Format: Tipps – Frau mit Buch
Tipp

Wie unterstütze ich mein Kind dabei, eine gesunde Sexualität zu entwickeln?

Es sind viele Themen, mit denen wir Eltern schneller zu tun bekommen, als wir das gedacht hätten. Vermutlich gehört das ganze Gebiet der sexuellen Aufklärung und der Sexualerziehung mit dazu. Doch wie soll ich mein Kind gut erziehen, wenn ich selbst unsicher bin und nicht weiß, wie ich mich verhalten soll? Und wen kann ich danach fragen, ohne dass es allzu peinlich wird? Wir haben deshalb einige Tipps und Infos zusammengestellt, die für dich hilfreich sein könnten:

Inhalt
Lesezeit: Etwa 3 Minuten
Sexualität entwickeln: Mutter mit Kind auf dem Rücken

Die besten Tipps

  • Kinder sind von Anfang an sinnliche Wesen. Sie unterscheiden aber nicht wie wir Erwachsenen zwischen „harmlosen“ Zärtlichkeiten wie Kuscheln und sexuellen Handlungen. Wenn also ein Kleinkind seine Genitalien streichelt, ist das kein Grund zur Besorgnis – es hat einfach entdeckt, dass Berührungen an dieser Stelle schöne Gefühle auslösen und das ist völlig in Ordnung. Es gibt also keinen Grund, derartige Handlungen zu vermeiden oder gar zu verbieten! Natürlich sollte man Kindern aber ab einem gewissen Alter erklären, dass das etwas sehr Intimes ist und deshalb nicht vor anderen erlebt werden sollte.
     
  • Babys und Kinder brauchen Körpernähe! Wenn Eltern viel mit ihren Kindern kuscheln, sie in den Arm nehmen und tragen, fördern sie damit die emotionale, kognitive, und körperliche Entwicklung. Kinder, die zuhause wenig körperliche Nähe genießen, entwickeln sich schlechter und haben auch als Erwachsene oft Probleme damit, Zärtlichkeit zuzulassen. Deshalb: Tragen, schmusen, knuddeln ... so viel, wie es deinem Kind gefällt! Dass das für Jungen und Mädchen gleichermaßen gilt, sollte inzwischen klar sein – früher befürchteten einige Eltern, Jungen mit zu viel Kuscheln zu „verweichlichen“, doch das Gegenteil ist der Fall: Selbstbewusstsein und Mut werden so gestärkt.
     
  • Kinder sind neugierig – und diese Neugierde macht auch vor Genitalien nicht halt. Deshalb ist es völlig okay, wenn dein Kind deine Geschlechtsteile einmal anschauen möchte (sofern du dich dabei wohl fühlst) und beim Baden kommt es auch vor, dass Babys oder kleine Kinder danach greifen. Grundsätzlich ist das nicht schlimm, sofern bei den Eltern keine sexuelle Erregung entsteht. Wenn dies doch passiert (kein Grund für ein schlechtes Gewissen, das ist eine normale körperliche Reaktion) oder du dich dabei einfach unwohl fühlst, erkläre deinem Kind, dass du das nicht möchtest und nutze ggf. Badekleidung. Auch das Akzeptieren der Grenzen anderer ist eine wichtige Lektion!
     
  • Schnipi, Pipimann, Mumu ... es gibt unzählige Bezeichnungen für die Geschlechtsorgane. Und viele Eltern vermeiden, diese Körperregionen in den ersten Lebensjahren ihres Kindes überhaupt zu benennen. Doch für eine gesunde Sexualentwicklung ist es hilfreich, Penis und Scheide (oder Genital und Vagina) ganz selbstverständlich beim Namen zu nennen. Das fördert einen selbstbewussten, natürlichen Umgang mit Sexualität.
     
  • Wie im Einzelnen mit Nacktheit umgegangen wird, entscheidet jede Familie selbst. Doch es ist gut, wenn du diesen Zustand nicht allzu schamhaft handhabst. Wenn dein Kind dich auch mal nackt sehen darf (und gleichzeitig beobachtet, dass du deinen Körper akzeptierst), unterstützt das eine natürliche, wertschätzende Einstellung zum eigenen Körper.
     
  • Überfrachte dein Kind nicht mit Informationen. Kinder im Vorschulalter brauchen noch keine explizite Aufklärung, solange sie nicht danach fragen. Wenn doch, reichen meist kurze, altersgerechte Erklärungen (siehe Artikel Aufklärung - wann und wie erklär ich's meinem Kind?). 
     
  • Bestärke dein Kind darin, „Nein“ zu sagen, wenn es Berührungen nicht möchte. Überrede es nicht aus Höflichkeit, der lieben Tante ein Küsschen zu geben oder mit dem Opa zu kuscheln, wenn es sich dabei offenbar momentan nicht wohl fühlt. 
     
  • Verfalle nicht in Panik, wenn dein Kind sich an Doktorspielen oder ähnlichen Aktivitäten mit anderen beteiligt. In einem gewissen Rahmen gehört das zur normalen kindlichen Sexualitätsentwicklung. Problematisch wird es nur, wenn Zwang, Überredung, Schmerzen oder sogar Verletzungen vorkommen, ein deutlicher Altersunterschied zwischen den Beteiligten besteht oder dein Kind anderweitig darunter leiden sollte (mehr Informationen im Artikel Doktorspiele & Co. - wenn Kinder Sexualität entdecken).
     
  • Bleib‘ gelassen, wenn du mal von deinem Kind beim Liebesspiel erwischt wirst! Erkläre einfach, dass du mit deinem Partner gekuschelt hast und, dass Erwachsene dabei manchmal Geräusche machen, wenn sie das Kuscheln schön finden.