Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
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Zukunftsängste – Was uns stark macht!

Gastautorin - Dorte Ingensiep-Noack

Vielleicht kennst Du das: Du liest oder siehst Nachrichten und möchtest einfach nur wegklicken, umschalten, flüchten. Klimakrise, Corona, Kriege, Rassismus. Das ist doch alles sehr bedrückend und löst nicht selten Zukunftsängste in uns aus. Und auch dein Körper reagiert: ein Zwicken im Bauch, ein Ziehen im Kopf. Unwohlsein. Und nun?? Ein erster Impuls: Ich will diese negativen Gefühle und Gedanken nicht! Lieber Schokolade und Shoppen. Ein paar Glückshormone wie Dopamin und Serotonin – schwupps stellt sich wieder Wohlgefühl ein, jedenfalls für den Moment. Eine gute Idee, die leider nicht langfristig glücklich macht. Was also macht uns stark, in Zeiten wie diesen?

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Lächelnde Frau draußen umgeben un Seifenblasen und hält eine auf der Hand

Was du gegen Ängste tun kannst

Was sollen wir aber tun? Sind wir nicht ohnmächtig gegenüber den großen Veränderungen, die derzeit geschehen? Was erzähle ich meinen Kindern, wenn sie von Zukunftsängsten berichten? Scheuklappen und Schockstarre sind sicher nicht das, was sie brauchen. Sie möchten, dass wir Verantwortung übernehmen und dass wir Zuversicht vermitteln. Ich spreche nicht von naivem Optimismus in Aussagen wie „Es wird schon alles gut gehen“ oder „Technologischer Fortschritt wird es irgendwann richten“. Nein, wir sollen die Ärmel hochkrempeln.
Und die positive Nachricht ist: Das macht sogar Spaß! Viel mehr als nur Schokolade und Shoppen. Hier ein Alternativvorschlag zur „Ersatzbefriedigung“ am Beispiel Klimakrise.

Probleme und Ängste bewusst wahrnehmen – Der erste Schritt

Gehen wir nochmal zurück zu den Nachrichten. Der erste Schritt eines konstruktiven Umgangs mit Problemen ist grundsätzlich, sie wahrzunehmen und dann das daraus resultierende unangenehme Gefühl zuzulassen. Sagt also mein Körper, dass etwas nicht gut ist, dann halte ich inne, um zu spüren, was gerade passiert. Ich drücke es nicht weg und betäube es nicht. Um mir dennoch etwas Gutes zu tun, versuche ich es vielleicht lieber mit einem anderen Hormon: dem Oxytocin. Es entsteht immer dann, wenn wir uns mit Menschen verbunden fühlen, im besten Fall umarmt, gestreichelt, geküsst und geliebt werden. Konkret meine ich, dass wir uns helfen, indem wir unsere Sorgen mit jemandem teilen. Hören wir einander zu, ohne zu verurteilen oder besserwisserisch Lösungen zu präsentieren, so entsteht bereits im Miteinander eine gewisse Leichtigkeit. Das Problem ist zwar nicht gelöst, aber ich bin nicht mehr alleine damit.

Beispiel Klimakrise

In der Kommunikation mit anderen sind wir nun auch bereit, mehr über die Klimakrise zu erfahren. Wir brauchen Transparenz und Fakten, keine Stimmungsmache. Je mehr ich mich informiere und unterhalte, umso klarer wird, wie und was jede(r) Einzelne anpacken kann. Nimm deine Kinder mit ins Boot und überlegt gemeinsam, welche eingefahrenen Gewohnheiten über Boot geworfen werden können. Auf dem Weg zu Schule und Arbeit auf das Auto verzichten? Erdbeeren im Winter? Muss jedes Kleidungsstück neu gekauft werden? Flugreise in jedem Jahr? Wenn Kinder in Prozesse und Entscheidungen einbezogen werden, erleben sie sich selbstwirksam und entwickeln dadurch ungeahnte positive Kräfte. Meist sind ihre Vorschläge deutlich kreativer und weitreichender als die der Erwachsenen. Aber: Der Ton macht die Musik! Wähle Dur statt Moll, Freude statt Pflicht und Zuversicht anstelle von Angst.

Kleine und positive Ziele setzen

Wir setzen uns kleine und positive Ziele, die auch wirklich erreicht werden können. Und siehe da, nun kommen wir wieder zu den oben erwähnten Glücksgefühlen. Denn diese erfüllen uns definitiv – im gemeinsamen Handeln mit Familie, Freunden und Nachbarn! Was du in die Hand nimmst, stimmst du mit dir selbst ab. Aber in der Summe der ganz individuellen Verhaltensänderungen ziehen wir an einem Strang und können Großes bewirken.

Menschen sind sehr unterschiedlich gegenüber Krisen gewappnet. Aus der Forschung wissen wir aber, dass Resilienz (Resilienz ist die innere Stärke gegenüber Krisen und wirkt wie ein Schutzschild) durchaus im Alltag geübt werden kann.

Übungen für deinen Alltag

Ich möchte dir ein paar hilfreiche einfache Übungen ans Herz legen:

  • Nicht nur die kindlichen, sondern auch die eigenen Bedürfnisse möchten erfüllt werden.
  • Sorge für Pausen im Alltag, in denen du wirklich nur im Moment verweilst.
  • Wofür bin ich dankbar? Vielleicht möchtest du dazu ein kleines Tagebuch anlegen.
  • Bewegung an der frischen Luft
  • Bitte lächeln ;-) Führt automatisch zu besserer Laune und mehr Leichtigkeit.
  • Gute Haltung macht selbstbewusst!
  • Du darfst „Nein“ sagen, wenn du dich überfordert fühlst.

Innere Stärke

Abschließend und hoffentlich Mut machend richten wir den Blick auf das Leben von Stephen Hawking.
Der große Physiker und Astrophysiker erhielt kurz vor seinem 21. Geburtstag die Nachricht, unheilbar krank zu sein. Eine seltene Muskelerkrankung ohne Therapiemöglichkeit. Niemand konnte vorhersagen, wie lange er noch zu leben habe.

Natürlich machte der damalige Student infolgedessen eine tiefe Krise durch. Doch es gelang ihm, eine unglaubliche innere Stärke und Kreativität zu entwickeln, womit er trotz der eigentlich ausweglosen Situation ein erfülltes Leben führen konnte. Seinen Humor hat er nie verloren. Entgegen aller ärztlichen Prognosen wurde Hawking 76 Jahre alt. Er ist heute weltberühmt, mehrfacher Vater und Großvater. Es sei noch hinzugefügt, dass Hawking als Wissenschaftler, der auf Logik und Ratio schwor, Zuversicht und Stärke weder aus Religion noch aus einer Hoffnung auf Wunderheilung zog. Seine positive Haltung ergab sich einzig aus der Annahme der Situation und dem Willen, das Bestmögliche daraus zu machen!