Wenn dein Kind sich in neuen Situationen am liebsten hinter dir versteckt, mit fremden Menschen nicht reden mag oder alles Neue möglichst ganz vermeidet, dann hast du dich vielleicht auch schon einmal gefragt: „Ist das noch normal oder braucht mein Kind Unterstützung?“ Um bei dieser Frage etwas klarer zu sehen, möchten wir dir hier gern ein paar Infos und Tipps zum Thema „Schüchternheit“ geben.
Kinder kommen nicht als unbeschriebenes Blatt auf die Welt, sondern mit bestimmten Veranlagungen und Charakterzügen. Schon im Krabbelkurs wird deutlich, dass einige Säuglinge kleine Abenteurer sind, die alles entdecken wollen, während andere sich erst einmal vorsichtig und zurückhaltend die Dinge aus der Entfernung anschauen. Wissenschaftler beschreiben drei grundlegende Temperamentstypen von Säuglingen so:
Schüchterne Kinder zeigen oft schon als Babys das beschriebene Verhalten, brauchen also, bis sie „warm werden“. Manchmal entwickelt sich Schüchternheit aber auch erst im Kleinkindalter oder sogar erst im Schulalter, wenn sich der Tagesablauf und die alltäglichen Herausforderungen verändern.
Eine Steigerung von Schüchternheit ist die soziale Phobie oder soziale Angst, an der Menschen in jedem Alter leiden können. Anzeichen sind:
Nicht immer ist die Grenze klar zu erkennen. Hilfreich sind aber folgende Fragen:
Entscheidend für dein Handeln als Elternteil ist die Frage, ob dein Kind leidet: Wenn du merkst, dass dein Kind trotz seiner Schüchternheit Anschluss findet, es zufrieden und ausgeglichen wirkt und den Alltag gut bewältigen kann, dann kannst du dich ziemlich entspannt zurücklehnen und die Zeit für dein Kind arbeiten lassen. Bleib locker und stärke dein Kind einfach immer wieder, indem du es konkret für das lobst, was du an ihm magst (nicht nur bzgl. des Themas Schüchternheit/Mut) und es ermutigst, sich neuen Herausforderungen zu stellen – anfangs mit Begleitung, dann nach und nach selbstständiger.
Wenn dein Kind jedoch unter seiner Schüchternheit leidet, wichtige Ziele nicht erreicht und gestresst und belastet wirkt, wäre professionelle Unterstützung wichtig, um eine soziale Ängstlichkeit abzuklären. Auch, wenn die Schüchternheit plötzlich aufgetreten ist, ist professionelle Hilfe wichtig, um herauszufinden, was Ursachen sein können. Dazu kannst du dich am besten an eine Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Praxis oder eine Kinder- und Jugendpsychiatrische Institutsambulanz wenden – Adressen im Internet oder beim Kinderarzt. Manchmal hat man lange Wartezeiten, dann kann eine Erziehungsberatung bei der Überbrückung helfen (www.dajeb.de)
Auch Bücher können dir weiterhelfen: Buchtipps:
Wichtig ist, deinem Kind immer wieder zu signalisieren: „Dass du noch nicht so mutig bist, wie die anderen, ist nicht schlimm! Jeder hat Stärken und Schwächen – du kannst dafür anderes gut, zum Beispiel… Du bist wertvoll, so, wie du bist! Ängste wie du sie hast, haben viele Kinder! Und man kann daran arbeiten. Es gibt gute Tricks, die einem helfen, langsam mutiger zu werden. Gemeinsam schaffen wir das!“.