Allergien bei Kindern sind heute weit verbreitet und können das Familienleben stark beeinflussen. Vielleicht fragst du dich, warum dein Kind plötzlich auf bestimmte Lebensmittel oder Umweltfaktoren reagiert oder wie du es am besten schützen kannst. In diesem Artikel findest du hilfreiche Tipps und fundierte Informationen, die dir helfen, Allergien bei deinem Kind zu erkennen und effektiv damit umzugehen. Egal, ob du nach den Ursachen, Symptomen oder Behandlungsmöglichkeiten suchst – hier erhältst du einen umfassenden Überblick, um den Alltag deines Kindes unbeschwert zu gestalten.
Experten sind sich einig, dass das Risiko, eine Allergie zu entwickeln, auch in den Genen liegt. Hat ein Elternteil eine Lebensmittelallergie, Heuschnupfen oder Neurodermitis, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ebenfalls betroffen ist, bei zwanzig bis vierzig Prozent. Haben beide Elternteile eine Allergie, ist zu mindestens fünfzig Prozent davon auszugehen, dass auch der Nachwuchs Allergiker wird.
Doch auch wenn es keine Allergien in der Familie gibt – immer mehr Kinder reagieren auf viele Stoffe. Es gibt viele Vermutungen, warum die Anzahl der Betroffenen in den letzten Jahren so gestiegen ist, denn nicht nur genetische Faktoren, auch Umweltbedingungen spielen dabei eine große Rolle.
Weil ihr Immunsystem noch im Aufbau ist, sind Kinder gegenüber Fremdstoffen besonders empfindlich. Hinzu kommt, dass ihre Schleimhäute in Lunge, Haut und Darm noch zarter und durchlässiger sind. Das Auftreten von vielen allergischen Erkrankung tritt meist in einem bestimmten Alter ein:
Genau wie bei Erwachsenen lösen Allergene die Allergien bei Kindern aus. Die häufigsten Auslöser von Allergien bei Kindern sind Pollen, Schimmelpilze, Hausstaubmilben und Tierallergene. Auch Nahrungsmittelallergien kommen relativ häufig vor.
Es gibt bestimmte Symptome, die auf eine Allergie hindeuten: ständiger Schnupfen, häufiger und anfallartiger Husten, Atemnot, Pfeifgeräusche beim Atmen, Hautproblem, Erbrechen nach bestimmten Mahlzeiten, Durchfall.
Wenn Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind unter einer Allergie leiden könnte, sollten sie mit dem Kinderarzt darüber sprechen und einen Allergologen um Rat bitten. Der Facharzt kann eine genaue Diagnose stellen und die geeignete Therapie für das Kind vorschlagen. Oft wird eine „spezifische Immuntherapie“ (SIT), auch Hyposensibilisierung, für das Kind empfohlen, damit die Allergie ursächlich bekämpft wird und das Kind möglichst unbeschwert und ohne Einschränkung spielen, lachen und seinen Alltag genießen kann.
Es ist möglich, mit einigen Maßnahmen einer Erkrankung vorzubeugen. Die wichtigsten Maßnahmen, die für alle Kinder gelten, sind:
Mehr Infos findest du auch im Artikel Allergien vorbeugen durch Ernährung.
Eltern dürfen erste allergische Reaktionen nicht ignorieren. Ein „auch das verwächst sich schon“ kann langfristig dem Kind ganz unnötig schaden. Denn bei einer Allergie könnte es zu einem so genannten „Etagenwechsel“ kommen. Ein allergischer Schnupfen, ausgelöst beispielsweise durch Pollen oder Haustaubmilben, entwickelt sich dann zu einem schweren Asthma. Der Besuch eines Allergologen und eine genaue Diagnose sind daher besonders wichtig, damit das Kind richtig therapiert werden kann und die Immunkompetenz wiedergewonnen und gestärkt werden kann.
Allergische Reaktionen auf Lebensmittel sind Abwehrreaktionen des Immunsystems und können in sehr unterschiedlicher Form und Stärke auftreten. Lebensmittelallergien können in jedem Alter auftreten – manchmal ist die Reaktion sehr prompt, oft tritt sie aber auch zeitverzögert bis zu 48 Stunden nach dem Kontakt mit dem Auslöser auf. Ein plötzliches Erbrechen halten viele Eltern zunächst für eine Magen-Darm-Verstimmung. Oder wundern sich über einen Ausschlag. Lebensmittelallergien können sich sehr verschieden zeigen, Eltern sollten einen möglichen Verdacht genau beobachten und mit dem Kinderarzt absprechen.
Bei Säuglingen sind Kuhmilch, Soja und Hühnerei die häufigsten Allergieauslöser.
Kleine Kinder reagieren oft auf Nüsse, Fisch und Weizen. Auch rohes Gemüse (Paprika, Möhre, Sellerie) und Kernobst (Pflaume, Kirsche, Apfel) und Gewürze (Paprika, Sellerie, Pfeffer, Muskat) können schwere Reaktionen auslösen, treten aber erst ab Kindergarten- bzw. Grundschulalter auf.
Wer unter einer Pollenallergie leidet, ist besonders gefährdet. Denn mehr als die Hälfte aller Pollenallergiker reagieren auch auf Lebensmittel allergisch. Diese Reaktion ist keine neue Allergie, sondern eine körperliche Reaktion auf die bereits vorhandene Allergie, eine so genannte „Kreuzallergie“ hat sich entwickelt. Das Problem: die Auslöser haben gleiche oder ähnliche Proteinbausteine wie das zuerst vorhandene Pollenallergen. Der Körper reagiert auf dieses identische Allergen, also bei einer Birkenpollenallergie dann auch auf Apfel.
Das Wissen darum, was ein Kind verträgt und was eben nicht, erleichtert den Alltag der Familie. Auf keinen Fall sollten Eltern ihr Kind übertrieben vorsichtig behandeln, es sollten auch wirklich nur die Lebensmittel vermieden werden, die das Kind nicht essen darf.
Eine Ernährungsberatung kann hier gute Hilfestellung leisten. Denn wo sich das persönliche Allergen versteckt, ob es streng gemieden werden muss oder unter Umständen in kleinen Mengen gegessen werden kann (z.B. Ei im Kuchen) und wie eine vollwertige Ernährung trotz Allergie realisiert werden kann, das sind Fragen, die eine qualifizierte Ernährungsberaterin beantwortet.
Zunächst ist der Verzicht nicht einfach, aber mit der Zeit wird er Routine. Denn das Vermeiden des Auslösers ist die sinnvollste Behandlung. Gerade bei Kindern verändert sich das Immunsystem auch noch, so dass sehr gut möglich ist, dass ein Kindergartenkind, das keine Milchprodukte verträgt später als Schulkind keine Probleme mit dem Auslöser mehr hat.
Wenn auf bestimmte Lebensmittel verzichtet wird, sollte darauf geachtet werden, wie Nährstoffe und Vitamine trotzdem den Speiseplan bereichern. Im Internet gibt es viele Möglichkeiten, wunderbare Rezepte zu finden.
Mit der Schule und dem Kindergarten müssen eine spezielle Diät oder Vorsichtsmaßnahmen, etwa bei einer schweren Nussallergie, eng abgesprochen werden. Hier findest du weitere Informationen, wie du mit Allergien in der Kita oder mit Allergien in der Schule umgehst.
Im Familienalltag ist vieles nach einer Eingewöhnungszeit gar nicht so kompliziert. In der Fertigpizza sind Milchprodukte? Selbstgemacht schmeckt die italienische Köstlichkeit sowieso besser. Für die Nicht-Allergiker in der Familie kann natürlich eine Hälfte des Backbleches anders belegt werden.
Alternativen ausprobieren: Da immer mehr Menschen unter Lebensmittelallergien leiden, gibt es mittlerweile in fast jedem Supermarkt viele Alternativen zu kaufen. Mit der Zeit findet man schnell heraus, was geht und was nicht geht. Es lohnt sich eine „Positivliste“ mit den Alternativprodukten zu führen. Sodass auch andere Familienmitglieder, Freunde und andere Betreuungspersonen nachschauen können. Bei verpackten Lebensmitteln gibt es immer eine Zutatenliste, auf der die 14 Hauptallergene gekennzeichnet sind. Bei unverpackten Lebensmitteln oder im Restaurant ist ebenfalls eine Kennzeichnung vorgeschrieben, meist ist das ein Ordner, den man ausgehändigt bekommt. Verkäufer oder Kellner kennen sich meist nicht gut aus mit Lebensmittelallergien, daher ist es besser, selber nachzuschauen. Oft schmeckt der leckere Ersatz, etwa Kekse ohne Eier, Drinks aus Soja und Hafer, vegetarische Aufstriche oder weizenfreie Kost auch den anderen Familienmitgliedern sehr gut. Und zwar so gut, dass das Kochen für alle ohne Probleme möglich ist. Gemeinsam neue Rezepte auszuprobieren und zusammen zu kochen kann der ganzen Familie Spaß machen!
Ist Fläschchennahrung nicht besser für allergiegefährdete Kinder?
Nein. Experten raten ausdrücklich zum ausschließlichen Stillen über vier Monate. Wenn eine Mutter nicht stillen oder Muttermilch abpumpen kann, gibt es spezielle H.A. Säuglingsmilchnahrung für allergiegefährdete Kinder. H.A. bedeutet „hypoallergen“ und ist für diese Kinder besser geeignet als herkömmliche Säuglingsmilch.
In unserer Familie gibt es Reaktionen auf Fischeiweiß – ist es darum besser möglichst keinen Fisch im ersten Jahr zu geben?
Nach den aktuellen Erkenntnissen gibt es keine Belege dafür, dass das Vermeiden von potentiellen Allergenen im ersten Lebensjahr Allergien verhindert. Das gleiche gilt für die späte Einführung von Beikost. Es gibt Hinweise, dass Fischverzehr vor dem ersten Geburtstag sich positiv auswirkt und einer Allergieentstehung vorbeugen kann. Kommt eine spezielle Unverträglichkeit in der Familie vor, muss es nicht unbedingt sein, dass das Kind diese auch bekommt, vererbt wird "nur" die Veranlagung. Ein Allergologe kann einen spezifischen Rat geben.
Ich bin schwanger – müssen wir die Katze weggeben, damit das Kind gesund ist?
Gibt es denn in der Familie Allergien? Wenn kein Allergierisiko besteht, gibt es keinen Grund, der gegen ein Haustier spricht. Der Umgang mit Tieren stärkt sogar das Immunsystem. Jedoch sollte keine neue Katze angeschafft werden.
Aber wenn mein Baby Neurodermitis hat, was ist dann mit dem Haustier?
Bei Risikokindern raten Experten oft davon ab, Haustiere mit Fell zu halten. Vor allem die Katzenhaare, aber auch die Haare einiger Hunderassen, bergen ein besonders hohes Risiko, Allergien der Atemwege auszulösen. Ein Kind mit Neurodermitis hat allerdings nicht unbedingt Asthma oder Bronchienprobleme. Daher kann die Entwicklung durchaus abgewartet werden und sollte im Einzelfall mit dem Kinderarzt und dem Allergologen geklärt werden.
Uns wurde geraten, neue Fußböden zu legen, da Teppich Allergien fördert – stimmt das?
Tatsächlich wurde Familien mit allergischen Risiko geraten Teppichböden zu entfernen, sich synthetische Decken anzuschaffen und einen Spezialsauger. Mittlerweile raten Experten aber nicht mehr zu solchen Präventionsmaßnahmen. Wenn keine konkreten Allergien oder Reaktionen auf Milben vorliegen, können Federbetten ohne Bedenken genutzt werden (sie sollten aber regelmäßig gereinigt werden). Teppichböden fördern keine Allergien.
Wie es das mit dem Raumklima?
Eine gute Belüftung ist wichtig für das Raumklima. Hohe Raumfeuchtigkeit oder Schimmel können schweres Asthma und auch andere allergische Reaktionen begünstigen. Schadstoffe im Innenbereich fördern vor allem Neurodermitis und Asthma. Dies gilt vor allem für Stoffe wie Formaldehyd, welches durch neue Möbel oder durch Farben- und Lacke freigesetzt werden kann. Beim Renovieren daher unbedingt auf ausgewiesene Farben achten, die nur für den Innenbereich gedacht sind. Und möglichst lange vor der Geburt renovieren, damit eventuelle Ausdünstungen schon weg sind.
Welche Rolle spielt das Rauchen?
Kinder von Rauchern leiden häufiger unter Allergien. Passivrauchen erhöht das Risiko von Asthma. Kinder sollten schon in der Schwangerschaft und auch nach der Geburt keinem Zigarettenrauch ausgesetzt werden. Nicht nur wegen der Allergien natürlich.
Lösen Impfstoffe Allergien aus?
Nein, das ist ein hartnäckiges Gerücht. Aber es gibt im Gegenteil sogar Hinweise, wonach Impfungen das Allergierisiko senken können. Experten raten daher auch, alle Kinder, auch die Allergie gefährdeten, nach den STIKO-Empfehlungen zu impfen.
Wenn Eltern sich gut informieren, können sie ihr Kind besser im Alltag und bei Anfällen unterstützen und dabei helfen, neue Allergieschübe zu vermeiden.