Sobald dein Kind laufen kann, ändert sich sehr viel im Familienalltag. Deinem Kind eröffnen sich neue Horizonte und es möchte am liebsten ALLES selbst machen. Auch die anfallenden Arbeiten in der Küche sind für dein Kind von höchstem Interesse. Es ist nicht immer möglich, aber du kannst dein Kind oft in den Küchenalltag mit einbeziehen.
Lange hast du darauf gewartet und endlich ist es soweit. Dein Kind kann laufen, ganz alleine. Mit dem Laufen beginnt eine neue Ära. Dein Kind erkundet nun aus einer ganz neuen Perspektive die Welt. Am Liebsten macht es genau das, was du auch tust. Es folgt dir ins Badezimmer, möchte den Putzlappen und Eimer benutzen, möchte den großen Staubsauger selbst durch die Wohnung ziehen, sich selbst anziehen und natürlich den Einkaufswagen durch den Supermarkt schieben. Ab jetzt gilt: „selber machen“! Das kann im Alltag ganz schön anstrengend sein und stellt dich als Elternteil vor neue Herausforderungen. Dein Kind ist viel mobiler geworden und möchte jetzt ganz aktiv mitwirken. Wie kannst du es im Alltag mit einbeziehen? Was kann es schon alleine bewältigen und wobei benötigt es noch Unterstützung?
Die Küche bietet dabei einen genialen Lernort für alle Familienmitglieder. Wenn du die Küche entsprechend auf dein Kind vorbereitest, kann es dort genau seiner Entwicklungsphase nach aktiv werden und sich ausprobieren. Es wird ganz viel „selber machen“ können und dabei tolle Fertigkeiten entwickeln. Und das Schönste für dich: Du kannst dein Kind bei seinen Fortschritten begleiten, es sinnvoll beschäftigen und dabei selbst in der Küche aktiv sein.
Fördern heißt: machen und machen lassen. Bereite dich und deine Küche vor. Zeig deinem Kind, wie es "selber machen" kann und dann beobachte. Hier ist Geduld gefragt. Dein Kind darf die Küche immer betreten und genauso darin wirken wie du. Natürlich gibt es klare Regeln. Idealerweise richtest du deinem Kind einen eigenen Bereich ein. Vielleicht gibt es ein bis zwei Schubladen oder einen eigenen kleinen Schrank, der in dieser Zeit nur mit Geschirr und Kochutensilien für dein Kind ausgestattet wird. Wir haben für dich eine Checkliste zusammengestellt. Die findest du hier Mitmachen in der Küche.
Dein Kind ist noch ganz neu in der Küche unterwegs und darf sich langsam einfinden. Es hilft ihm sehr, wenn du dabei folgendes beachtest:
Dein Kind befindet sich in der sensiblen Phase für Ordnung. Es benötigt einen Überblick, um sich orientieren zu können. Weniger Geschirr ist also viel besser und hilfreicher für dein Kind. Es reicht völlig aus, wenn du nur ein Teil in jeder Größe hast.
Kinder orientieren sich an der Welt des Erwachsenen. Sie wollen also genau den gleichen Kochlöffel, genau den gleichen Topf und Teller wie Mama oder Papa. Sie möchten die „echte“ Welt kennen lernen. Kinder benötigen keine Plastikteller oder Tassen. Anhand des echten Geschirrs lernen sie auch, dass es zerbrechlich ist. Ein achtsamer Umgang mit Geschirr kann schlecht an Plastikgeschirr geübt werden. Biete also Küchenutensilien an, die aus der 'Erwachsenenwelt' kommen und realistisch sind.
Kinder benötigen echtes Geschirr in Maßen, das aber für Kinderhände geeignet ist. Du brauchst also ein Schneidebrett in Kindergröße, ein Kinderschneidemesser und Kuchenteller oder Tassenuntersetzer als Teller für dein Kind. Beachte also die Körpergröße deines Kindes und schau, ob es die Gegenstände gut händeln kann.
Dein Kind beobachtet dich bei allem, was du tust. Es ist also wichtig, dass es gut zuschauen kann. Entweder benötigt es eine Erhöhung, um auf die Arbeitsplatte zu schauen („Lernturm“ oder Hocker) oder du musst deine Arbeiten mit deinem Kind auf Kinderhöhe machen können. Dazu benötigt ihr entweder eine niedrige Arbeitsplatte oder einen Kindertisch in der Küche.
Dein Kind hat nun seine eigenen Küchenutensilien, es kann neben dir arbeiten. Es kann losgehen. Vorzugsweise wählt ihr einen Tageszeitpunkt, an dem dein Kind ausgeschlafen ist, noch nicht sehr hungrig ist und ihr genügend Zeit habt. Oft bietet sich dazu ein kleiner Snack am Nachmittag an.
Du leitest dein Kind nun Schritt für Schritt an. Das könnte in der Reihenfolge so aussehen: Arbeitsplatz vorbereiten
Banane schälen
Banane schneiden
Arbeitsplatz aufräumen
Essensort herrichten
Schmecken lassen
Aufräumen
Anhand dieses Beispiels siehst du, dass dein Kind es schafft, sich seinen eigenen Snack zuzubereiten. Es lernt in dieser Phase ganz viel – aus eigenem Antrieb heraus. Mehr zum Thema findest du hier Optimale Förderung für mein Kind-von Anfang an
Dein Kind möchte selber machen und dazu braucht es natürlich Anleitung und Vorbereitung. Es braucht eine Mutter oder einen Vater, die es beobachten, Zutrauen haben und dann auch machen lassen. Dein Kind wird ein wenig Übung brauchen. Lass ihm Zeit und versuche dich selbst zu bremsen. So ein Ablauf darf durchaus auch eine Stunde oder länger dauern.
Sollte dein Kind nun keine Banane mögen, bieten sich natürlich auch andere „Snackvarianten“ für ein langsames Herantasten an die Küche an. Wie bei dem Beispiel mit der Banane beschrieben, könntest du dein Kind genauso heranführen, sich eine Schale mit Naturjoghurt zu befüllen und ein paar Rosinen darauf streuen lassen. Nüsse in eine Schale füllen, kleine Tomaten, kleine Cracker o.ä. bieten sich ebenfalls gut an.
Zu beachten ist, dass euer Kind in diesem Alter niemals unbeaufsichtigt in der Küche tätig sein sollte. Es wird euch auch zunehmend Fragen stellen und weitere Küchengeräte nutzen wollen. Bitte achtet immer darauf, dass ihr eure Kinder im Blick habt. Steckdosen, Herd, scharfe Schneidemesser sind in diesem Alter noch tabu. Das könnt ihr ganz sachlich erläutern, sollten eure Kinder danach fragen.
Wir wünschen euch ganz viel Spaß beim gemeinsamen Werkeln in der Küche!