Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
Artikel

Rechtliche Tipps für Eltern nach der Trennung mit Kind

Autorin - Melanie Schüer

Wenn Eltern sich trennen, stehen tausende Fragen im Raum. Eltern denken viel darüber nach, wie ihr Kind mit der neuen Situation zurechtkommt und wie sie die Veränderung möglichst kindgerecht gestalten können. Dafür ist auch eine gründliche Auseinandersetzung mit den rechtlichen Aspekten wichtig. Die folgenden Themen sind dabei u.a. Sorgerecht, Umgangsrecht und Unterhalt. Hier findest du erste hilfreiche Informationen zur Orientierung.

Lesezeit: Etwa 5 Minuten
Symbolik. Richterhammer und Justitia-Waage. Vintage-look

Sorgerecht nach der Trennung – was ist üblich?

Nach einer Trennung bleibt das Sorgerecht, sofern beide Eltern es vorher hatten, üblicherweise bei beiden Elternteilen. Das heißt, beide haben Entscheidungsbefugnis über das Leben des Kindes. Ein geteiltes Sorgerecht ist also der Normalfall. Beide Elternteile haben jedoch die Möglichkeit, das alleinige Sorgerecht beim Familiengericht zu beantragen. Chancen, dieses auch zu bekommen, bestehen – wenn nicht beide Elternteile einverstanden sind – nur dann, wenn triftige Gründe vorliegen. Diese sind vor allem eine Gefährdung des Kindeswohls bei dem Elternteil, dem das Sorgerecht entzogen werden soll.

Alltag mit gemeinsamem Sorgerecht

Wenn beide Elternteile das Sorgerecht teilen, bedeutet das, dass sie vieles miteinander besprechen müssen. Dabei wird unterschieden zwischen Angelegenheiten des täglichen Lebens (z. B. Tagesausflüge, Vereinsmitgliedschaft, Passbeantragung, Nachhilfestunden) und “grundsätzliche Entscheidungen” mit größerer Tragweite (z. B. Schulwahl oder medizinische Operationen). Angelegenheiten des täglichen Lebens darf der Elternteil, bei dem das Kind zurzeit wohnt, alleine entscheiden. Für grundsätzliche Entscheidungen hingegen müssen beide Eltern zustimmen.

Umgangsrecht – das Recht auf Kontakt mit beiden Eltern

Selbst wenn einem Elternteil das Sorgerecht entzogen wird, hat er oder sie weiter ein Umgangsrecht – also das Recht, regelmäßig Kontakt zum Kind zu haben. Dies ist in den meisten Fällen (außer bei erheblicher Gefährdung) auch im Sinne des Kindeswohls ¬–denn Kinder leiden unter dem Verlust eines Elternteils. Wenn Eltern sich nicht einigen können, wann und in welchem Ausmaß das Kind den Elternteil ohne Sorgerecht sehen darf, entscheidet auch hier das Familiengericht. Um das zu vermeiden, können Eltern sich aber zuvor Hilfe in Form einer Mediation oder von einer Erziehungsberatungsstelle (www.dajeb.de) holen. Oft lassen sich so teure und für Eltern und Kind anstrengende Gerichtsprozesse verhindern.

Unterhalt bei Trennung mit Kind

Der Kindesunterhalt soll dafür sorgen, dass der Elternteil, bei dem das Kind überwiegend wohnt, genügend Geld für dessen Versorgung zu Verfügung hat. Wie hoch diese Kosten angesetzt sind, ist nach Alter gestaffelt und in der sogenannten Düsseldorfer Tabelle zu finden. Entscheidend ist bei der Berechnung auch, welcher Elternteil mehr verdient. Außerdem hat jeder Elternteil einen erlaubten Selbstbehalt von 1.450, - Euro (Stand 2024).

Unterschieden wird zwischen:

  • Barunterhalt – Geld, das für den Unterhalt gezahlt wird
  • Betreuungsunterhalt – Ausgaben, die ein Elternteil selbst für das Kind leistet

Beim Wechselmodell werden Einkommen und Ausgaben der Eltern gegengerechnet. Wechselmodell bedeutet, dass das Kind/die Kinder in etwa gleich viel Zeit bei ihren getrenntlebenden Eltern verbringen. Sie wechseln regelmäßig zwischen beiden Haushalten. Wenn beide gleichmäßig das Kind betreuen, kann es sein, dass keiner dem anderen Barunterhalt zahlt. Die Berechnungen können durch einen Anwalt*in oder durch den Fachdienst Jugend erfolgen. Für eine erste Orientierung gibt es auch Onlinerechner. Eltern können sich fachliche Hilfe holen, dürfen aber auch selbst Vereinbarungen treffen.

Bei Einkommensänderungen oder Veränderungen in der Aufteilung der Betreuungszeit sollte der Unterhalt neu berechnet und angepasst werden.

Weitere rechtliche Überlegungen bei Trennung mit Kind – bei Eigentum

Wenn eine eigene Immobilie vorliegt, stellt sich natürlich auch die Frage: Was passiert mit dem Haus bei einer Trennung mit Kind? 

  • Wichtig zu wissen ist, dass im Trennungsjahr vor der eigentlichen Scheidung beide Parteien weiter das Wohnrecht haben – auch dann, wenn ein Elternteil offiziell Eigentümer*in ist.
  • Sind beide Eigentümer*in, kann der Elternteil der auszieht, ausgezahlt werden oder es wird ein Verkauf angestrebt.
  • Wenn keine Einigung möglich ist, kann das zur Teilungsversteigerung führen, was aber meist mit erheblichen Verlusten gegenüber einem normalen Verkauf verbunden ist.
  • Auch wenn eine Partei auszieht, kann sie noch sechs Monate lang zurückkehren und weiter das Wohnrecht in Anspruch nehmen.
  • Möchtest du mehr darüber erfahren, wie das gemeinsame Haus oder die Wohnung der feste Lebensmittelpunkt für deine Kinder nach einer Trennung bleiben kann? Beim Nestmodell wechseln du und dein Ex-Partner euch dabei ab, im gemeinsamen Zuhause bei den Kindern zu leben, während der andere eine separate Wohnung nutzt. Dieses Modell kann deinen Kindern in dieser turbulenten Zeit Stabilität und Sicherheit geben. Lies hier unseren ausführlichen Artikel zum Thema Nestmodell und entdecke praktische Tipps für die Umsetzung.

Unterstützung durch Mediation und Rechtsberatung

Konkrete Rechtsberatung können Anwält*innen leisten, am besten mit dem Schwerpunkt Familienrecht. Das bedeutet nicht, dass man sofort klagt – es kann auch nur um ein Beratungsgespräch gehen. Oft ist es sinnvoll, vor dem Gang zur Anwaltskanzlei gemeinsam eine Mediation aufzusuchen, um die Chancen auf eine außergerichtliche Lösung zu verbessern. Das geht entweder über selbstständige Mediator*innen (oft sind diese auch Jurist*innen) und wird manchmal auch kostenlos von Erziehungsberatungsstellen angeboten, wenn Fragen zur Betreuung, Sorgerecht usw. im Vordergrund stehen.

Fazit

Es fällt schwer, angesichts der vielen belastenden Emotionen während einer Trennung mit Kind, einen klaren Kopf zu bewahren und sich zusätzlich auch noch um Rechtliches zu kümmern. Rachegedanken, Verletzungen und Bitterkeit können viel Raum einnehmen. Doch eindeutige und faire rechtliche Lösungen sind eine wichtige Basis dafür, dass der Alltag bald wieder Struktur bekommt und, dass das Kind/die Kinder möglichst wenig unter der Trennung leidet. Auch wenn es vielleicht nicht ganz einfach ist – versuche, sachlich und lösungsorientiert zu handeln, mit dem Ziel, für alle akzeptable Lösungen zu finden. Damit tust du letztlich nicht nur dir selbst, sondern auch deinem Kind einen riesigen Gefallen.