Eine der traurigen Seiten des Schulalltags ist das Mobbing: Mitschüler werden ausgegrenzt, geärgert, vom Lehrer vorgeführt oder gar auf dem Schulweg bedroht oder erpresst. Das Mobbing verlagert sich immer häufiger auch ins Internet. Dann spricht man von Cybermobbing. Mobbingopfer leiden körperlich und seelisch. Meist beginnt es harmlos und steigert sich erst langsam. Deshalb ist wichtig, dass ihr als Mutter oder Vater so früh wie möglich die Anzeichen für Mobbing erkennt und wenn nötig rasch eingreift. Eine vertrauensvolle, offene Beziehung zu eurem Kind ist dafür die wichtigste Voraussetzung. Zeigt regelmäßiges Interesse an eurem Kind und seinem Schulalltag, ohne es zu kontrollieren. Kinder, die sich von Eltern unter Druck gesetzt fühlen, verheimlichen sonst, dass sie gemobbt werden, weil sie Angst vor der Reaktion der Eltern haben. Lies hier, woran du Mobbing bei deinem Schulkind erkennen kannst und welche Möglichkeiten es gibt, mit Mobbing in der Schule und auf dem Schulweg umzugehen.
Die Symptome bei Mobbing in der Schule sind ähnlich wie bei Schulangst: Es gibt körperliche Anzeichen wie z.B. Bauchweh, schlechter Schlaf, Kopfschmerzen. Überhaupt können Schulunlust oder Schulangst Mobbing als Ursache haben.
Wenn also dein Kind morgens nicht mehr gerne zur Schule gehen will, obwohl das keine nachvollziehbaren Gründe wie z.B. eine schwierige Klassenarbeit hat, könnte Mobbing eine Rolle spielen. Auch wenn dein Kind keine Freunde findet oder nie zum Geburtstag eingeladen wird ist die Gefahr der Ausgrenzung groß. Wenn du feststellst, dass plötzlich Gegenstände oder Kleidung fehlen oder kaputt sind, könnte mehr dahinterstecken als Nachlässigkeit. Wichtig ist, dass du wahrnimmst, wenn sich bei deinem Kind emotionale Veränderungen zeigen, wenn es z.B. verschlossener ist als früher, sich zurückzieht oder weniger lacht. Mobbing fängt oft mit kleinen Hänseleien oder Streichen an und entwickelt sich dann schleichend zu einem systemischen, regelmäßigen Mobbing. Nicht hinter jeder schlechten Laune deines Kindes musst du gleich Mobbing vermuten, aber oft fängt es eben harmlos an.
Besonders häufig sind es Mitschüler, die ein Kind mobben. Aber es kann auch ein Lehrer sein, der dein Kind unter Druck setzt oder dauerhaft unangemessen kritisiert oder gar vor der Klasse lächerlich macht. Auch dann sprechen wir von Mobbing. Meist erkennst du das rasch an einer Leistungsverschlechterung oder daran, dass dein Kind ein Schulfach hasst, das es früher gerne hatte und das seinen Interessen entspricht. Lies hier auch unser Dossier Mobbing in der Schule – Ursachen und was du tun kannst
Wichtig ist, dass du mit deinem Kind das Gespräch suchst und offen ansprichst, was dir auffällt. Mache ihm keine Vorwürfe wegen seines Verhaltens, sondern versuche zu verstehen, was dahintersteckt. Wenn ihr tatsächlich Anzeichen für Mobbing erkannt habt, gibt es unterschiedliche Wege, damit umzugehen. Häufig ist der erste Schritt das Gespräch mit dem Lehrer zu suchen. Wenn mehrere Kinder betroffen sind, ist auch der Kontakt zu den Elternvertretern hilfreich. Bei Cybermobbing sollte das Thema auf dem Elternabend und auch im Unterricht besprochen werden, da dann sehr schnell viele Kinder von dieser perfiden Art des Mobbings direkt oder indirekt betroffen sein können.
Zuhause sollte sich dein Kind geborgen und gestärkt fühlen. Unternehmt am Wochenende etwas miteinander. Vielleicht hilft auch ein Selbstverteidigungskurs oder ein neues Hobby, um andere Freunde als die Mitschüler zu finden. Sorge dafür, dass dein Kind mehr Selbstbewusstsein bekommt, damit es lernt, sich nicht verunsichern zu lassen und sich gegen andere durchzusetzen.
Wenn es konkrete Anhaltspunkte für einen oder mehrere Vorfälle gibt, die womöglich nicht nur dein Kind, sondern eine Gruppe von Schülern bis hin zur gesamten Klasse betreffen, solltest du dich vorher mit der Elternvertretung beraten und diese hinzuziehen. Auch das Aufsuchen einer Beratungsstelle ist zu empfehlen. In diesen Fällen ist meist auch ein Gespräch mit der Schulleitung angebracht. Da es sich bei Mobbing und bei sexuellem Missbrauch um Straftaten handelt, ist ein sorgfältiges Vorgehen notwendig, um Vorverurteilungen mit schlimmen Folgen zu vermeiden.
Wenn für das Mobbing nicht die Mitschüler, sondern ein Lehrer verantwortlich ist, braucht es rasch Gespräche mit der Schule. Zunächst kannst du einen Termin mit dem betreffenden Lehrer vereinbaren, bei dem auf Wunsch auch dein Kind dabei sein kann. Bereite dich gut darauf vor. Überlege gemeinsam mit deinem Kind ganz konkrete Punkte, die vorgefallen sind, um diese zu benennen. Wenn dieses Gespräch nichts bewirkt, solltet ihr den Vertrauenslehrer kontaktieren. Vielleicht könnt ihr zur Verstärkung eine Person aus der Elternvertretung mitnehmen, besonders dann, wenn diese Lehrkraft häufig Schüler mobbt. In diesem Fall ist meist auch ein Gespräch mit der Schulleitung unumgänglich, um die Lage zu verbessern. In extremen Fällen kann auch ein gut vorbereiteter Klassen- oder Schulwechsel Sinn machen.
Mobbing muss man nicht einfach hinnehmen. Besonders wenn Körperverletzung, also Schlagen, Treten etc., vorliegt oder wenn dein Kind erpresst oder bestohlen wird, liegt eine Straftat vor. Du kannst dich dann an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. In manchen Bundesländern geht das auch online. Am besten informierst du dich auch der jeweiligen Internetseite deiner für dich zuständigen Polizeidienststelle. Wichtig ist, dass du dabei alle Schritte mit deinem Kind absprichst und es nicht übergehst. Möglicherweise hat es Angst, dass eine Anzeige zur Verstärkung des Mobbings führen könnte. Trotzdem kann es genau richtig sein, wenn ihr alle Mittel ausgeschöpft habt und auch Lehrer oder Schulleitung das Mobbing nicht unterbinden konnten. Lies hier auch unsere Tipps Mobbing in der Schule – Tipps für Eltern
Cybermobbing betrifft vor allem ältere Schüler, die bereits viel mit dem Handy kommunizieren, Videos drehen, Fotos verschicken etc. Wenn dadurch Mitschüler gemobbt werden, indem man sie ausgrenzt, bloßstellt oder lächerlich macht, spricht man von Cybermobbing. Meist liegt dann eine Straftat vor. Wenn z.B. ohne Einwilligung Fotos oder Videos von deinem Kind im Netz verbreitet wurden, könnt ihr Anzeige erstatten. Außerdem kann auf euren Wunsch der Netzbetreiber solche Fotos und Videos löschen. Umgekehrt solltest du deinem Kind klarmachen, dass es zum Täter werden kann, wenn es z.B. ohne Einwilligung Fotos von Mitschülern ohne deren Einwilligung im Netz verschickt. Und, wie bereits erwähnt, solltet ihr mit anderen Eltern sprechen und es an der Schule zu einem größeren Thema machen, da in der Regel auch andere Kinder betroffen sind.