Du beobachtest, dass dein Kind an Gewicht zunimmt oder dein Kind hat bereits Übergewicht? Diese Sorgen kennen viele Eltern. Ein zu hohes Gewicht beeinflusst den Körper und die Seele. Übergewicht und Adipositas (krankhaftes, starkes Übergewicht) bei Kindern und Jugendlichen sind weltweit ein Problem. In Deutschland sind etwa 15% der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Die Prävention wird in diesem Bereich daher immer wichtiger. Aber woran erkennst du, ob dein Kind übergewichtig ist? Und was kannst du bei Übergewicht oder Adipositas tun, um dein Kind zu unterstützen? Wann braucht es professionelle Hilfe, um mit Übergewicht und Adipositas umzugehen? Diese und weitere Fragen beantwortet der folgende Artikel.
Bei deinem Kind steigt das Gewicht in Abhängigkeit zur Größe und zum Alter. In dem gelben Heftchen für die U-Untersuchungen findest du Perzentilen, die dir das durchschnittliche Wachstum von Kindern in den verschiedenen Altersgruppen zeigen. Sie sollen dir eine grobe Orientierung bieten, um die körperliche Entwicklung von Größe und Gewicht deines Kindes einzuschätzen. Bei starken Abweichungen wird dich die Kinderärzt*in darauf ansprechen.
Auch am sogenannten Body-Maß-Index (BMI), lässt sich Übergewicht erkennen. Auch Untergewicht und Fettleibigkeit können anhand des BMIs festgestellt werden. Bei Kindern wird der BMI anders berechnet als bei Erwachsenen.
Du hast die Befürchtung, dass dein Kind übergewichtig oder adipös sein könnte? Sprich mit der Kinderärzt*in. Er oder sie kann die entsprechende Diagnose feststellen und zu Behandlungsmöglichkeiten beraten.
Vielleicht bist du schon darauf angesprochen worden, dass das Gewicht deines Kindes zu hoch ist, z. B. von deiner Kinderärzt*in von Freund*innen oder von der Familie. Oft wird den Eltern die Schuld für das Übergewicht des Kindes zugeschoben. Selbstverständlich hast du als Elternteil Einfluss auf die Gewichtsentwicklung deines Kindes, aber die Ursachen für das Übergewicht deines Kindes können vielfältig sein:
Genetische Faktoren: Wenn Kinder bereits früh Übergewicht oder sogar Adipositas entwickeln, gibt es meist eine genetische Veranlagung. Diese kann die Energiezufuhr, -aufnahme und den Energieverbrauch beeinflussen.
Psychische Faktoren: Dauerhafter Stress kann dazu führen, dass Kinder und Jugendliche Bewältigungsstrategien suchen, um mit Druck und Stress zurecht zu kommen. Essen kann dann als Ersatzbefriedigung für ein Bedürfnis dienen, z. B. für das Bedürfnis nach Ruhe. Kinder haben das Gefühl, dass sie über das Essen die Bedürfnisbefriedigung erreichen können. Das kann langfristig oft zu einer Gewichtszunahme führen.
Emotionale Einflüsse: Traurigkeit, Über- und Unterforderung können mit einem veränderten Essverhalten einhergehen. Wenn dein Kind etwas belastet, versucht es vielleicht durch emotionales Essen etwas zu kompensieren.
Fehlende Bewegung durch Digitalisierung: Viele Kinder und Jugendliche bewegen sich heute zu wenig. Das hängt z. B. mit der Digitalisierung der sich verändernden Gesellschaft zusammen. Gleichzeitig werden viele stark verarbeitete Lebensmittel konsumiert, was dazu führt, dass die Kalorienzufuhr höher ist als der Kalorienverbrauch. Auch das schnelle Essen ohne Ruhe oder vor digitalen Medien trägt dazu bei, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr ausreichend auf ihr Hungergefühl hören und deshalb zu viel essen.
Ein zu hohes Gewicht bringt nicht nur Risiken für körperliche Erkrankungen mit sich, sondern beeinflusst auch die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Bereits im frühen Kindesalter können übergewichtige Kinder mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert werden. Die psychische Belastung kann bei langer Dauer dazu führen, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen sich selbst abwerten und das Selbstwertgefühl sinkt.
So gelangen Kinder in einen Teufelskreis, der in Selbstabwertung, Scham und schlussendlich in sozialem Rückzug enden kann. Diese große psychische Belastung wird wiederum häufig durchs Essen (z. B. Frustessen und Essattacken) kompensiert. Das führt dann zu einer weiteren Gewichtszunahme. Langfristig können auch psychische Störungen, wie Depression, Angst- und Essstörungen die Folge sein.
Als Elternteil möchtest du dein Kind gesund groß werden sehen. Du wünschst dir natürlich, dass es glücklich ist und sowohl seelisch als auch psychisch gesund bleibt. Deshalb möchtest du Übergewicht bei deinem Kind vermeiden oder ihm dabei helfen, sein Gewicht zu reduzieren, wenn es bereits übergewichtig ist. Dazu brauchst du Ernährungstipps und auch alltagstaugliche Möglichkeiten, um dein Kind zu begleiten.
Verbiete deinem Kind nicht das Essen, sondern ermutige es, in Ruhe zu essen und auf sein eigenes Hungergefühl zu achten. Beobachte dein Kind und sein Essverhalten achtsam und unterstütze es liebevoll anstatt Druck auszuüben.
Sage nicht: „Du hast jetzt genug gegessen. Du weißt ja, dass man von so viel Essen zunimmt.“
Sage lieber: „Spüre nochmal genau nach, ob du wirklich noch Hunger hast. Mir ist deine Gesundheit und dein Körper wichtig. Deshalb achte ich mit dir gemeinsam darauf.“
Was kannst du außer des Essens noch tun, um dein Kind zu unterstützen?
Natürlich weißt du, dass Bewegung bei Übergewicht und Adipositas hilfreich und wirksam ist. Neben dem Schulsport, kann dein Kind am Nachmittag auch im Verein Sport treiben. Lasse es gerne unterschiedliche Sportarten ausprobieren, wenn es noch nicht das Richtige gefunden hat. Viele Kinder brauchen Zeit, um einen Sport zu finden, der ihnen gefällt. Versucht Bewegung auch in den Alltag zu integrieren, z. B.:
Mehr erfahren: Ernährung und Bewegung: Wie ein gesunder Lebensstil gegen Stress hilft
Übergewicht und Adipositas sind eine Belastung für dein Kind, besonders dann, wenn sie mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Stigmatisierung einhergehen. Langfristig führen sie dazu, dass dein Kind sich vielleicht zurückzieht, abwertet und sein Selbstwertgefühl sinkt. Das beeinflusst natürlich auch das emotionale Erleben deines Kindes.
Sprich mit deinem Kind über den Körper, den Selbstwert und seine Gefühle. Sage ihm z. B.: „Jeder Körper entwickelt sich unterschiedlich. Manche Körper sind dünn, andere dick. Manche Körper sind groß und andere klein. Wichtig ist, dass man gesund bleibt.“
Ermutige dein Kind und wertschätze es als Person. Achte darauf, dass das Gewicht in deinen Aussagen keine Rolle spielt. Sage z. B.: „Ich finde es toll, wie gut du zuhören kannst.“ oder „Ich bin beeindruckt, wie sehr du dich anstrengst, wenn du etwas erreichen möchtest.“
Ihr könnt auch gemeinsam eine Stärken-Schatzkiste basteln, z. B.:
Du bist dir unsicher oder du hast das Gefühl, dass ihr es alleine nicht schafft? Dann suche dir unbedingt Unterstützung durch einen Kinderärzt*in, eine Ernährungsberatung oder durch psychologische Fachkräfte.
Weltweit haben immer mehr Kinder und Jugendliche Probleme mit Übergewicht oder Adipositas. Deshalb wird auch die Prävention immer wichtiger. Eltern machen sich nicht nur Sorgen um körperliche Folgen von Übergewicht, sondern kennen auch die seelische Belastung, die das eigene Kind aushält. Kinder und Jugendliche brauchen deshalb die Unterstützung des Umfelds, um die eigene Gewichtsentwicklung positiv zu beeinflussen. Bewegung im Alltag, das Thematisieren von Gefühlen und eine ausgewogene Ernährung mit dir als Vorbild können dazu beitragen, mit Übergewicht und Adipositas umzugehen. Je nachdem wie deine individuelle Situation ist, kann es ratsam sein, dir professionelle Hilfe zu holen. Kinderärzt*in, psychologische Fachkräfte sowie eine Ernährungsberatung können Anlaufstellen sein, um Unterstützung zu bekommen.