Depressionen bei Kindern sind ein ernstes Thema, das oft übersehen wird. Wenn du bei deinem Kind Anzeichen wie anhaltende Traurigkeit, Rückzug oder verändertes Verhalten bemerkst, könnte mehr dahinterstecken als nur eine schlechte Phase. In unserem Ratgeber erfährst du, wie du frühzeitig Symptome erkennst und welche Schritte du als Elternteil unternehmen kannst, um deinem Kind zu helfen.
Auch Kinder können schon Depressionen entwickeln. Doch nicht immer sind ihre Anzeichen mit denen von depressiven Erwachsenen vergleichbar. Deshalb ist es wichtig, als Eltern genau hinzuschauen, wenn man den Eindruck hat, dass das eigene Kind belastet wirkt. Hier findest du einige typische Anzeichen für Depressionen im Kindesalter (vom Kleinkindalter bis ca. zwölf Jahre).
Bitte beachte, dass all diese Aspekte in der Checkliste nur mögliche Hinweise sind – sie können, müssen aber nicht auf eine Depression hindeuten.
Wenn ein Therapeut oder Arzt festgestellt hat, dass dein Kind depressiv ist oder du selbst die starke Vermutung hast, dann fühlst du dich als Elternteil vermutlich erst einmal ziemlich hilflos. Es ist schlimm, wenn das eigene Kind leidet und man möchte am liebsten mit einem Zauberspruch dafür sorgen, dass dein Kind sofort wieder glücklich ist. Leider geht das nicht – aber es gibt doch einiges, was Eltern tun können, um ihr Kind auf dem Weg aus der Depression zu unterstützen.
Wenn dein Kind noch keine Psychotherapie macht, dann ist das ein ganz wichtiger erster Schritt. Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen kennen sich mit psychischen Störungen wie Depressionen bei Kindern und Jugendlichen aus. Auch wenn man sich als Eltern noch so sehr bemüht und eine gute Bindung zu seinem Kind hat – in den meisten Fällen ist es wichtig, auch eine „neutrale“ Person zu haben, die der Familie zur Seite steht.
Wenn dein Kind sich weigert, kannst du auch erst einmal als Elternteil um ein paar Termine zur psychotherapeutischen Sprechstunde bitten, um dich beraten zu lassen und evtl. auch Hilfe dabei zu bekommen, wie du dein Kind möglicherweise doch überzeugen kannst. Wartezeiten lassen sich oft gut mit Terminen in Familienberatungsstellen überbrücken. Auch zusätzlich zu einer Therapie kann Familienberatung sinnvoll sein.
Viele depressive Kinder und besonders Jugendliche haben zumindest phasenweise „keine Lust auf gar nichts“. Das ständige Herumsitzen oder -liegen tut aber auf Dauer gar nicht gut, weil die Stimmung dann noch weiter in den Keller sackt. Deshalb versuche, dein Kind aus dem Haus zu locken: Überlege mit ihm, was ihm vielleicht zumindest ein bisschen Spaß machen könnte und lass' nicht locker. Erkläre deinem Kind, wie wichtig Unternehmungen für seine Stimmung sind und, dass auch du dir Zeit mit ihm/ihr wünschst. Insbesondere Bewegung hilft!
Signalisiere deinem Kind: „Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Du darfst über alles mit mir reden – ich verurteile dich nicht.“ Höre aufmerksam zu, wenn dein Sohn oder deine Tochter sich dir öffnet. Überschütte sie/ihn nicht direkt mit Tipps, sondern zeige erst einmal, dass du verstehst, wie schwierig das alles ist. Fühle einfach mit, frage interessiert nach und schau' ob du dein Kind dabei unterstützen kannst, selbst Lösungswege zu finden. Akzeptiere es aber auch, wenn dein Kind gerade nicht reden will. Manchmal sind die Eltern einfach (noch) nicht die richtigen Ansprechpartner, sondern es braucht jemanden, der nicht so „nah dran“ ist. Dazu sind neben Psychotherapeutinnen auch Jugendberatungsstellen gute Anlaufstellen.
Depressionen gehen meist mit negativen Denkmustern einher. Die Betroffenen rechnen dann meist mit dem Schlimmsten und sehen nur das, was schiefläuft. Deshalb betone, was dein Kind gut macht, worüber du dich freust, was gerade richtig gut klappt … schärfe ganz nebenbei den Blick deines Kindes für das Positive.
... indem du selbst gut für deine Bedürfnisse sorgst – z.B. Sport machen, Erholung einplanen, dir Hilfe holen, wo du welche brauchst. Tu nicht so, als wäre bei dir immer alles perfekt, sondern lass' dein Kind wissen, dass auch dir Dinge schwerfallen und du manchmal traurig oder wütend bist. Natürlich solltest du dein Kind nicht mit Gefühlsausbrüchen überordern – aber authentisch zeigen, dass man selbst auch nicht immer alles im Griff hat, ist eine gute Sache.
Depressive Kinder und Jugendliche haben meist ein geringes Selbstwertgefühl. Ermutige dein Kind, indem du ihm immer wieder konkrete positive Rückmeldung gibst: Zum Beispiel Komplimente für eine hübsche Frisur, neue Kleidung oder Fleiß. Oder Anerkennung für bestimmte Stärken oder etwas Nettes, das dein Kind getan hat. Vielleicht schreibst du ihm mal einen Brief, indem du aufschreibst, was dir alles an ihm/ihr gefällt:
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Jugendliche ritzen sich manchmal, wenn sie depressiv sind. Reagiere nicht mit Wut oder Strafen, wenn du das bemerkst – die Jugendlichen haben sich in diesen Momenten selbst nicht im Griff. Reagier verständnisvoll, nimm' das Problem ernst, aber mache keine Panik. Unterstütze dein Kind dabei, Alternativen zum Ritzen zu finden – andere Dinge, die ihm helfen, sich bei starken Gefühlen zu entlasten. Beispiele und Tipps gibt es z.B. auf www.rotelinien.de. Hole dir Unterstützung bei Familienberatungsstellen oder akut bei der Telefonseelsorge (08001110111, rund um die Uhr, kostenlos).
Diese Stellen sind auch gute Ansprechpartner, wenn dein Kind Selbstmordgedanken hat. Wenn es aber akut selbstmordgefährdet scheint, reicht Telefonseelsorge nicht. Dann solltest du Kontakt zur nächsten Kinder- und Jugendpsychiatrie aufnehmen, wo dein Kind für eine Krisenintervention aufgenommen werden kann. Es ist möglich, dass ein Gespräch dort bereits ausreicht, damit die Profis klären können, ob eine akute Gefährdung besteht.