Format: Artikel – Schreibfeder auf dem Tisch
Artikel

Warum Lesemotivation auch in der Mittelstufe wichtig bleibt

Autorin - Rebecca Pascual Vega

Kinder lernen das Lesen bereits in der Grundschule. Die Übung des Lesens und des Leseverständnisses ist wichtig und oft ein Teil der Hausaufgaben. Am Ende der Grundschulzeit können die meisten Kinder flüssig lesen und gelesene Inhalte verstehen. Doch mit zunehmendem Alter brauchen Schüler*innen ausreichend Lesekompetenz, um auch mit komplexeren Texten umgehen zu können, Inhalte aufzunehmen und kritisch zu hinterfragen. Gerade die Lesemotivation in der Mittelstufe spielt dabei eine entscheidende Rolle: Sie beeinflusst, ob Jugendliche weiterhin gern lesen und sich eigenständig Wissen aneignen. Kinder und Jugendliche mit gutem Leseverstehen können sich selbstständig über Themen informieren und eigene Interessen vertiefen. Gleichzeitig nehmen mediale Entwicklungen Einfluss auf die Lesekompetenz: Kurze, oberflächliche Texte in digitalen Medien erschweren es vielen Jugendlichen, konzentriert und sinnerfassend zu lesen. In diesem Artikel bekommst du alltagstaugliche Tipps zur Stärkung der Lesemotivation in der Mittelstufe und erfährst, wie du dein Kind im Jugendalter fürs Lesen begeistern kannst.

Lesezeit: Etwa 7 Minuten
Jugendlicher Junge liegt auf dem Sofa und liest ein Buch.

Leseverhalten und Herausforderungen in der Mittel- und Oberstufe

Während dein Kind in der Grundschule häufig noch viel Freizeit hat, gibt es in der Mittel- und Oberstufe oft einen höheren schulischen Druck und Zeitmangel. Hausaufgaben, Klausuren und Prüfungen lassen wenig Zeit für entspanntes Lesen. Das führt dazu, dass viele Jugendliche eher Pflichtlektüren für den Unterricht lesen, wodurch das freie Lesen in den Hintergrund gerät. Die zeitintensiven digitalen Medien reduzieren zudem das Interesse an anderen Freizeitaktivitäten wie dem Lesen von Büchern. Hinzu kommt, dass die Lesemotivation in der Sekundarstufe meist mit der körperlichen und emotionalen Entwicklung der Pubertät abnimmt. Andere Themen rücken in den Vordergrund und das Interesse am Lesen sinkt.

Lesemotivation konkret: Alltagstaugliche Tipps für Eltern

Lesemotivation in der Mittelstufe entsteht oft durch gemeinsame Leseerlebnisse. Wenn du mit deinem Kind zusammen liest, macht es nicht nur mehr Spaß – es fördert auch das Textverständnis. Durch den Austausch über Gelesenes lernt dein Kind, Inhalte zu reflektieren und besser zu verstehen.

So unterstützt du dein Kind beim Lesen:

  • Lest gemeinsam: Wählt einen kurzen Text, ein Kapitel oder einen Artikel und sprecht danach darüber. Unterschiedliche Eindrücke führen oft zu spannenden Gesprächen.
  • Zeige echtes Interesse: Wenn du aktiv mitliest und dich einbringst, fühlt sich dein Kind ernst genommen – und das motiviert zum Weiterlesen.
  • Werde zum Vorbild: Dein eigenes Leseverhalten prägt die Haltung deines Kindes zum Lesen. Wer sieht, dass Lesen zum Alltag gehört, greift selbst eher zum Buch.
  • Orientiere dich an den Interessen deines Kindes: Alles, was Neugier weckt, ist erlaubt – egal ob Comics, Fantasy-Romane, Sachbücher, Biografien oder Zeitungsartikel.
  • Setze auf Vielfalt: Unterschiedliche Textsorten fördern unterschiedliche Kompetenzen – und sorgen dafür, dass Lesen spannend bleibt.

Welche Lesemedien eignen sich für lesemüde Jugendliche?

Um die Lesemotivation bei Jugendlichen zu steigern, könnt ihr hin und wieder Hörbücher oder Podcasts als Einstieg nutzen. Hiermit kannst du dein Kind z. B. auf bestimmte Themen neugierig machen und diesen Einstieg dafür nutzen, die Themen in Form von einem Buch gemeinsam zu vertiefen.

Vielen Jugendlichen gefällt das Lesen mit einem E-Reader, denn sie können ihre eigene kleine Bücherei dann unkompliziert überall mit hinnehmen. Integrierte Wörterbücher und Übersetzungen helfen beim Nachschlagen unbekannter Wörter. Das kann besonders beim Umgang mit komplexeren Texten eine große Hilfe sein. 

Welche Bücher interessieren Jugendliche in der Oberstufe wirklich?

  • Manche Jugendliche haben in der Oberstufe fast gar kein Interesse mehr am Lesen von Büchern. Bei der Auswahl von Büchern ist es besonders wichtig, auf die Interessen und Vorlieben deines Kindes einzugehen. Diese verändern sich natürlich im Laufe der Jugendzeit.
  • Wenn dein Kind dennoch kein Interesse am Lesen hat, dann versucht es gerne auch mit digitalen Artikeln oder recherchiert gemeinsam, z. B. zu Inhalten aus sozialen Medien.
  • Auch digitale Tools zur Leseförderung können hilfreich sein: Auf Seiten wie Wattpad können Jugendliche sich Bücher aussuchen und auch selbst zu Autor*innen werden. Auch die App Book Creator bietet einfache Möglichkeiten, sich als Autor*in auszuprobieren.
  • Kleine Herausforderungen können ebenso die Lesemotivation steigern. Ihr könnt z. B. eine Rätselfrage zu einem Leseinhalt (aus einem Buch oder Artikel) entwerfen, zu der euer Kind durch Recherche und Lesen von Inhalten die Lösung finden kann.
  • Plant gerne regelmäßige Lesezeiten ein, z. B. am Abend und am Wochenende. Regelmäßigkeiten geben Struktur und führen langfristig dazu, dass das Lesen zur Gewohnheit werden kann. Nutzt feste Zeiten am Tag, um euch über Bücher auszutauschen. Macht z. B. aus dem Abendessen oder dem Weg zum Hobby eine gemeinsame Bücherzeit, indem ihr euch über Inhalte austauscht oder überlegt, was im Buch wohl als nächstes geschehen wird. 

Tipp für Familien mit jüngeren Kindern: Bittet euer jugendliches Kind, dem jüngeren Kind vorzulesen oder es beim Lesenlernen zu unterstützen. Das übt die Lesekompetenz und stärkt ganz nebenbei die Geschwisterbeziehung. 

Wie Schulen die Lesemotivation von Jugendlichen fördern

Auch in der Schule ist die Leseförderung weiterhin relevant, weil die Lesekompetenz für alle Fächer wichtig ist. Während in der Grundschule das Lesenlernen im Fokus steht, geht es in der Sekundarstufe vielmehr darum, die Lesemotivation zu erhöhen und das Leseverständnis bei komplexen Themen zu stärken. In der Schule wird oft daraufgesetzt, über Inhalte zu sprechen, Texte zusammenzufassen oder über bestimmte Themen zu diskutieren und zu reflektieren.

Medienkompetenz als Teil der Leseförderung

Ab dem Jugendalter werden auch Medienkompetenzen in der Schule immer wichtiger. Diese stehen in engem Zusammenhang mit der Lesekompetenz. Jugendliche lernen zu recherchieren und Quellen kritisch zu bewerten, z. B. um Referate und Hausarbeiten auszuarbeiten. Bietet eurem Kind auch zuhause Möglichkeiten zum Austausch über Recherche und Medieninhalte, um die Entwicklung einer starken Medienkompetenz deines Kindes zu fördern.

Lesestrategien: So lernen Jugendliche, besser zu verstehen

Im Schulkontext werden auch Lesestrategien vermittelt, die das Verstehen und Behalten von Leseinhalten stärken sollen. Jugendliche lernen das sinnvolle Markieren, das Erstellen von Randnotizen und das Arbeiten mit Mindmaps

Um Themen möglichst interessant zu machen, wird hierbei auch oft auf eigene Erfahrungen der Jugendlichen zurückgegriffen. Das Erarbeiten von Inhalten in Form von Debatten und Rollenspielen führt zu einer aktiven Auseinandersetzung auf mehreren Sinnesebenen und kann dazu beitragen, Inhalte langfristig abzuspeichern. 

Digitale Unterstützung als Lesemotivation in der Mittelstufe

Immer mehr kommen in Schulen auch digitale Tools zum Einsatz, z. B. Quiz-Apps, die Lerninhalte abfragen oder als Selbstüberprüfungsmöglichkeiten dienen. Auch Lern-Apps mit interaktiven Möglichkeiten, sowie einfache digitale Programmier- und Kreativwerkzeuge können als Unterstützung zum Einsatz kommen. 

Lesen außerhalb des Unterrichts: Bibliotheken als Lernorte

Lehrkräfte nutzen zur Leseförderung auch die Möglichkeiten der Schulbibliothek oder arbeiten mit städtischen Bibliotheken zusammen. Die außerschulische Zusammenarbeit mit städtischen Bibliotheken bringt den Vorteil, dass diese sich im Hinblick auf das Thema nicht an Lehrplänen orientieren müssen. Da sie die Kinder im außerschulischen Rahmen nicht bewerten, gelingt die Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und Pädagog*innen oft mit mehr Leichtigkeit. 

Weiterführende Unterstützung für Jugendliche mit besonderen Bedarfen

Manchen Jugendlichen fällt das Lesen schwer. Sie haben zum Beispiel Schwierigkeiten, Texte flüssig zu lesen oder Inhalte anschließend wiederzugeben. Dann kann es sinnvoll sein, Lernschwierigkeiten und Konzentrationsprobleme abklären zu lassen. 

Bei Kindern und Jugendlichen mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) kann die Lesemotivation z. B. deutlich reduziert sein, weil die Schwierigkeiten beim Lesen und Leseverständnis zu Frustration führen. Hier findest du hilfreiche Tipps, wie du die Leselust bei deinem Kind trotz Lernschwierigkeiten fördern kannst.

Für Kinder mit besonderen Herausforderungen beim Lernen und bei Lesen, können manchmal Lernförderangebote außerhalb der Schule sinnvoll sein. Dazu zählen z. B. Lerntherapie, Nachhilfe oder eine Lesepatenschaft.

Lesen im digitalen Zeitalter: Warum es auch heute wichtig bleibt

Die Welt wird immer digitaler und Kinder werden immer früher mit digitalen Medien konfrontiert. Die heutigen Möglichkeiten, Inhalte zu verarbeiten und die Geschwindigkeit der Verbreitung von Inhalten machen es wichtiger denn je, dass Kinder und Jugendliche über eine gute Lesekompetenz verfügen. Das Leseverständnis hilft ihnen dabei, kritisch mit Informationen umzugehen und Inhalte zu hinterfragen. Es ist ein Teil der Grundlage für die Entwicklung einer angemessenen Medienkompetenz. 

In unserem Artikel Lesekompetenzen für die Zukunft: Warum Lesen in der digitalen Zeit wichtig bleibt findest du weitere spannende Informationen zu diesem Thema. 

Fazit

In diesem Artikel hast du erfahren, dass in der Mittel- und Oberstufe bei fast allen Jugendlichen das Interesse am Lesen sinkt. Du weißt nun, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, das Lesen bei deinem Kind zu fördern. Die vielfältige Nutzung unterschiedlicher Lesemedien und die Orientierung an den Interessen deines Kindes können dabei helfen, seine Lesemotivation in der Pubertät zu steigern. Ebenso können Podcasts, Hörbücher und digitale Apps zum Einsatz kommen, um die Lesekompetenz zu stärken. Als Vorbild kannst du als Mutter oder als Vater selbst häufiger zu analogen Medien greifen, z. B. die Zeitung lesen oder dich mit einem Roman aufs Sofa setzen, anstatt dein Smartphone zu nutzen. Der Austausch über Bücher und Inhalte trägt zu einem tieferen Verständnis bei und kann langfristig das Interesse deines Kindes steigern.