Ein alter Mythos ist, dass man die Stillzeiten eines Babys streng regulieren muss. Man weckte früher z.B. schlafende Babys auf, um sie zu füttern. Heute weiß man: Babys wachsen und gedeihen am besten, wenn man sich ganz nach ihrem Bedarf richtet. Und dieser Bedarf verändert sich stetig. Wenn du dein Neugeborenes stillst, merkst du, wenn es satt und zufrieden das Köpfchen wegdreht und wieder schlafen möchte.
Aber nicht immer ist es so eindeutig: Wie viel Milch braucht mein Baby, wenn ich mit der Flasche füttere oder abgepumpte Milch gebe? Und reicht meine Milch überhaupt aus? Welche Trinkmenge ermöglicht, das mein Baby wächst und gedeiht?
Der Bedarf eines Babys ist entscheidend für die Trinkmenge. Dennoch gibt es von erfahrenen Säuglingsschwestern Empfehlungen für Trinkmengen, wenn z.B. nicht gestillt wird, sondern die Milch abgepumpt oder die Flasche gegeben wird:
Dabei handelt es sich um ungefähre Richtwerte. Es kann also sein, dass dein Baby auch mal mehr oder weniger Milch braucht.
Die La Leche Liga gibt außerdem eine Empfehlung was die Gewichtszunahme eines Säuglings betrifft. Auch diese Zahlen können ein Richtwert sein, um herauszufinden, welche Trinkmenge gerade der durchschnittlichen Entwicklung eines Babys entsprecht. Demnach beträgt die Gewichtszunahme wöchentlich vgl. Tabelle:
Durchschnittliche, wöchentliche Gewichtszunahme | |
0 – 2 Monate | 170 – 330g |
2 – 4 Monate | 110 – 330g |
4 – 6 Monate | 70 – 140g |
6 – 2 Monate | 40 – 110g |
Bei der Trinkmenge spielt das Alter deines Babys eine entscheidende Rolle: der Magen eines Neugeborenen ist klein wie eine Murmel, und er wächst erst Tag für Tag. Deshalb ist es anfangs völlig normal, wenn du dein Baby 6 bis 12 mal innerhalb von 24 Stunden stillst bzw. fütterst. Dein Baby bestimmt, wie oft! Das bedeutet bei einigen Babys, dass sie etwa alle zwei Stunden trinken, anfangs sogar manchmal noch öfter, um ihre individuelle Trinkmenge zu erreichen. Und anderen, meist älteren Babys, reicht es, alle drei bis vier Stunden zu trinken.
Nicht selten wechseln die Abstände auch immer mal wieder. Achte auf die Hungerzeichen deines Babys wie Schmatzen oder Suchbewegungen zur Brust während du es im Arm hältst. Auch Schreien kann ein Hungerzeichen sein. Wenn dein Baby weint, kann das aber auch andere Ursachen haben. Lerne dein Baby besser kennen und erfahre mehr über seine wichtigsten Bedürfnisse – so fällt es dir leichter, dein Baby zur rechten Zeit zu Füttern und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie viel Milch dein Baby braucht. Manche Babys senden aber auch keine „eindeutigen“ Signale – dann muss man einfach immer mal wieder probieren, was es gerade gebrauchen könnte.
Fachleute empfehlen zwischen ca. 6 und 12 Mahlzeiten in 24 Stunden. Dabei sind meist häufige, kleinere Mahlzeiten besser verträglich. Bei Wachstumsschüben solltest du dein Baby häufiger anlegen. Diese gibt es normalerweise nach dem 7. bis 10. Lebenstag, zwischen der 4. und 6. Lebenswoche und am Ende des 3. Monats.
Vielleicht hilft dir dieser Vergleich, um einzuschätzen, wie viel Milch dein Baby gerade braucht: der Magen deines Babys ist anfangs so groß wie eine Murmel, nach dem ersten Wachstumsschub, also nach etwa 10 Tagen, so groß wie ein Hühnerei.
Wenn du nicht stillen kannst, sondern Milch abpumpst, solltest du ähnlich häufig pumpen, also am Anfang acht bis zwölf mal in 24 Stunden. Du merkst rasch, wie viel Milch du jeweils abpumpen kannst, um auf die angemessene Trinkmenge zu kommen. Informiere dich darüber, welche Milch im ersten Lebensjahr gut ist, falls du nicht stillen kannst.
Beim Stillen ist das Wiegen des Babys vor und nach den Mahlzeiten in der Regel unnötig. Es gibt viele Gründe, weshalb der Milch-Bedarf von Babys schwankt: Babys haben Wachstumsschübe, in denen sie mehr Hunger haben als sonst. Oder sie sind gerade gestresst, weil sie etwas Neues lernen und sind deshalb hungriger. Oder sie sind krank oder es ist heiß. Die Trinkmenge kann sich also immer wieder, auch kurzfristig, ändern.
Die Gesamtmenge in 24 Stunden sollte ungefähr 1/6 des Gewichtes des Babys entsprechen. Das sind bei normalgewichtigen Neugeborenen meist ca. 500-670 ml, bei einem Gewicht von 5000 Gramm ca. 833 ml und bei einem Gewicht von 6000 Gramm ca. 1000 ml als ungefähre Höchstgrenze. Doch wie gesagt, in Wachstumsschüben, bei Infekten oder anderen Besonderheiten kann der Bedarf durchaus mal steigen und dein Baby mehr trinken wollen also zuvor.
Jetzt haben wir viel über das Trinken des Babys gesprochen, aber wenig über dich: wer stillt, muss selbst gut für seinen Körper sorgen. Stelle dir immer eine Flasche stilles Wasser in Reichweite und trinke, wenn du magst, auch Tee, damit dein Körper genügend Flüssigkeit hat. Überhaupt solltest du in dieser Zeit auf genügend Schlaf achten. Wenn du nachts nicht durchschlafen kannst, nutze die Zeit, in der dein Baby schläft, um zur Ruhe zu kommen. Der Haushalt kann warten!
Wenn dein Baby krank ist, verändert dies das Trinkverhalten und beeinflusst die Trinkmenge. Solltest du noch im Kontakt mit deiner Hebamme oder einer Stillberaterin sein, kann sie dir Tipps zum Stillen in dieser Situation geben. Besonders bei hohem Fieber solltest du deinen Kinderarzt aufsuchen. Unser Expertenteam der Online-Beratung hilft dir auch gerne weiter, wenn du unsicher bist.