Humor ist eine Charaktereigenschaft. Er lässt uns auf eine bestimmte Weise das Leben betrachten. Leben bedeutet alles, was sich ein Mensch unter dem Begriff ‚Leben‘ vorstellen kann. Dies mag variieren. Im Wesentlichen ist es jedoch die Sicht auf sich selbst, auf andere Menschen und der Umgang mit ihnen. Die Sicht auf den Planeten samt aller weiteren Lebewesen, das Universum – schlicht alles, womit ein Menschenleben im Laufe seiner Lebenszeit auf der Erde konfrontiert wird. Ich sage es ungern, aber schon in jungen Jahren wird uns klar, dass das Leben kein konstantes, ruhig fließendes Flüsslein ist, das uns geschmeidig schaukelt bis wir am Ende unserer Reise sind und aussteigen müssen. Unsere kleine Nussschale wird an irgendeiner Stelle ins wildere Gewässer kommen und spätestens dann ist der Einsatz von Humor unbedingt zu empfehlen. Wie ernst Humor zu nehmen ist – besonders in der Partnerschaft – möchte ich euch hier ein wenig näherbringen. Einiges wissenswerte über Humor, seine Theorien, Kategorien und körperlichen Auswirkungen des Lachens, bleibt euch hier jedoch keinesfalls erspart.
„Sage mir worüber du lachst, und ich sage dir, ob ich dein Freund sein kann“
Durch Lachen wird das logische Denken unterbrochen, der Geist abgelenkt und der Körper reagiert einfach. Es gibt Situationen, da können wir das Lachen nicht unterdrücken, obwohl es gerade überhaupt nicht angebracht ist (z.B. in der Oper, auf einer Trauerfeier). Der Körper und das Gefühl haben die Oberhand und die Ratio ist dem machtlos ausgeliefert. In Konfliktsituationen beispielsweise, hat das Lachen viele Gesichter, die den Austauschprozess/Kommunikation auch im Konflikt positiv beeinflussen können. Gerade WEIL das Lachen ablenkt und das kontrollierende Denken und Handeln unterbrochen wird, fördert es die Produktivität, schafft Distanz zu Problemen und unterstützt die Entwicklung neuer Lösungsansätze. Die Zuhörer oder Mitdenker sind zufriedener, kreativer und spontaner. Humorvolle Menschen – Menschen, die Sinn für Humor haben – sind ausgeglichener und damit belastungsfähiger.
Lachen bringt unseren Körper in den Höchstleistungsmodus. Unser Lachmuskel, der Zygomaticus, hilft uns 15 Gesichtsmuskeln anzuspannen, darunter auch die der Tränensäcke, so dass wir Tränen lachen können. Vom Gesicht bis zum Bauch müssen beim Lachen fast 300 verschiedene Muskeln ihre Arbeit tun. Allein bei einem richtigen Lachanfall pressen unsere Bauchmuskeln die Luft mit einer Geschwindigkeit von ca.100 km/h hinaus. Außerdem schafft es ein Lachanfall, diese üblen Stresshormone abzubauen. Der Körper kommt nach starkem Lachen wieder zur Ruhe. Nach großer Muskelanspannung und innerer Massage durch das vibrierende Zwerchfell, sind die Muskeln entspannt und gut durchblutet.
Gleich mal vorne weg: Kinder lachen 400-mal am Tag und Erwachsene ca. 15-mal. Die Lachforschung (Gelotologie) hat herausgefunden, dass Menschen in den 1950er Jahren täglich 18 Minuten gelacht haben, heute nur noch sechs Minuten. Das sollte uns zu denken geben, wird Lachen doch als Medizin ‚verschrieben‘ und stärkt unseren Körper und Geist. Haben wir insgesamt weniger zu lachen und wenn ja warum? Aber dies ist ein anderes Thema.
Bei einem Lachanfall funktioniert die Atmung um ein Vielfaches schneller und die Lunge nimmt ca. drei- bis viermal so viel Sauerstoff auf als im nicht-lach-Modus. Dabei wird der Brustkorb teilweise schmerzhaft gezerrt und das Zwerchfell hüpft/springt. Die deutlich schnellere Atmung regt den Blutfluss/die Durchblutung an und beugt somit Herz-Kreislauf-Krankheiten vor. Daher ist das Lachen für den Körper so gesund. Mediziner haben festgestellt, dass durch Lachen mehr T-Zellen (T-Zellen = T-Lymphozyten. Sie bilden eine Gruppe von weißen Blutzellen, die die Immunabwehr unterstützt) aktiviert werden und so das Immunsystem stärken. Die Lachforschung hat außerdem herausgefunden, dass Schmerzpatienten nach nur wenigen Minuten des Lachens eine Erleichterung erfahren, die mehrere Stunden anhalten kann. Selbst bei Verstopfung, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit soll es helfen.
Stress verabscheut das Lachen zutiefst. Bei üblem Stress werden Stresshormone (u.a. Cortisol, Adrenalin) durch unseren Körper gejagt. Eine kurzfristige Cortisol/Adrenalin-Ausschüttung bringt meist Energie und ist daher nicht unbedingt bedenklich. Eine chronische bzw. langfristige Cortisol/Adrenalin-Ausschüttung wirkt jedoch stark gesundheitsschädlich auf unser gesamtes psychisches- und physisches System. Das Lachen ‚füllt‘ unseren Körper mit Glückshormonen, den sogenannten Endorphinen. Diese dominieren und reduzieren den Cortisol-Spiegel. Selbst unter größten, stressvollsten Belastungen aller Art, können sich auf diese Weise – also durchs Lachen – Verspannungen lösen. Wer die Mundwinkel hochzieht – auch wenn einem nicht unbedingt danach ist – richtet sich intuitiv, automatisch auf und kann einer traurigen Grundhaltung vorbeugen. All diese medizinischen Vorzüge greifen allerdings nur, wenn es sich um echtes und herzhaftes Lachen handelt.
„Lache das Leben an! Vielleicht lacht es wider“
Sehr vereinfacht definiert es der Duden so: Humor ist die Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren.
So simpel lassen wir uns hier aber nicht abspeisen, oder? Natürlich möchte ich euch nicht duch eine quälende, wissenschaftliche Abhandlung schieben. Nur einige klitzekleine Hintergründe zu den gängigen Humor-Theorien und Kategorien. Diese Kurzdefinitionen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit Glück verstehen wir dadurch etwas besser, welche Art von Humor uns selbst anspricht und wie es um den Humor des Partners/der Partnerin bestellt ist. Schon in der Antike haben sich die Philosophen und Forscher darüber Gedanken gemacht, warum etwas lustig ist und was uns zum Lachen bringt.
Hier die gängigsten Humor-Theorien:
Hier die gängigsten Humor-Kategorien:
„Seit die Menschheit existiert, hat man versucht zu definieren, was Humor ist. Es ist nicht gelungen“
Ihr kennt es wahrscheinlich: Da findet man jemanden wirklich interessant und irgendwie angenehm anziehend. Dann gelingt es, ein Gespräch zu starten. Der anfängliche Gesprächsfluss läuft und wenig später kommt dir die erste lustige Bemerkung in den Sinn. Sie bahnt sich ihren Weg blitzschnell in Richtung Kommunikationszentrum. Die Stimmbänder und alles, was benötigt wird, werfen dem Gegenüber diese lustige Bemerkung zu. Gut platziert mit perfektem timing. Dein Körper und Geist sind bereit, loszulachen. Jetzt passiert es: Nichts! Es passiert nichts. Dein Gegenüber fängt dein „zugeworfenes Humor-Paket“ nicht auf. Dieses fällt zu Boden, du schaust die Person erstaunt und fast verständnislos an. Deine Wahrnehmung dieser interessanten Person verändert sich schlagartig und sofort überprüft dein Gehirn, ob es sich „lohnt“ schon mal den Verliebtheits-Hormoncocktail – bestehend aus Dopamin, Serotonin, Phenylethylamin, und Oxytocin – vorzubereiten oder eben nicht.
Naja, denkst du, der kleine Witz war ja auch nicht wirklich über die Maßen grandios und versuchst es wenig später gleich noch einmal. Wieder wirfst du ein lustig gefülltes „Humor-Paket“ zu. Wieder wird es nicht entgegengenommen und frisch gefüllt an dich zurückgeworfen. Jetzt haben deine chemisch-körperlichen Prozesse entschieden, dass die glücklich machende Hormonausschüttung vorerst nicht stattfinden wird. Die Person hat für dich an Attraktivität verloren und ob der Kennenlernprozess – trotz unterschiedlichem Humor-Verständnis – doch noch weiter gehen kann, ist nun unklar.
Dieses kleine Beispiel zeigt, dass oft gleich schon am Anfang entschieden wird, ob die Person als Partner/Partnerin in Frage kommt.
Fazit: Eines ist inzwischen durch Studien und langjährige Beziehungs-Forschung belegt: Ein Paar kann ohne ähnlicher Humorbasis auf Dauer nicht bestehen. Das liegt daran, dass – wie eingangs schon erwähnt – die Sicht auf das Leben, die Werte, eben alles, was einen gemeinsamen Lebensweg ausmacht, dauerhaft nicht geteilt werden kann. Gemeinsames Lachen und eine ähnliche Humorbasis sind essentiell, um Freude, Verständnis füreinander und gemeinsames Wachsen und Weiterentwickeln etablieren zu können. Wir verlieben uns nur, wenn wir mit unserem Gegenüber lachen können.
Auch wenn ihr als Paar eine gute Humorbasis habt, seid ihr nicht frei von Stress und Streit miteinander. Meist sind die Streitpunkte Wiederholungen. Oft sind es immer dieselben ‚Trigger-Punkte‘, die gegenseitig gedrückt werden. Befindet ihr euch also bereits inmitten eines handfesten Streits, ist es an dieser Stelle kaum mehr möglich die Humor-Karte auszuspielen. Streit verengt den Blickwinkel massiv (der berühmte Tunnelblick), Verletztheit, Ungerechtigkeitsgefühl und Wut lassen es in diesen Momenten oft nicht zu, aus der Streitspirale auszutreten. Es gelingt nur sehr sehr selten im Zenit des Streits den Exit durch eine humorige Bemerkung zu finden. Oft macht es den anderen noch wütender. Meist gelingt es den Streitenden erst gar nicht, überhaupt an das Humor-Ass im Ärmel zu denken.
Fazit: Inmitten eines Streits kommt also selbst einem Paar mit Sinn für Humor, für kurze Phasen eben dieser abhanden. Wie ihr euch wieder annähern könnt, hängt natürlich stark von der Intensität des Streits und eurer etablierten, Streitkultur ab. Konstruktives Streiten in der Partnerschaft lässt sich lernen und kann geübt werden. Humor kann den Beziehungs-Streit also nicht wirklich schlichten. Es funktioniert meist nur dann, wenn zwischen euch noch kein ausgewachsener Streit entflammt ist. Wenn ihr das Gefühl leichter Disharmonien habt, gibt es hier noch eine gute Chance mit amüsanten Gesten, Worten, Kunststücken, Gesängen, Zauberkünsten – oder was immer euch gegenseitig aus der Reserve lockt – das Ruder herumzureißen.
„Ich lache darüber, wie schlecht ich immer gelaunt bin“
Ohje, soll der Humorerhalt nun auch harte Arbeit sein? Es heißt ja, dass man stets an seiner Beziehung/Partnerschaft arbeiten muss, damit sie dauerhaft und gesund funktioniert. Ja, es ist sicher etwas dran. Dennoch bin ich davon überzeugt – wichtiger als die harte, schwere Arbeit die täglich verrichtet werden soll – ist das ganz bewusste und zugewandte Hinsehen. Das ist erstmal noch nicht ganz so anstrengend. Da können wir die sperrige Schaufel vorerst an die Wand stellen. Sieh deinen Partner/Partnerin an, nimm sie/ihn wahr und zwar täglich. Erkenne deine Bedürfnisse und die des Gegenübers. Seid präsent, respektvoll und liebevoll miteinander. Wenn ihr diese Ebene gut und ohne harte Arbeit halten könnt, spielt euch eure Stärke – der gemeinsame Humor – umso leichter in die Hände und bleibt euch als wichtiger Begleiter erhalten. Er unterstützt euch Disharmonien/Probleme in einem weniger kräftezehrenden Modus ansprechen und bestenfalls lösen zu können. Humor trägt.
Hier einige Tipps zum Humor-Erhalt in der Beziehung zusammengefasst:
„Humor ist eines der besten Kleidungsstücke, die man in Gesellschaft tragen kann“
Wenn es uns also gelingt, unser Gegenüber und uns selbst immer wieder aufs Neue in eine positive Stimmung zu versetzen oder gar zum Lachen zu bringen, nehmen wir es leichter, wenn unsere kleine Nussschale im wilden Gewässer mal arg geschüttelt wird. Durch eine humorige Grundhaltung spüren bzw. wissen wir, dass wir da durchkommen und sich der reißende Fluss irgendwann wieder beruhigt.
Übrigens: Selbst wenn es bei manchen Mitmenschen auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint: Jeder Mensch hat Humor – wenn auch nicht den gleichen.
"Warte nicht darauf, dass die Menschen dich anlächeln – Zeige ihnen wie es geht"