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Lesen lernen in der 1. Klasse: So kannst du dein Kind unterstützen

Autorin - Malena Böse

Der Start in die 1. Klasse ist für dein Kind eine spannende Zeit – und das Lesenlernen gehört zu den wichtigsten Meilensteinen. Vielleicht fragst du dich, wie du deinem Kind dabei helfen kannst, erste Buchstaben, Wörter und Sätze zu meistern. Keine Sorge! Mit einigen einfachen Tipps und Tricks kannst du dein Kind effektiv und mit Freude beim Lesenlernen begleiten.

Lesezeit: Etwa 6 Minuten
Mädchen liegt auf dem Bett auf dem Bauch und liest ein Buch.

Wie dein Kind in der 1. Klasse lesen lernt

In der Schule lernt dein Kind zunächst, Buchstaben zu erkennen und Laute zuzuordnen. Daraus entstehen Silben, erste Wörter und später Sätze. Viele Schulen nutzen spielerische Methoden wie Lauttabellen, Geschichten oder das Lesen von kurzen Texten, um den Prozess interessant zu gestalten. Doch jedes Kind lernt unterschiedlich schnell.

Typische Herausforderungen beim Lesen in der 1. Klasse

Das Lesenlernen kann für Kinder anfangs herausfordernd sein. Manche Buchstaben sehen sich ähnlich, die Konzentration lässt schnell nach, oder es fehlt die Lust, sich mit Texten zu beschäftigen.

Häufige Herausforderungen beim Lesenlernen sind:

  • Buchstaben werden noch nicht sicher erkannt Das Zusammenschleifen von Buchstaben klappt noch nicht
  • Buchstabenverwechslung: Dein Kind verwechselt ähnliche Buchstaben wie „d“ und „b“.
  • ,,Ich kann das nicht“ (Überforderung): Die Wörter, Texte sind zu schwer. Dein Kind ist dann schnell frustriert und will nicht lesen oder verliert schnell die Lust.

Leseübungen für die 1. Klasse: Lust statt Frust!

Typische Schwierigkeiten lassen sich mit einfachen und spielerischen Übungen Zuhause überwinden. Wichtig ist dabei, dein Kind nicht zu überfordern. Wähle die Übungen so aus, dass dein Kind diese sicher bewältigen kann und erfolgreich ist! Überforderung ist der größte Feind des Lesenlernens.

Die Fibeln und Schulbücher erhöhen schnell die Buchstabenanzahl und Wörter. Das ist für sehr viele Kinder zu schnell. Lass dich dadurch nicht verunsichern. Wenn dein Kind noch keine Silben sicher lesen kann, dann lies mit ihm auch noch keine Wörter oder Sätze. Gehe lieber nochmal einen Schritt zurück. Übt so lange auf der Silbenebene, bis dein Kind darin sehr sicher ist. Erhöht in kleinen Schritten die Silbenanzahl.

Hier findest du Tipps, die ihr gemeinsam ausprobieren könnt, um diese Herausforderungen zu meistern.

Dein Kind kennt die Buchstaben noch nicht sicher

  • Einfache, lautgetreue Wörter mit der Anlauttabelle selber schreiben (Mama, Oma, Maus, Hose, Nase, Momo, Lama, Tom usw.)
  • Anlautmemory: Bildkarte wird einer Karte mit dem passenden Anfangsbuchstaben zugeordnet (1. Karte: Bild einer Maus, 2. Karte: M)

Probleme beim Erlesen von Silben und Wörtern

  • Unterstützung durch Lautgebärden (in den meisten Lehrwerken werden Lautgebärden eingesetzt. Nutzt diese gern, die euer Kind aus der Schule kennt)
  • Erst die Vokale (a, e, i, o, u) üben, bis diese sicher erkannt werden
  • Dann ausgewählte Konsonanten dazu nehmen (gut geeignet: m, l, s). Mit wenigen Buchstaben nur Fantasiesilben lesen (mu, mi, ma, me usw.)
  • Tipp: Lesen üben mit einem Silbenteppich (z. B. Jo-Jo Silbenteppiche)
  • Erst offene Silben (sie Enden mit einem Vokal: ma, to, fa, li, su usw.) üben. Wenn diese sicher sind, dann geschlossene Silben dazu nehmen (sie Enden auf einem Konsonanten (mut, lim, sir, fal, tos, rot, Tim, Tor …)

Gut zu wissen: Abbildungen zu den Wörtern erleichtern das Lesen und Verstehen

Schwierigkeiten, Wörter sinnvoll zu gliedern und zu verstehen

  • Wörter deutlich in Silben lesen lassen. Zweifarbige Silben (rot/blau) erleichtern das Untergliedern.
  • Wörterpuzzle erstellen: Auf einem Puzzleteil steht die erste Silbe, auf dem zweiten die zweite Silbe usw. (Som- mer)
  • Wortstamm erkennen und markieren. Das eignet sich bei Verben besonders gut. (Beispiel: lauf: lauf-en, ver-lauf-en, weg-lauf-en)
  • Vor dem Lesen erst Besonderheiten markieren: z. B. Sp, St

Probleme beim Erlesen von Wörtern mit zwei Konsonanten

  • Ergänzen von Wörtern: Bl/bl oder Br/br? __ume, __au, __ut, __aut, __aun, __ei
  • Markieren von Konsonantenhäufungen im Wort mit Textmarker
  • Lesen von Fantasiesilben mit Konsonantenhäufungen z. B. bra, kri, kro, dre, bru usw.

Probleme beim schnellen Erkennen häufiger Wörter

  • Blitzlesen: ein Wort auf einer Wortkarte wird nur eine Sekunde gezeigt und dann umgedreht. Oder ein Wort im Text wir abgedeckt, dann kurz gezeigt und dann wieder abgedeckt
  • Schnipp Schnapp: Zwei Personen spielen gegeneinander und haben je einen Stapel mit denselben Wortkarten verdeckt vor sich liegen. Dann drehen sie zeitgleich die oberste Karte um. Wenn beide die gleiche Karte zur gleichen Zeit aufdecken erhält der Spieler alle bisher umgedrehten Karten beider Spieler, der zuerst „Schnipp-Schnapp“ gerufen hat.
  • Lesebingo:  Mindestens zwei Kinder spielen gegeneinander. Für jedes mitspielende Kind wird ein Raster mit Lernwörtern erstellt (Tabellenform). Auf jedem Raster müssen die Wörter in einer anderen Reihenfolge angeordnet sein. Dieselben Wörter werden auf Kärtchen gedruckt und der Reihe nach vorgelesen. Die Mitspieler decken die vorgelesenen Wörter mit Muggelsteinen oder Plättchen ab. Das Kind, das zuerst alle Wörter einer Reihe abgedeckt hat ruft Bingo und hat gewonnen. Hier findest du Material zum Downloaden.

Weitere Tipps, wie du dein Kind zu Hause beim Lesen unterstützen kannst

Du kannst viel dazu beitragen, dass dein Kind Freude am Lesen entwickelt. Hier sind konkrete Tipps, die ihr einfach im Alltag umsetzen könnt:

Leseumgebung und Lesevorbilder

Positiv und Motivierend auf die Lesemotivation deines Kindes wirkt sich ein Zuhause aus, in welchem Bücher zu Verfügung stehen, die es sich (wenn es noch nicht selbst lesen kann) in Ruhe allein angucken und je nach Lesekompetenz lesen kann. Dafür eignen sich besonders Bilderbücher. Wenn dein Kind schon etwas lesen kann, sind Erstlesebücher geeignet (s. Textauswahl). Das Interesse am Lesen wird außerdem dadurch geweckt, dass im Nahen Umfeld deines Kindes regelmäßig gelesen wird, also der Umgang mit Büchern, Zeitungen und Zeitschriften dem Kind vertraut ist. Auch regelmäßige Besuche mit deinem Kind in der Öffentlichen Bücherei wecken Interesse (siehe unten).

Vorlesen

Sowohl für Kinder, die noch nicht selber lesen können, als auch für Kinder die schon lesen, bietet sich das tägliche Vorlesen an. Es ermöglicht Leseanfängern sich ausschließlich auf den Inhalt einer Geschichte zu konzentrieren und fördert das kreative Denken. Beim Vorlesen könnt ihr es euch richtig gemütlich machen. Sucht euch ein kuscheliges Plätzchen (Sofa, Bett) und macht vielleicht noch eine Kerze an. So verbindet euer Kind mit dem Lesen positive Emotionen und wird später gerne selbst lesen. Ein weit verbreitetes Ritual, ist das Vorlesen vor dem zu Bett gehen. Wenn ihr mit eurem Kind noch über den Text sprecht, wird nebenbei auch noch die sprachliche Kompetenz gefördert. 

Textauswahl

Nur geeignete Texte fördern die Lesegeläufigkeit deines Kindes. Diese müssen dem Lernstand und den Interessen deines Kindes entsprechen. Achte darauf, dass die Bücher wirklich leicht von deinem Kind gelesen und verstanden werden können. Wähle also eher ein etwas zu leichtes Buch aus, als ein zu schweres. Wähle Texte aus, die nicht zu umfangreich sind, die den Text durch Bilder ergänzen, die eine große Schrift aufweisen und in denen ggfs. die Silben in zwei verschiedenen Farben geschrieben sind.

Bibliotheken und Büchereien

Ein Bibliotheksausweis der Stadtbibliothek ist für Kinder in der Regel kostenlos. Die Büchereien verfügen über eine große Auswahl an aktueller Kinderliteratur. Außerdem bieten sie regelmäßig Veranstaltungen rund um das Thema Buch an, wie z. B. Bilderbuchkinos, Workshops oder Autorenlesungen, die die Freude am Lesen fördern.

Regelmäßigkeit zahlt sich aus

Damit dein Kind auch wirklich Fortschritte im Lesen erzielen kann, solltet ihr täglich kleine Übungseinheiten einrichten. 5-10 Minuten täglich sind viel effektiver als eine Stunde in der Woche. Fangt jede Übungseinheit mit Buchstaben, Silben oder Wörtern an, die dein Kind schon gut lesen kann. Startet beispielsweise mit einer Auswahl an Wörtern oder Sätzen vom Vortag. Diese wird dein Kind nun schon schneller erlesen können. Das motiviert und macht deinem Kind seine Fortschritte deutlich.

Fazit: Lesenlernen als gemeinsames Abenteuer

Das Lesenlernen in der 1. Klasse ist ein spannender Schritt für dein Kind – und mit deiner Unterstützung wird es diesen Weg erfolgreich meistern. Mit viel Geduld, spielerischen Ansätzen und gemeinsamen Lesemomenten kannst du deinem Kind zeigen, wie viel Spaß Lesen machen kann. Probiere die Tipps zur Leseförderung bei deinem Kind aus und freu dich über die Fortschritte, die ihr zusammen erreicht.