Resilienz begleitet uns ein Leben lang und entwickelt sich in jeder Phase neu. Besonders Grundschulzeit und Jugend stellen dein Kind vor große Herausforderungen: Vom Übergang aus der Kita zur Schule bis hin zur Entwicklung von Selbstständigkeit und Problemlösefähigkeiten. Resilienz hilft dabei, Schulleistungen nicht mit dem Selbstwert gleichzusetzen – schlechte Noten sind dann keine Gefahr für das Selbstbild. Im Jugendalter wird Resilienz weiter gestärkt, da neue Anforderungen entstehen. In diesem Artikel erfährst du, wie Resilienz entsteht und wie du dein Schulkind oder Teenager unterstützen kannst, sie zu fördern.
Resilienz bei Kindern ist die Fähigkeit, einen Umgang mit Krisensituationen oder schwierigen Lebensphasen zu finden. Es bedeutet zuversichtlich zu bleiben und eigene Lösungen zu finden, um die Krise zu bewältigen.
Zuhause ist es für dein Kind wichtig, ein positives und emotional warmes Familienklima zu erleben. Eine warme, wertschätzende und zugewandte Haltung von dir als Mutter oder als Vater ist besonders bedeutsam. Eine Studie konnte bereits im Jahr 2007 nachweisen, dass ein wertschätzender und liebevoller Umgang innerhalb der Familie nicht nur die Resilienz steigert, sondern auch vor der Entwicklung von psychischen Erkrankungen schützt (BELLA-Studie).
Es braucht kein gezieltes Resilienztraining, um eine gesunde Resilienz zu entwickeln. Ein zugewandter und wertschätzender Umgang mit deinem Kind ist wichtig. In den folgenden Absätzen stellen wir dir Möglichkeiten vor, wie du die Resilienz deines Kindes stärken kannst.
Zu Beginn der Grundschulzeit braucht dein Kind häufig noch deine Unterstützung, um sich zu regulieren, z. B. wenn es wütend oder traurig ist. Die Begleitung bei der Regulation nennt sich Co-Regulation. Nimm die Gefühle deines Kindes ernst und reagiere darauf. Zeige ihm, dass alle Gefühle in Ordnung sind.
Ein Beispiel: Dein Kind kommt aufgeregt und wütend aus der Schule, weil es einen Streit hatte? Höre ihm zu und bewerte seine Erzählung nicht.
Sage lieber: „Ich höre, dass du gerade ziemlich wütend bist über den Streit in der Schule. Konntet ihr eine Lösung finden?“ Schenke deinem Kind gerne auch Nähe, wenn es das möchte. Im Laufe der Zeit lernt dein Kind mit deiner Hilfe sich selbst zu regulieren.
Fördere die Selbstwirksamkeit deines Kindes. Selbstwirksamkeit heißt, dass dein Kind zuversichtlich und optimistisch auf Herausforderungen und schwierige Aufgaben schaut. Es ist überzeugt, solche Schwierigkeiten durch sein eigenes Handeln bewältigen zu können. Du kannst die Selbstwirksamkeit deines Kindes fördern, indem du ihm altersangemessene Aufgaben überträgst und angemessene Rückmeldungen gibst. Mit steigendem Alter können die Aufgaben anspruchsvoller werden. Dein Grundschulkind kann beispielsweise beim Tischdecken helfen, den Müll rausbringen oder die Spülmaschine ausräumen. Dein jugendliches Kind kann auch schon mal einen Einkauf erledigen.
Sprich mit deinem Kind über seine Stärken. Sammelt gemeinsam Stärken und Fähigkeiten, über die es bereits verfügt. Haltet die Ergebnisse gerne auf kleinen Kärtchen fest. Die Sammlung könnt ihr immer mehr erweitern. Ihr könnt die Kärtchen z. B. aufhängen oder in einer kleinen Schatzkiste sammeln. Wenn dein Kind sich mal unsicher fühlt, könnt ihr euch gemeinsam die vielen Stärken und Fähigkeiten ansehen. Hier findest du noch mehr Tipps, wie du das Selbstvertrauen deines Kindes stärken kannst.
Dein Kind lernt an deinem Vorbild. Es beobachtet, wie du soziale Situationen löst und ahmt dir nach. Zeige ihm, wie man Konflikte friedlich löst und Kompromisse schließt. Auch sportliche Freizeitaktivitäten (z. B. ein Teamsport) können förderlich für die Entwicklung sozialer Kompetenzen sein.
Jeder Mensch findet etwas anderes belastend oder stressig. Wichtig ist, dass dein Kind lernt, stressige Situationen angemessen einzuschätzen und zu bewerten. Dann kann es auch angemessen reagieren. Begleite stressige Momente sprachlich und zeige deinem Kind Möglichkeiten auf, wie es mit der Situation umgehen kann. Dein Kind fühlt sich bei den Hausaufgaben gestresst, weil es scheinbar unendlich viele Aufgaben sind? Unterstütze es dabei, diesen Stress zu benennen: „Die Aufgaben sehen gerade viel für dich aus und das macht dir Stress, oder?“ Gerne kannst du auch einen Lösungsvorschlag machen: „Wollen wir vielleicht erstmal mit zwei Aufgaben starten und dann eine Pause machen?“
Es ist hilfreich, wenn dein Kind lernt, seine eigenen Grenzen wahrzunehmen und seine eigenen Fähigkeiten zu erkennen. Ihr könnt darüber sprechen und klare Signale für Grenzen festlegen. Ein „Stopp!“ oder eine Geste mit der Hand können z. B. eine Grenze signalisieren.
Alle Gefühle sind erlaubt und alle Gefühle sind wichtig. Du bist das Vorbild für dein Kind. Sprecht gerne über Gefühle, um das Empfinden für die eigenen Gefühle bei deinem Kind zu fördern.
Sprecht über Erlebnisse und Herausforderungen, ohne sie zu bewerten. Formuliert gemeinsam Reaktionen für Situationen, die dein Kind herausfordern. Zum Beispiel, wenn es in der Schule Streit hat oder wenn es Angst vor etwas hat. Hier findest du noch mehr Tipps für eine wertschätzende Kommunikation mit Kindern.
Das Selbst- und Weltbild verändert sich im Laufe des Lebens. Jugendliche stehen vor anderen Aufgaben und Herausforderungen als Grundschulkinder. Sie versuchen sich von ihren Eltern und anderen Personen abzugrenzen. Sie lernen sich selbst besser kennen und festigen ihre Identitätsvorstellung. Jugendliche benötigen weiterhin die Begleitung durch Bezugspersonen, um ihre Resilienz weiterzuentwickeln. Du kannst dein jugendliches Kind deshalb genauso weiterbegleiten, wie du es als Grundschulkind begleitet hast. In der Jugend benötigt dein Kind jedoch noch weitere Fähigkeiten, um die eigenen Lebensherausforderungen zu bewältigen. Um mit Stress zurechtzukommen – ihn zu meistern – ist es für dein Kind wichtig, mit der Zeit zu lernen, wie es eigenen Stress wahrnehmen und benennen kann.
Hier findest du einige Aspekte, die zur Stressbewältigung und zur Stärkung der Resilienz beitragen können:
Verschiedene Faktoren deuten bei Jugendlichen auf eine gut ausgebildete Resilienz hin. Hierzu zählen z. B. die Fähigkeit zur Selbstreflexion, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, ein realistisches Zukunftsbild und eine hohe Sozialkompetenz. Für dein Kind ist es wichtig, ernstgenommen zu werden und gleichzeitig Grenzsetzung zu erfahren. Es benötigt Verständnis und Anerkennung durch erwachsene Bezugspersonen. Auch eine Vielfalt an stabilen Beziehungen (z. B. mit Gleichaltrigen) ist für Jugendliche wichtig, um in krisenhaften Situationen auf ihre Resilienz zurückgreifen zu können.
Die meisten Kinder haben im Laufe ihrer Schulzeit mal Stress in der Schule. Das kann unterschiedliche Gründe haben, z. B. Prüfungsangst oder Lernstress. Aber auch soziale Herausforderungen wie Mobbing oder Konflikte mit Mitschüler*innen können Stress auslösen. Eine gut ausgebildete Resilienz kann dein Kind dabei unterstützen, mit diesen Herausforderungen umzugehen und Schulstress zu bewältigen. Auch du kannst dabei begleiten.
Tipps zum Umgang mit Prüfungsangst und Lernstress
Weitere Tipps für die Stressbewältigung bei Kindern erhältst du hier.
Auch soziale Probleme wie Konflikte mit Gleichaltrigen oder Mobbing in der Schule können belastend sein und sich auf das Selbstbild deines Kindes auswirken.
Du kannst dein Kind bei Konflikten oder Ausgrenzung liebevoll begleiten, z. B. wenn es in der Pause nicht mitspielen durfte.
Kinder erfahren nicht nur in der Schule Stress. Auch zuhause oder in anderen Kontexten können schwierige Situationen entstehen, die Stress verursachen, z. B. eine Trennung, ein Umzug oder der Verlust eines Haustieres oder einer Bezugsperson.
Die Resilienz deines Schulkindes und Teenagers kannst du auf verschiedenen Ebenen stärken.
Resilienz ist ein Prozess, der sich in stetiger Veränderung befindet. Es braucht Zeit, um Resilienz zu entwickeln. In jeder Lebensphase entstehen neue Herausforderungen, an die sich die Resilienz erneut anpasst. Nutzt die Tipps aus dem Artikel und sucht gemeinsam nach passenden Möglichkeiten, um die Resilienz deines Schulkindes oder Teenagers zu stärken. Wichtig ist, dass du mit deinem Grundschulkind oder Jugendlichen geduldig bleibst. Versuche es kontinuierlich bei der Entwicklung einer gesunden Resilienz zu begleiten.