Böse Blicke auf alles, was Kalorien hat, leckeres Essen für die Familie, aber Mama sitzt ohne Teller am Tisch? Natürlich ist es ok, wenn Mütter sich gesund ernähren möchten und etwas für ihre Figur tun wollen. Wer allerdings auf Dauerdiät ist und ständig an sich herumkritisiert, der macht nicht nur sich das Leben schwer. Denn Mütter sind Vorbild für ihre Kinder und wenn sie sich selbst ständig schlecht machen, was lernen dann die Kinder?
Kuchen, Schokopudding und Pommes? Für viele Frauen tabu. Oder mit ganz, ganz schlechtem Gewissen verbunden. Denn das macht Hüftspeck und der ist böse. Gemeinsam wird mit der Freundin geschimpft: „Oh, ich bin so fett geworden, ich traue mich schon gar nicht mehr ins Freibad. Und dann diese ätzende Orangenhaut. Am besten trage ich nur noch lange Leggings. Auch im Hochsommer“. Was denken eigentlich Kinder, wenn sie hören, dass ihre Mutter sich selbst und ihr Spiegelbild nicht mag? Wie wirkt das Lamentieren über den dicken Hintern auf eine heranwachsende junge Frau? Was lernt eine Tochter, wenn ihre Mutter ständig auf Diät ist? Wir können uns nicht aussuchen, ob wir lange schlanke Beine oder eher stämmige Stampfer haben, denn die Natur hat Frauen mit kleinen und großen Brüsten, schmalen und breiten Hüften ausgestattet. Klar, uns strahlen die elfenhaften Super-Models von den Plakaten und aus den Anzeigen an. Schuld daran, dass wir uns zu dick finden sind aber nicht nur die Bilder der Medien. Das sind auch wir. Denn ob wir uns persönlich für schön halten, ob wir uns selbst loben, unsere Augen wunderschön finden und die kleine Stupsnase oder ob wir nur seufzen, weil der Po zu groß ist, die Haare wie Schnittlauch hängen oder ein Pickel nervt, das entscheiden wir selbst. Und unsere Kinder lernen von uns. Sie merken, welche Attribute die Erwachsenen schätzen. Wenn sie merken, dass Mutter – oder Vater – ständig unzufrieden sind, werden auch sie skeptisch an ihrem eigenen Körper herabblicken.
Die vorgelebte Haltung der Eltern prägt Töchter und Söhne, denn die orientieren sich an den Rollenbildern. Auch Väter können ihren Teil dazu beitragen. Ein kluger Mann hat einmal gesagt: „Die Tochter sieht an der Mutter, wie schön es ist, eine Frau zu werden. Und am Verhalten des Vaters, dass es sich lohnt“. Je älter der Nachwuchs wird, desto wichtiger werden auch Freunde und Medien. Jugendliche neigen dazu, sich mit ihrem noch so neuen fremden Körper unwohl zu fühlen. Klagt dann die beste Freundin über Bauchspeck, wird auch der eigene Blick kritisch. Wer dann auch noch von der eigenen Mutter hört, wie sehr die auf sich schimpft, wird sich selbst viel zu rasch für zu dick halten. Wer sich erschrecken will, sollte auf Instagram mal den Hashtag #skinny suchen. Erschütternd wie viele junge Mädchen sich dort präsentieren. Zwischen schlank und viel zu dünn ist aber ein riesiger Unterschied!
Aus fröhlichen selbstbewussten Kindern werden mit der Pubertät oft schlaksige zweifelnde Jugendliche. Heranwachsende sind oft verunsichert, wie sie auf andere wirken, sehen sich sehr kritisch. Doch wie können Eltern helfen?
Wichtig ist, dass sie für ihre Kinder da sind. Ehrlich und authentisch. Wenn die Tochter tatsächlich Akne hat, dann hilft es nicht, ihr etwas davon zu erzählen, dass Mischhaut im Alter weniger Falten hat. Lieber überlegen, ob vielleicht eine Kosmetikerin helfen kann oder regelmäßige Dampfbäder. Eltern von Kindern, die langsam in die Pubertät kommen oder sogar schon mitten drin sind, wissen, dass sie eine schwere Aufgabe haben. Der frisch geschlüpfte Schmetterling will los flattern. Braucht Raum für Entwicklung und möchte sich Abgrenzen. Das kann ziemlich anstrengend sein und manchmal auch weh tun. Gerade dann, wenn so plötzlich alles falsch zu sein scheint und der Teenie ständig meckert. Über die Welt, über die Eltern und über sich. Aber wenn Kinder merken, dass Eltern ihnen vertrauen und gleichzeitig Rückhalt bieten, dann trauen sie sich auch mehr zu. Stabilität, Offenheit und emotionale Unterstützung sind wichtig, denn sie sind die Grundlage einer sicheren Bindung. Anders als in den ersten Kinderjahren heißt eine sichere Bindung nun nämlich los lassen zu können. Eine sichere Bindung ist die Grundlage für ein gutes Selbstwertgefühl. Und gute Rollenvorbilder. Wir selbst, als Mütter und Väter, sollten lernen uns nicht so kritisch zu betrachten. Nur so lernen unsere Kinder von uns. Und wir können auch von ihnen lernen. Denn Kinder finden ihre Eltern schön. Dick? „Ach, Mama, du bist so schön weich und kuschelig.“ Wie geht es dir, magst du dich selbst gern im Spiegel angucken? Vielleicht solltet ihr eine kleine Familienübung machen? Jeder soll vorstellen, was er an einem Familienmitglied besonders schön findet. Wetten, dass da Überraschungen dabei sind?