„Ich mag aber kein Gemüse!“ „Ich hab keinen Hunger!“ „Ich will lieber spielen!“ Kennst du diese Situation? Als Elternteil kann es manchmal eine echte Herausforderung sein, wenn dein Kind als "Picky Eater" gilt. Kinder, die wählerisch beim Essen sind, lehnen oft bestimmte Lebensmittel ab oder essen nur eine sehr begrenzte Auswahl an Speisen. Doch keine Sorge – du bist nicht allein, und es gibt viele Wege, wie du deinem Kind helfen kannst, ein gesundes und abwechslungsreiches Essverhalten zu entwickeln.
Ein "Picky Eater" ist ein Kind, das beim Essen besonders wählerisch ist. Diese Kinder essen oft nur eine begrenzte Anzahl von Lebensmitteln, sind misstrauisch gegenüber neuen Speisen und können sehr empfindlich auf bestimmte Texturen und Geschmäcker reagieren. Diese Phase tritt häufig im Kleinkindalter auf, kann aber auch bei älteren Kindern anhalten.
Viele Eltern fragen sich, warum ihr Kind ständig dasselbe isst. Dieses Verhalten ist bei "Picky Eatern" nicht ungewöhnlich. Kinder finden in bestimmten Lebensmitteln oft Sicherheit und Komfort, besonders wenn sie mit neuen oder stressigen Situationen konfrontiert sind. Das ständige Essen derselben Speisen gibt ihnen ein Gefühl von Kontrolle. Außerdem bevorzugen Kinder häufig vertraute Geschmäcker und Texturen, die ihnen gefallen, und sind weniger geneigt, Neues auszuprobieren.
Es kann beunruhigend sein, wenn dein Kind plötzlich aufhört zu essen oder weniger Appetit zeigt. Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder plötzlich weniger essen:
Die Evolutionsbiologie liefert uns eine Erklärung, warum einige Kinder kein Gemüse mögen. Der Mensch hat eine Vorliebe für „süß“. Denn süß schmeckende Lebensmittel haben eine hohe Energiedichte und liefern deshalb schnelle Energie. Säuglinge und Kleinkinder sind auf schnell verfügbare Nahrungsenergie aus dem Essen angewiesen. Denn sie haben noch keine großen Reserven. Da Gemüse wenig Energie (=Kalorien) hat, liefert es also keine schnelle Energie. Und außerdem schmeckt es nicht süß, sondern oft leicht bitter. Man könnte also sagen, dass das Kind „Recht hat“, wenn es lieber Nudeln, Käsebrot oder Frikadellen essen möchte statt Gemüse. Jedenfalls aus Sicht der Evolutionsbiologie.
Das Kind muss also auf den Geschmack kommen, es muss Gemüse „mögen lernen“. Dieses Lernen beginnt schon in der Schwangerschaft. Und zwar durch das, was die werdende Mutter isst. Denn diese ersten Erfahrungen über das Fruchtwasser und die Nabelschnur führen dazu, dass das ungeborene Kind verschiedene Geschmackseindrücke bekommt. Aromastoffe aus Gemüse gelangen auch in Muttermilch. Wenn Kinder also nach der Geburt gestillt werden, bekommen sie mehr Aromastoffe als über standardisierte Flaschennahrung. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese Kinder automatisch Gemüse mögen werden, wenn es an das eigene Essen geht. Wenn allerdings ein Säugling oder ein Kind etwas immer wieder angeboten bekommt, wird es mit der Zeit lernen, das zu mögen. Alle Eltern kennen den Spruch: „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“. Darin steckt ein wahrer Kern – wenngleich der Satz aus pädagogischer Sicht natürlich nicht mehr zeitgemäß ist. Heute müsste er lauten: „Gemocht wird, was auf den Tisch kommt“.
Wir haben euch einige Tipps zusammengestellt, die ihr einmal ausprobieren solltet. Vielleicht klappt nicht alles – und schon gar nicht sofort – aber, wie heißt es so schön: Versuch macht klug!
Wenn du dir dauerhaft Sorgen um das Essverhalten deines Kindes oder über sein Gewicht machst, dann beraten wir dich gerne per E-Mail. Stell uns einfach deine Frage über unser Online-Formular.
Du kannst dich auch an eine/n Ernährungsberater/in wenden. Geeignete Adressen findest du im Expertenpool des Berufverbands der Oecotrophologie.
Auch wenn Kinder wenig essen und bestimmte Lebensmittel bevorzugen, sind sie meist nicht mangelernährt. Wer unsicher ist, sollte eine Woche lang ein genaues Ernährungsprotokoll führen. Oft stellt sich dann heraus, dass die Kinder doch vieles zu sich nehmen, etwa Milch oder Saft, die ja auch bestimmte Vitamine liefern.
Wenn du bemerkst, dass dein Kind über einen längeren Zeitraum hinweg nur sehr wenig isst oder bestimmte Lebensmittelgruppen vollständig meidet, könnte es ratsam sein, einen Arzt aufzusuchen.
Ein Arztbesuch ist besonders dann wichtig, wenn dein Kind:
Es ist uns bewusst, dass diese Tipps keine Garantie für problemloses Essen sind. Aber sie werden helfen, dieses „heiße“ Thema etwas zu entschärfen. Kinder haben immer wieder Phasen, in denen sie gut essen und dann wieder Phasen, wo es schlechter läuft. Manchmal kommt es vor, dass Kinder plötzlich kein bestimmtes Obst oder Gemüse mehr essen wollen, obwohl sie es vorher gerne gegessen haben. Oft wissen sie selbst nicht, warum das so ist, oder können es nicht erklären. Akzeptiere, dass Kinder manchmal andere Vorstellungen vom Essen haben als Erwachsene. Es geht darum, geduldig und gelassen zu bleiben und die Zeit für sich arbeiten zu lassen.