Eine Trennung bedeutet zunächst einmal viel Schmerz und Belastung. Doch die meisten Menschen lernen früher oder später eine neue Partnerin oder einen neuen Partner nach der Trennung kennen. Verliebtheit ist wunderschön – und doch gilt es, bei all den wunderbaren Gefühlen behutsam vorzugehen. Ganz besonders dann, wenn es um die Bedürfnisse der beteiligten Kinder geht. Hier erfährst du, worauf du achten kannst und was dabei wichtig ist.
Viele Eltern fragen sich: “Wie lange sollte man warten, bis man den Kindern den neuen Partner oder die neue Partnerin vorstellt?” Vielleicht kannst du dir schon denken, dass es hier keine verbindliche Zeitangabe geben kann. Das wäre allein schon deshalb unmöglich, weil manches frisch verliebte Paar sich innerhalb von zwei Monaten dreimal trifft und ein anderes zwanzig Mal oder öfter. Entscheidend ist, dass du Zeit und Gelegenheit hattest, dir ein einigermaßen umfassendes Bild von deinem neuen Partner oder deiner neuen Partnerin zu machen. Meistens erfordert das mindestens zehn bis zwanzig Begegnungen – je nachdem, wie lang diese sind.
Frage dich selbst:
Lasst euch Zeit mit Entscheidungen wie Zusammenziehen oder Heiraten. Verliebtheit dauert etwa 18 Monate – erst danach verblasst die rosarote Brille langsam und der Alltag kehrt ein. Die Partner*innen sehen einander klarer. Schwächen, Ängste und Sorgen können nun Teil der Beziehung werden. Ihr könnt euch mit euren Stärken und Eigenarten neu als Paar finden.
Wichtig ist natürlich auch das Bedürfnis deines Kindes. Wenn dein Kind wahrnimmt, dass es einen neuen Partner*in an deiner Seite gibt und es sie oder ihn kennenlernen möchte, solltest du das ermöglichen.
Kinder reagieren höchst unterschiedlich auf das Kennenlernen des neuen Partners oder der Partnerin von Mama oder Papa. Manche Kinder sind gespannt, neugierig und freuen sich über die neue Person. Andere reagieren mit Wut, Ängstlichkeit oder empfinden nochmal ganz neu Traurigkeit, weil die Trennung sich jetzt mit der neuen Beziehung noch endgültiger anfühlt als zuvor. Vielleicht hatte das Kind noch einen Rest Hoffnung, dass ihr als Paar wieder zueinander findet – das erscheint nun noch unrealistischer. Auch Wut kann eine Folge dieser neuen Situation sein. Mache deinem Kind deutlich, dass all diese Gefühle da sein dürfen und völlig normal sind. Zeige, dass du viel Verständnis dafür hast. Erkläre ihm, dass es immer Zeit braucht, sich an einen neuen Menschen zu gewöhnen und dass es die Zeit bekommt, die es dafür benötigt.
Nach und nach entwickelt sich ein Alltag mit der neuen Partner*in und es gilt, diesen gemeinsam mit den Kindern zu gestalten. Wesentlich dabei: Wie kann der oder die Neue seine Rolle im Familienalltag finden, ohne allzu schnell in eine Eltern-Rolle zu schlüpfen? Diese sollte sehr langsam über mehrere Jahre mit zunehmendem Vertrauen wachsen und nicht einfach von Anfang an übergestülpt werden.
Hilfreich dabei ist:
Gemeinsam weiter Eltern zu sein nach einer Trennung mit Kindern – das ist gar nicht so einfach und doch so wichtig, damit dein Kind sich sicher und wohl fühlt. Deshalb sollte auch dein Ex-Partner*in über den neuen Partner oder die neue Partnerin informiert werden, damit dein Kind unbefangen mit ihm oder ihr darüber sprechen kann. Auch gemeinsame Begegnungen – geplant oder zufällig – sind dann deutlich stressfreier. Spätestens, wenn dein Kind deinen neuen Partner*in kennenlernt, solltest du auch den anderen Elternteil wissen lassen, dass es jemanden gibt, der auch für dein Kind ab jetzt eine Rolle spielen wird. Versuche, ganz sachlich und unaufgeregt zu erklären, dass du eine neue Beziehung hast und dein Kind den oder die neue Person in nächster Zeit langsam kennenlernen wird. Bleibe ruhig, wenn dein Ex-Partner*in negativ reagiert – auch für ihn oder sie kann diese Veränderung alten Kummer auslösen und es kann etwas dauern, bis sich alles entspannt hat.
Überfordere dein Kind nicht mit der neuen Situation. Das bedeutet zum Beispiel, dass dein neuer Partner oder Partnerin nach der Trennung nicht zu früh ganze Wochenenden da ist oder gar einzieht. Dein Kind sollte mindestens sechs bis zwölf Monate haben, in denen es dem Menschen immer wieder kurz begegnet, bevor ein gemeinsamer Alltag entsteht.
Frage immer mal wieder nach, wie es deinem Kind mit dem neuen Menschen geht. Mache deutlich, dass auch negative Gefühle normal sind. Versuche nicht, diese kleinzureden, sondern begegne ihnen mit Gelassenheit und Akzeptanz. Gönne deinem Kind Pausen, wenn ihm die Treffen mit dem oder der neuen Person gerade zu viel werden. Nimm’ es einfach in den Arm und halte Traurigkeit und Wut aus.
Wenn dein Kind sehr überschwänglich ist, freue dich – aber achte darauf, dass die Erwartungen nicht zu hoch werden und die Bindung zur neuen Bezugsperson nicht zu früh.
Patchwork-Familien stehen vor besonderen Herausforderungen, aber auch Chancen.
Hilfreich für einen gelungenen Familienalltag sind zum Beispiel folgende Strategien:
Hinter allen Tipps, die du nun mitnehmen konntest, steht ein wichtiges Geheimnis: Zeit, Zeit und nochmal Zeit! Sei als Elternteil mit einer neuen Beziehung nach einer Trennung mit Kindern vorsichtig und geduldig, geh’ alles sehr langsam an. So legst du ein gutes Fundament für ein ausgeglichenes und harmonisches Familienleben. Begegne den Gefühlen deines Kindes mit viel Verständnis und Akzeptanz und scheue dich nicht, bei Bedarf fachliche Hilfe zu suchen.