Format: Elternfrage
Elternfrage

Windelfreie Erziehung

Autorin - Sandra Lößl

Windelfreie Erziehung - auch von Anfang an? Ein Baby ohne Windeln – geht das denn überhaupt? In unserer westlichen Kultur tragen die meisten Babys Windeln. Meist sind das Industriewindeln, die nach Gebrauch entsorgt werden müssen. Aber auch die gute alte Stoffwindel wird besonders von umweltbewussten Eltern wieder benutzt. Eine Windel ist praktisch, vor allem für die Eltern. Doch immer häufiger wollen Eltern ihr Baby ohne Windeln großziehen und damit auch die Beziehung zu ihrem Kind stärken, weil sie sich von Anfang die Bedürfnisse ihres Babys stärker im Blick haben.

Außerdem schont Windelfreiheit die Umwelt und gibt Babys Po die maximale Freiheit. Ob mit oder ohne Windel – in beiden Fällen wird dein Baby gut groß und du darfst gerne auch „teilzeit-windelfrei“ ausprobieren Hier findest du ein paar hilfreiche Entscheidungshilfen, wenn du dir noch nicht sicher bist.

Lesezeit: Etwa 4 Minuten
Kleiner Junge, nur Hose an, steht vor Zaun am See

Windelfrei erziehen: Von Anfang an ist besser

Windelfreie Erziehung von Anfang an erfordert viel Aufmerksamkeit von Seiten der Eltern. Denn nicht nur dein Baby muss lernen zu spüren, wenn ein großes oder kleines „Geschäft“ im Kommen ist. Dein Baby gibt von Geburt an Laute von sich, die Stuhlgang oder Urin ankündigen. Wenn du es dann gleich abhältst kann es diesen „loswerden“ ohne dich oder sich selbst schmutzig zu machen. Meist hat das Kind auch einen Verdauungsrhythmus, den du Stück für Stück kennen lernst.

Eltern, die windelfrei erziehen, üben das „Abhalten“, d.h. sie achten sehr stark auf die Signale des Babys, um es rechtzeitig über der Toilette abzuhalten. Ohne diese Aufmerksamkeit und die dafür notwendige Zeit ist windelfreie Erziehung nicht möglich.

Windelfreie Erziehung ist einfacher, wenn du direkt nach der Geburt beginnst, da am Anfang die Verdauungssignale deines Babys noch besonders deutlich sind. Ist dein Kleinkind erstmal an Windeln gewöhnt, kann es schwerer sein, auf windelfreie Erziehung umzusteigen. Dann kannst du aber gerne „Teilzeit-Windelfrei“ ausprobieren.

Vorteile, wenn Babys windelfrei sind

Eine windelfreie Erziehung bietet viele Vorteile:

  1. Windeln kosten viel Geld. Über die Jahre sparst du viele hundert Euro, wenn du auf die Benutzung von Windeln verzichtest.
  2. Die Umwelt wird geschont, da ihr keinen „Windel-Müllberg“ produziert oder Strom für gewaschene Stoffwindeln verbraucht.
  3. Dein Kind muss später nicht mühsam das Sauberwerden üben, denn das habt ihr ja von Anfang an gemacht.
  4. Allergien & Co, die bei Windelbabys vorkommen können, wenn sie längere Zeit nicht gewickelt wurden und der Po sich durch zu viel Feuchtigkeit entzündet hat, sind bei windelfreien Babys und Kleinkindern nicht vorhanden.

Nachteile bei windelfreier Erziehung

Windelfreie Erziehung kann schnell in Stress ausarten: Kinder „müssen“ grundsätzlich öfter als Erwachsene und manche Babys entleeren ihre Blase besonders häufig. Jedes Mal rechtzeitig zur Stelle zu sein, um das Kind abzuhalten, ist anstrengend. Und immerzu Aufzuwischen ist auch aus Hygienegründen unangenehm. Am besten funktioniert das am Anfang, wenn du dich ohnehin täglich die allermeiste Zeit mit deinem Baby beschäftigst.

Später, wenn du wieder mehr unterwegs bist, Freunde besuchst oder dein Kind in die Fremdbetreuung gibst, stößt die Windelfreiheit schnell an ihre Grenzen. Viele Eltern machen dann Kompromisse und kombinieren windelfreie Phasen zuhause mit Windeln in der Krippe – vorausgesetzt, die Babys machen das mit.

Ein eher psychologischer Nachteil: Das Thema „Sauberkeit“ wird zunehmend zum dominanten Thema, obwohl es so viele schöne andere Themen in der Entwicklung deines Kleinkindes gibt. Nicht alle Eltern wollen und müssen sich diesem Stress stellen. Und auf keinem Fall schadet die Windel deinem Kind. Windelfreie Erziehung erfordert also viel Überzeugung und Gelassenheit.

Wie du windelfreie Erziehung mit der Benutzung von Windeln kombinieren kannst

Windelfreie Phasen sind auch dann möglich, wenn dein Baby normalerweise Windeln trägt. Wenn dein Baby z.B. einen wunden Po hat, tut es ihm gut, frische Luft statt einer feuchten Windel zu fühlen. Im Garten oder auf dem Balkon, aber auch im Bad oder beim Spiel auf einer abwaschbaren Matte kannst du deinem Baby windelfreie Zeiten gönnen. Auch wenn es draußen sehr warm ist, fühlt sich dein Wickelkind ohne Windel wohl. Besonders im Sommer kannst du prima ausprobieren, ob dein Kind schon ohne Windel zurechtkommt.

Lesetipp: Warum Babys eine windelfreie Zeit gut tut

Trocken- oder Sauberwerden im Sommer

Viele Windelkinder werden im Sommer sauber, vor allem dann, wenn das Wetter über lange Zeit schön und ein Aufenthalt im eigenen Garten möglich ist. Dann kannst du dein Kind ohne Windel spielen lassen, und es bekommt nach und nach ein Gespür dafür, wie es sich anfühlt, wenn es Pipi oder Größeres machen muss. Der Popo darf dabei gerne nackig sein, aber auch eine leichte Gummizughose ist zum „Üben“ sehr geeignet. Windelfrei im Sommer tut deinem Kind gut, es beschleunigt aber nicht die bewusste Blasen- oder Darmkontrolle.

Das Sauberwerden klappt aber nur dann, wenn dein Kind von der Entwicklung her soweit ist. Wie sagt man so schön: es dauert, so lange wie es eben dauert.