Wenn ein Kind hibbelig, unruhig oder sehr verträumt ist, ist schnell die Rede von einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS). Aber Achtung: Eine echte Diagnose sollte eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin stellen. Hier findest du aber ein paar Anhaltspunkte, um besser einschätzen zu können, ob dein Kind ADS (oder ADHS) haben könnte und Hinweise dazu, wie du weiter vorgehen kannst.
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) und einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität (ADHS).
ADS wird häufig bei Kindern diagnostiziert, die zwar eher still und ruhig sind, sich aber trotzdem nicht gut konzentrieren können. Sie schweifen mit ihren Gedanken oft ab, verlieren sich in Tagträumen, sind unstrukturiert und vergesslich, scheinen oft nicht zuzuhören, verlieren viele Dinge oder lassen sich leicht ablenken.
ADHS liegt eher bei Kindern vor, die neben der Konzentrationsschwäche ständig in Bewegung sind. Sie können kaum stillsitzen, müssen oft aufstehen und übermäßig viel reden, sind sehr ungeduldig und zeigen eine große Unruhe.
Sowohl bei ADS und ADHS kann zusätzlich eine starke Impulsivität hinzukommen: Die Kinder haben Probleme, ihr Verhalten zu kontrollieren, rasten schnell aus und handeln oft, ohne nachzudenken.
Die Ursachen von ADS und ADHS sind noch nicht vollständig geklärt. Allerdings wurde nachgewiesen, dass bei Kindern mit ADS und ADHS Veränderungen im Gehirn-Stoffwechsel vorliegen. Dabei spielen vor allem die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin eine Rolle.
Manche Mediziner vermuten, dass hinter diesen Veränderungen im Gehirn ein hormonelles Ungleichgewicht steht. Auch Kinder können, z.B. durch Umwelthormone, zu viel oder zu wenig von bestimmten Hormonen aufweisen. Mehr Informationen und Adressen von spezialisierten Ärzten findest du unter www.hormon-netzwerk.de.
Nicht bei jedem Kind, das ein paar dieser Auffälligkeiten zeigt, liegt ein ADS oder ADHS vor. Wenn aber viele der genannten Symptome gezeigt werden, ist es sinnvoll, zur weiteren Abklärung Kontakt mit einem Kinder- und Jugendlichenpsychiater aufzunehmen.
Wenn du einen kompetenten Kinderarzt hast, ist auch der ein guter erster Ansprechpartner und kann oft Empfehlungen für gute Psychotherapeuten vor Ort aussprechen.
Wichtig: Wir raten dir aber davon ab, dich auf eine schnelle Diagnose und Behandlung durch den Kinderarzt zu verlassen. Manche Kinderärzte meinen, sie könnten selbst in kurzer Zeit einschätzen, ob ein Kind ADS oder ADHS hat und sie haben rechtlich die Möglichkeit, eigenhändig Medikamente zu verschreiben. Das ist aber höchst fragwürdig, da Kinderärzte nicht auf diese Themen spezialisiert sind. Um ADS und ADHS zuverlässig zu überprüfen, sind mehrere Termine und spezielle Tests notwendig.
Auch Medikamente sollten nur von einem Fachmann, nämlich einem Psychiater, verschrieben werden, der sich genau mit dessen Wirkung und Nebenwirkung auskennt. Es gibt nämlich verschiedene Präparate und es ist wichtig, genau auszuwählen, welches zu deinem Kind passt. Hinzu kommt, dass diese Medikamente zwar oft zumindest ein wenig helfen, aber schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten können. Das können z.B. Schlafprobleme oder Appetitstörungen sein, aber auch depressive Verstimmungen und andere Auffälligkeiten können auftreten.
Deshalb sollten ADS / ADHS Medikamente nur gegeben werden, wenn sie wirklich nötig sind und sollten nicht als erster bzw. einziger Lösungsversuch eingesetzt werden. Ansonsten ist es immer sinnvoll, erst einmal eine Psychotherapie durchzuführen, bei der Kinder und Eltern lernen, mit der Konzentrationsschwäche umzugehen und durch bestimmte Techniken schwierige Situationen besser zu meistern.
Auf diese Weise kann auch sehr viel ohne Medikamente erreicht werden. Viele Familien machen außerdem gute Erfahrungen mit Elterntrainings sowie Therapiegruppen bzw. Gruppentrainings. In diesen lernen 4-6 Kinder gemeinsam unter Anleitung Konzentrationsübungen durchzuführen, um sich besser zu strukturieren.
Eine gesunde Ernährung ist wichtig, um die Konzentration zu fördern. Nahrungergänzungsmittel können bei ADS und ADHS ebenfalls helfen. So zeigte eine Studie, dass bestimmte Omega-3-Kapseln die Symptome von ADS und ADHS deutlich reduzieren können. Wichtig ist aber, sie lange genug zu geben, weil die Wirkung teils erst nach sechs Monaten eintritt.
In der passenden Dosierung ist meist nicht mit Nebenwirkungen zu rechnen, allerdings sollte man sicherheitshalber Arzt oder Apotheker befragen, ob etwas gegen die Einnahme spricht – v.a., wenn Vorerkrankungen vorliegen oder bereits andere Mittel/Medikamente eingenommen werden. Es gibt spezielle Präparate für Kinder, z.B. „Esprico“ und „Auf Zack mit Addy plus“, die in Absprache mit Kinderarzt und/oder Apotheker sehr hilfreich sein können.
Auch Vitamin D ist wichtig für die Konzentration und viele Kinder haben einen Mangel. Für die meisten Kinder ist eine Einnahme eines Vitamin-D-Präparates mit 1000 IE pro Tag sinnvoll.
Magnesium fördert ebenfalls die Aufmerksamkeit – enthalten z.B in Nüssen, Mandeln, Bananen und dunkler Schokolade.
Konkrete erste Tipps für eine bessere Konzentration findest du im Inhalt Tipps für eine gute Konzentration.