Der bereits angesprochene Notgroschen sollte im Best Case schon angespart sein. Sobald dieser vorhanden ist, sollte so viel Geld, wie möglich, monatlich in einen ETF-Sparplan investiert werden und nicht auf ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto wandern – die jährlichen Zinsen sind hier einfach zu niedrig. In diesem Zusammenhang auch gut zu wissen: Seit 2023 müssen für Kapitaleinkünfte, bspw. aus Zinseinnahmen, Gewinnen aus Aktienverkäufen und ETFs sowie Dividenden, bis 1.000 Euro im Jahr keine Steuern gezahlt werden.

Welche Unterschiede gibt es bei der Risikobereitschaft von Frauen und Männern, und wie wirkt sich das auf die Finanzplanung aus?

Es beginnt damit, dass Frauen, wie zuvor erwähnt aufgrund von Gender Pay Gap, unbezahlter Care-Arbeit und häufigerem Inanspruchnehmen von Teilzeit, meist weniger Geld zur Verfügung haben. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, kann auch weniger sparen. Die Studie Female Finance 2024 kam zum Ergebnis, dass nur 45 Prozent der Frauen regelmäßig etwas zurücklegen, im Vergleich zu 55 Prozent der Männer. Außerdem: Während 52 Prozent der Männer, die regelmäßig sparen, mehr als 200 Euro monatlich zurücklegen, sind es bei den Frauen nur 40 Prozent.

 

Auch die Art der Geldanlage unterscheidet sich bei Frauen und Männern. Frauen bevorzugen “sichere” Anlageformen wie Sparkonten oder Staatsanleihen. Männer tendieren eher zu risikoreichen Anlageformen wie Aktien. Die Rendite ist bei letztgenannten Anlageformen natürlich deutlich höher.

 

Warum das so ist? Viele Frauen fühlen sich unsicher in finanziellen Angelegenheiten, was nicht zuletzt auf den Mangel an finanzieller Bildung zurückzuführen ist. Gleichzeitig setzen Frauen oft andere finanzielle Prioritäten als Männer. Während Männer vermehrt auf Vermögensaufbau und Renditeoptimierung fokussiert sind, stehen bei Frauen häufig Sicherheit und langfristige finanzielle Stabilität im Vordergrund. Das spiegelt sich auch in der Finanzplanung wider: Frauen investieren seltener in risikoreiche Anlagen und legen ihr Geld eher für Notfälle oder familiäre Verpflichtungen zurück. Zudem schieben viele Frauen das Thema Finanzen lange auf – oft, weil sie denken, noch genug Zeit zu haben, sich nicht trauen oder auf den richtigen Zeitpunkt warten. Häufig sind es Lebensereignisse wie eine Schwangerschaft, eine Scheidung oder eine Erbschaft, die dazu führen, dass sie sich intensiver mit ihren Finanzen auseinandersetzen.

 

Wenn sie dann doch einmal den Schritt ins Investment wagen, was aufgrund geringerer Risikobereitschaft seltener vorkommt, als bei Männern, zeigt sich aber ein interessantes Bild: Frauen treffen ihre Entscheidungen bewusster und langfristiger und sind deshalb meist erfolgreicher als Männer. Also ein Appell an alle Frauen: Kommt ins Doing, macht euch schlau und traut euch, ihr könnt das. Es wird Zeit, eure finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen!

Was sind die häufigsten Fehler, die Frauen bei der Finanzplanung machen, und wie können sie diese vermeiden?

Der größte Fehler, den viele Frauen bei der Finanzplanung machen, ist, nicht genau zu wissen, was sie tun. Sie starten vielleicht mit dem Sparen oder Investieren, aber ohne eine klare Strategie oder ohne sich ausreichend mit den Grundlagen auseinanderzusetzen. Das führt dazu, dass sie entweder zu viel oder zu wenig Risiko eingehen – beides kann problematisch sein. Wer beispielsweise ohne Wissen über die Risiken in Aktien oder ETFs investiert, läuft Gefahr, in turbulenten Marktphasen panisch zu verkaufen und dadurch Verluste zu realisieren.

 

Ein weiterer häufiger Fehler ist, dass Frauen ihr finanzielles Ziel entweder gar nicht berechnen oder falsch einschätzen. Besonders beim Thema Altersvorsorge ist das problematisch. Es reicht nicht, monatlich 25 Euro in einen ETF einzuzahlen – das ist ein guter Start, aber oft nicht ausreichend, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Viele investieren einfach in irgendein Produkt, ohne wirklich nachzurechnen, ob es langfristig ausreicht. Andere denken, dass beispielsweise 50.000 Euro auf dem Konto für die Rente genügen, was nicht der Realität entspricht.

 

Dazu kommt, dass oft nicht breit genug gestreut wird. Wer sein gesamtes Vermögen nur in eine einzige Aktie steckt und alles darauf setzt, geht ein enormes Risiko ein. Die Grundregel lautet daher: So breit wie möglich streuen, so lange wie möglich investiert bleiben und dabei kostengünstige Anlageformen wählen. Das sind die Basics, die jede Frau kennen sollte, um ihre finanzielle Zukunft aktiv und erfolgreich zu gestalten.

Ein herzliches Dankeschön an Natascha Wegelin (Madame Moneypenny), dass du dein wertvolles Wissen mit uns geteilt hat. Deine praxisnahen Tipps und Einblicke werden unseren Leserinnen sicherlich helfen, ihre Finanzplanung selbstbewusster und gezielt zu gestalten. Vielen Dank für deine inspirierenden Worte und deinen Beitrag zu einer finanziell starken Zukunft für Frauen!