Als Mutter und als Vater spielst du eine entscheidende Rolle bei der Förderung eines gesunden und positiven Essverhaltens bei deinem Kind. Ein gutes Verhältnis zum Essen ist wichtig für seine körperliche und geistige Entwicklung. Es trägt dazu bei, größere Essprobleme oder gar Essstörungen vorzubeugen. Positives Essverhalten umfasst nicht nur das, was dein Kind isst, sondern auch wie es isst und welche Einstellung es zum Essen hat. In diesem Artikel werden wir verschiedene Tipps und Strategien untersuchen, wie du dazu beitragen kannst, dass dein Kind ein gesundes Essverhalten entwickelt.
Es ist wichtig, dass dein Kind lernt, eine Vielzahl von Lebensmitteln zu genießen, ausgewogene Mahlzeiten zu sich zu nehmen und ein gesundes Verhältnis zum Essen zu entwickeln. Ein solches Verhalten trägt nicht nur zu seiner körperlichen Gesundheit bei, sondern auch zu seinem psychischen Wohlbefinden und Selbstbewusstsein.
In den ersten Lebensmonaten und -jahren legst du den Grundstein für das Essverhalten deines Kindes. Hier sind einige Tipps:
In diesem Alter entwickeln Kinder ihre Vorlieben und Abneigungen gegenüber bestimmten Lebensmitteln. Hier sind einige Tipps:
In der Schulzeit nehmen Kinder oft Einflüsse von außerhalb der Familie auf. Hier sind einige Tipps:
In der Teenagerzeit suchen Jugendliche oft nach Unabhängigkeit und Identität, was ihr Essverhalten beeinflussen kann. Hier sind einige Tipps:
Strahlende Gesichter bei Pizza und Pommes und Theater wenn es Kohlrabi gibt? Nur wenige Kinder lieben Gemüse, doch als Vitaminlieferant ist es unverzichtbar. Im Video-Tutorial erfährst du, wie man Kinder auf den Geschmack bringen kann.
Vielleicht kommen dir diese Aussagen bekannt vor: „Meine Tochter isst viel zu wenig, ich muss sie ablenken, damit sie mehr isst“ oder „unser Sohn isst nur Fleisch und Nudeln, aber nie das Gemüse“ oder „wenn ich mein Kind frage, was es essen will, sagt es immer Pizza. Aber es muss doch auch mal was Gesundes essen.“ Wenn das Essen nicht gut klappt, sind Eltern frustriert, traurig, enttäuscht vom Kind und zweifeln an ihren Fähigkeiten als Mutter oder Vater. Es scheint, als ob in keinem Bereich der kindlichen Entwicklung mehr Stress entstehen kann als beim Thema Ernährung. Eltern sind bereit, alles zu tun, damit das Kind richtig isst. Die Strategien, die sie anwenden, können sehr unterschiedlich sein, angefangen von ablenken, argumentieren, belohnen, bis hin zu ständigem Essen anbieten oder auch zwingen. Stress bei den Eltern, beim Kind und am Esstisch. Leider führen diese Methoden oft nicht zum Ziel. Doch was können Eltern stattdessen tun? Und was sollte man den Kindern überlassen?
Damit Essen gelingt, braucht es einen klaren Rahmen. Eltern sollen eine „Führungsrolle“ übernehmen, sagt Jesper Juul, der dänische Familientherapeut. Auch wenn es ein Begriff aus dem Management ist, so beschreibt das Wort doch sehr gut, worum es geht. Mit Hilfe der elterlichen Führung gelingt es Kindern nämlich mit der Zeit immer besser, ihr eigenes Essen zu gestalten und sich selbst zu regulieren. Dazu später mehr. Zunächst zur Rolle der Eltern.
Es liegt in der Hand der Eltern zu entscheiden,
Eltern schaffen mit diesen Entscheidungen einen Rahmen, innerhalb dessen das Essen stattfindet. Warum es ihre Verantwortung ist? Weil Eltern das Know-how über Ernährung haben, den Einkauf und das Geldbudget verwalten und weil sie für die Stimmung und das gute Klima am Esstisch zuständig sind.
Wenn der Rahmen steht und Eltern entschieden haben, was und wie viel auf den Tisch kommt, wann und wie gegessen wird, dann entscheiden Kinder:
Jesper Juul schreibt in seinem Buch „Essen kommen“, dass Kinder drei Kompetenzen haben: für Hunger, für Geschmack und für authentische Reaktionen. Das Kind weiß, wann es hungrig und wann es satt ist. Es weiß, was ihm schmeckt und lernt mit der Zeit neue Geschmacksrichtungen zu mögen. Juul empfiehlt, die Kompetenz in diesen Bereichen zu respektieren, auch wenn sie nicht immer bzw. ganz den eigenen Wünschen und Vorstellungen entspricht. Die dritte Kompetenz „authentische Reaktionen“ bezeichnet das Verhalten eines Kindes am Tisch. Wenn es Stress gibt beim Essen, in welcher Form auch immer (Streit, Druck, Ärger) wird das Kind auf diesen Stress reagieren. Zum Beispiel dadurch, dass es wenig isst und schnell aufstehen möchte. Oder dass es schlingt und viel isst, um schnell fertig zu sein. Es zeigt mit seinem Verhalten, dass es ihm nicht gut geht. Sein Verhalten hat also in diesem Zusammenhang einen Sinn, es lässt sich erklären. Es kann deshalb für Eltern eine gute Idee sein, über den Sinn des Essverhaltens ihres Kindes nachzudenken. Vielleicht steckt mehr dahinter, als nur eine Abneigung gegen Gemüse.
Jedes gesunde Kind hat die Fähigkeit seine Nahrungsaufnahme - Essen und Trinken - selber zu regulieren. Die Psychologen nennen das die „Fähigkeit zur Selbstregulation“. Das Spüren von „Hunger“ und „Satt“ ist die Voraussetzung dafür.
Das bedeutet, dass das Kind seinen eigenen Hunger spürt – aus dem Bauch heraus. Es wird viel essen, wenn der Hunger groß ist oder wenig, wenn dieser klein ist. Es bedeutet auch, dass es aufhört zu essen, wenn es satt ist und Nachschlag verlangen wird, wenn es noch hungrig ist. In diesen Fällen verlässt es sich auf „sein Bauchgefühl“.
Wenn Eltern ihre Kinder drängen mehr zu essen, ablenken oder darauf bestehen, dass der Teller leer gegessen wird, dann können Kinder nicht lernen, sich auf ihr „eigenes Bauchgefühl“ zu verlassen. Auch wenn sie aufgefordert werden, nicht so viel zu essen, weil sie sonst dick werden könnten, können sie keine gute Regulation aufbauen. Das Kind reguliert sich dann nicht „von innen“, sondern über die „Außen-Perspektive“, die Eltern. In beiden Fällen handeln Eltern aus der Sorge heraus, dass das Kind es selber nicht könne. Aber ein gesundes Kind an einem gedeckten Tisch mit regelmäßigen Mahlzeiten und liebevollen Eltern wird weder verhungern noch übergewichtig werden.
Gesunde Kinder essen mal mehr und mal weniger. Viel, wenn sie hungrig sind. Oder wenn es das Lieblingsessen oder etwas ganz Besonderes ist, was es nicht so häufig gibt. Dann ist das eine Gelegenheit, „mal so richtig zuzuschlagen“. Umgekehrt wird ein Kind wenig essen, wenn es nicht so gut schmeckt, wenn es keinen Hunger hat weil z.B. viel zwischendurch genascht wurde oder weil es vielleicht sogar krank wird. All das ist völlig normal. Auch bei Erwachsenen kommt das vor!
Kommen wir noch einmal zurück zu dem vorgestellten Modell „Die Verantwortung der Eltern und die Kompetenzen der Kinder“.
Natürlich gibt es keine starre Grenze zwischen diesen beiden Seiten. Also, dass Eltern z.B. IMMER entscheiden, was auf den Tisch kommt und Kinder NIE. Oder dass Eltern Immer entscheiden, dass nicht vor dem Fernseher gegessen wird und Kinder sich immer fügen müssen. Selbstverständlich geht es darum, das Essen gemeinsam zu gestalten, miteinander ins Gespräch zu kommen, auch die Wünsche des anderen zu erfüllen, gemeinsam zu entscheiden und voneinander zu lernen. Aber die Führung sollte in der Hand der Eltern bleiben.
Wie kann man Kinder in die Essensentscheidungen einbeziehen? Am Beispiel von „was gegessen wird“ sei das hier erklärt.
Kleinen Kindern kann man eine „Oder-Frage“ stellen: „Möchtest du einen Apfel oder eine Banane?“ Das Kind kann selbst entscheiden, was es möchte. Der Rahmen jedoch ist vorgegeben. Das „was“ , nämlich dass es Obst geben soll, wurde von den Eltern schon entschieden. So zu fragen ist besser als die offene Frage „was möchtest du essen?“. Mit dieser Frageformulierung geben Eltern die Verantwortung aus der Hand und sie überfordern das Kind gleichzeitig. Ein Kind überlegt und antwortet nicht rational, sondern immer emotional. Es wird in seinem Entscheidungsprozess nicht bedenken, dass es schon lange keinen Fisch mehr gab, Erdbeeren gerade sehr teuer sind oder dass Hackfleisch im Angebot ist. Sein Kriterium ist einzig und allein: es muss schmecken! Bei einer offenen Frage wird das Kind deshalb immer sein Lieblingsessen nennen! Und die Eltern damit frustrieren, weil es schon wieder Nudeln mit Tomatensoße geben soll.
Mit größeren Kindern kann man eine Vereinbarung treffen, dass jedes Familienmitglied an einem Tag entscheiden darf, was es zu essen gibt. So kommt jeder mal dran, es gibt an einem Tag das Lieblingsessen des Kindes, am nächsten Tag das von Mama und so weiter. Wer bestimmten durfte, freut sich über sein Lieblingsessen, wer nicht bestimmen durfte, kommt an einem anderen Tag dran. Außerdem lernt man dadurch auch einen respektvollen Umgang mit Essen, das nicht den eigenen Geschmack trifft. Zusätzlich bekommt man die Chance, etwas Anderes zu probieren und vielleicht doch auf den Geschmack zu kommen. Wenn man es den Kindern jeden Tag recht machen möchte, dann bleiben in der Regel nur wenige Gerichte übrig, die allen schmecken. Das ist ärgerlich und eintönig.
Es ist die Aufgabe von Eltern, für eine gute Atmosphäre beim Essen zu sorgen. Das gehört zum „wie gegessen wird“ dazu. Dass Stress auf den Magen schlagen kann, zeigt den Zusammenhang zwischen Essen und wie es jemandem geht. Es wird besser gegessen, wenn die Stimmung am Tisch gut ist. Deshalb ist es gut, beim Essen nicht über Streitthemen zu sprechen. Das passiert oft von ganz alleine, denn beim Essen trifft sich die Familie und was liegt näher, als über nicht gemachte Hausaufgaben, nicht aufgeräumte Zimmer oder über das Gericht auf dem Teller in Streit zu geraten. Kein Wunder, wenn einem da der Appetit vergeht, man schnell wieder weg möchte vom Tisch oder wenn jemand lustlos im Essen rumstochert. Es ist dann besser, Diskussionen auf später zu vertagen und in Ruhe zu essen.
Indem du eine vielfältige und ausgewogene Ernährung anbietest, positives Essverhalten vorlebst und deinem Kind die nötige Unterstützung und Aufklärung gibst, kannst du dazu beitragen, dass es ein gesundes Verhältnis zum Essen entwickelt, das es ein Leben lang begleiten wird.