Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Neue Beziehung nach Trennung mit Kind

Autorin - Melanie Schüer

Eine Trennung bedeutet zunächst einmal viel Schmerz und Belastung. Doch die meisten Menschen lernen früher oder später eine neue Partnerin oder einen neuen Partner nach der Trennung kennen. Verliebtheit ist wunderschön – und doch gilt es, bei all den wunderbaren Gefühlen behutsam vorzugehen. Ganz besonders dann, wenn es um die Bedürfnisse der beteiligten Kinder geht. Hier erfährst du, worauf du achten kannst und was dabei wichtig ist.

Lesezeit: Etwa 7 Minuten
Mutter, Kind und neuer Partner spielen zusammen im Kinderzimmer.

Wann und wie den neuen Partner*in vorstellen?

Viele Eltern fragen sich: “Wie lange sollte man warten, bis man den Kindern den neuen Partner oder die neue Partnerin vorstellt?” Vielleicht kannst du dir schon denken, dass es hier keine verbindliche Zeitangabe geben kann. Das wäre allein schon deshalb unmöglich, weil manches frisch verliebte Paar sich innerhalb von zwei Monaten dreimal trifft und ein anderes zwanzig Mal oder öfter. Entscheidend ist, dass du Zeit und Gelegenheit hattest, dir ein einigermaßen umfassendes Bild von deinem neuen Partner oder deiner neuen Partnerin zu machen. Meistens erfordert das mindestens zehn bis zwanzig Begegnungen – je nachdem, wie lang diese sind.

Frage dich selbst:

  • Kann ich mir aktuell eine gemeinsame Zukunft für uns vorstellen?
  • Kenne ich inzwischen auch einige ihrer oder seiner Eigenarten? Wenn nicht, trägst du vielleicht noch die rosarote Brille und hast ein einseitiges Bild?
  • Haben wir ähnliche Wertevorstellungen?

Lasst euch Zeit mit Entscheidungen wie Zusammenziehen oder Heiraten. Verliebtheit dauert etwa 18 Monate – erst danach verblasst die rosarote Brille langsam und der Alltag kehrt ein. Die Partner*innen sehen einander klarer. Schwächen, Ängste und Sorgen können nun Teil der Beziehung werden. Ihr könnt euch mit euren Stärken und Eigenarten neu als Paar finden.

Tipps für erste Begegnungen zwischen dem neuen Partner*in und deinem Kind

Wichtig ist natürlich auch das Bedürfnis deines Kindes. Wenn dein Kind wahrnimmt, dass es einen neuen Partner*in an deiner Seite gibt und es sie oder ihn kennenlernen möchte, solltest du das ermöglichen.

  • Erkläre deinem Kind, dass ihr euch erst kennen lernt und du noch nicht weiß, wie sich die Beziehung entwickelt.
  • Suche nach einer lockeren, nicht zu langen Gelegenheit für ein erstes Kennenlernen. Ein ganzes Wochenende wäre zu viel – geeignet ist ein Zeitraum von 2-4 Stunden, in denen dein Kind einen ersten Eindruck gewinnen und diesen danach verarbeiten kann.
  • Vermeide Aktivitäten, die stark emotional besetzt sind. Wenn ihr zum Beispiel früher immer als Familie zu einem bestimmten See gefahren seid, wäre es für dein Kind irritierend, ausgerechnet dort den neuen Partner*in kennenzulernen. „Neutraler Boden“ ist besser geeignet.
  • Sorge dafür, dass dein Kind sich während des Treffens stets gesehen und nicht außen vor fühlt.
  • Bitte deinen Partner*in freundlich, aber behutsam auf dein Kind zuzugehen. Der erste Kontaktversuch sollte eher vom Kind ausgehen.
  • Haltet euch mit Zärtlichkeiten vor dem Kind zurück – das sorgt für unnötig Scham und Verwirrung. Dein Kind muss erst einmal Vertrauen aufbauen, um gelassen zuzusehen, wie Zärtlichkeiten ausgetauscht werden.

Emotionale Reaktionen des Kindes auf die neue Beziehung

Kinder reagieren höchst unterschiedlich auf das Kennenlernen des neuen Partners oder der Partnerin von Mama oder Papa. Manche Kinder sind gespannt, neugierig und freuen sich über die neue Person. Andere reagieren mit Wut, Ängstlichkeit oder empfinden nochmal ganz neu Traurigkeit, weil die Trennung sich jetzt mit der neuen Beziehung noch endgültiger anfühlt als zuvor. Vielleicht hatte das Kind noch einen Rest Hoffnung, dass ihr als Paar wieder zueinander findet – das erscheint nun noch unrealistischer. Auch Wut kann eine Folge dieser neuen Situation sein. Mache deinem Kind deutlich, dass all diese Gefühle da sein dürfen und völlig normal sind. Zeige, dass du viel Verständnis dafür hast. Erkläre ihm, dass es immer Zeit braucht, sich an einen neuen Menschen zu gewöhnen und dass es die Zeit bekommt, die es dafür benötigt.

Der Alltag mit neuem Partner*in und Kindern

Nach und nach entwickelt sich ein Alltag mit der neuen Partner*in und es gilt, diesen gemeinsam mit den Kindern zu gestalten. Wesentlich dabei: Wie kann der oder die Neue seine Rolle im Familienalltag finden, ohne allzu schnell in eine Eltern-Rolle zu schlüpfen? Diese sollte sehr langsam über mehrere Jahre mit zunehmendem Vertrauen wachsen und nicht einfach von Anfang an übergestülpt werden.

Hilfreich dabei ist:

  • Mit deinem Kind besprechen, womit es sich wohl fühlt.
  • Du kannst z. B. fragen: „Ist es okay, wenn Ole dir morgen Abend etwas vorliest und ich danach zum Kuscheln komme? Oder möchtest du, dass ich weiter beides mache?“
  • Anfangs vieles zusammen machen und erst nach einigen Monaten wichtige Aufgaben wie Fahrten, Zubettbringen usw. an die neue Bezugsperson übertragen
  • Den getrennten Elternteil niemals schlecht machen und möglichst unbefangen und normal über ihn reden. So merkt dein Kind: Der/die Neue respektiert meinen leiblichen Vater/meine leibliche Mutter.
  • Deinem Kind viel Aufmerksamkeit schenken, damit keine Eifersucht auf das neue Familienmitglied entsteht.
  • Exklusive Eltern-Kind-Zeiten ermöglichen: Wenn dein neuer Partner*in viel präsent ist oder sogar einzieht, achte darauf, dass dein Kind trotzdem regelmäßig Zeit mit dir allein verbringt. Das gibt Sicherheit und Geborgenheit und zeigt deinem Kind, dass es dich nicht an den neuen Menschen verliert.

Kommunikation mit dem Ex-Partner*in

Gemeinsam weiter Eltern zu sein nach einer Trennung mit Kindern – das ist gar nicht so einfach und doch so wichtig, damit dein Kind sich sicher und wohl fühlt. Deshalb sollte auch dein Ex-Partner*in über den neuen Partner oder die neue Partnerin informiert werden, damit dein Kind unbefangen mit ihm oder ihr darüber sprechen kann. Auch gemeinsame Begegnungen – geplant oder zufällig – sind dann deutlich stressfreier. Spätestens, wenn dein Kind deinen neuen Partner*in kennenlernt, solltest du auch den anderen Elternteil wissen lassen, dass es jemanden gibt, der auch für dein Kind ab jetzt eine Rolle spielen wird. Versuche, ganz sachlich und unaufgeregt zu erklären, dass du eine neue Beziehung hast und dein Kind den oder die neue Person in nächster Zeit langsam kennenlernen wird. Bleibe ruhig, wenn dein Ex-Partner*in negativ reagiert – auch für ihn oder sie kann diese Veränderung alten Kummer auslösen und es kann etwas dauern, bis sich alles entspannt hat.

Emotionale Unterstützung der Kinder

Überfordere dein Kind nicht mit der neuen Situation. Das bedeutet zum Beispiel, dass dein neuer Partner oder Partnerin nach der Trennung nicht zu früh ganze Wochenenden da ist oder gar einzieht. Dein Kind sollte mindestens sechs bis zwölf Monate haben, in denen es dem Menschen immer wieder kurz begegnet, bevor ein gemeinsamer Alltag entsteht.

Frage immer mal wieder nach, wie es deinem Kind mit dem neuen Menschen geht. Mache deutlich, dass auch negative Gefühle normal sind. Versuche nicht, diese kleinzureden, sondern begegne ihnen mit Gelassenheit und Akzeptanz. Gönne deinem Kind Pausen, wenn ihm die Treffen mit dem oder der neuen Person gerade zu viel werden. Nimm’ es einfach in den Arm und halte Traurigkeit und Wut aus.

Wenn dein Kind sehr überschwänglich ist, freue dich – aber achte darauf, dass die Erwartungen nicht zu hoch werden und die Bindung zur neuen Bezugsperson nicht zu früh.

Langfristige Strategien für ein harmonisches Familienleben als Patchwork-Familie

Patchwork-Familien stehen vor besonderen Herausforderungen, aber auch Chancen.

Hilfreich für einen gelungenen Familienalltag sind zum Beispiel folgende Strategien:

  • Beobachtet, bei welchen gemeinsamen Aktivitäten mit euch beiden zusammen oder deiner neuen Partner*in dein Kind Freude hat. Nutzt dieses Interesse, um neue Rituale zu entwickeln. Stellt diese nicht in Konkurrenz zu Ritualen aus dem früheren Familienalltag oder zu denen des anderen Elternteils. Sonst schafft ihr möglicherweise eine belastende Konkurrenzsituation.
  • Sprecht gemeinsam über Konflikte, um Unstimmigkeiten von an Anfang an zu klären und nicht eskalieren zu lassen.
  • Thematisiert offen die Herausforderungen im Alltag eurer Patchworkfamilie. Erklärt, was euch als Eltern fordert und fragt, was für das Kind gerade schwierig ist. Eine Art Familienrat kann dafür hilfreich sein.
  • Nutze auch Situationen, in denen man gut “nebenher”, ganz unbefangen über Aspekte des Familienlebens reden kann. Spaziergänge und Autofahrten sind dafür oft gut geeignet. Beschreibe ein wenig, wie du den Familienalltag gerade erlebst und frage dein Kind nach seinem Eindruck.
  • Wertschätze die Bemühungen deiner Partner*in und unterstütze ihn dabei, deine Kinder besser zu verstehen. Du kennst sie viel länger und kannst vieles erklären. Macht euch auch immer wieder klar, dass abweisendes Verhalten nicht persönlich zu nehmen ist – Kinder brauchen Zeit, um sich in dem neuen Alltag zurechtzufinden.

Fazit

Hinter allen Tipps, die du nun mitnehmen konntest, steht ein wichtiges Geheimnis: Zeit, Zeit und nochmal Zeit! Sei als Elternteil mit einer neuen Beziehung nach einer Trennung mit Kindern vorsichtig und geduldig, geh’ alles sehr langsam an. So legst du ein gutes Fundament für ein ausgeglichenes und harmonisches Familienleben. Begegne den Gefühlen deines Kindes mit viel Verständnis und Akzeptanz und scheue dich nicht, bei Bedarf fachliche Hilfe zu suchen.