Für viele Menschen mit einer Behinderung ist es oft nicht leicht, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen. Die Statistik sagt, das in etwa jeder achte Mensch in Deutschland eine Behinderung hat. Dies sind sowohl körperliche als auch geistige oder psychische Behinderungen und Einschränkungen. Inklusion soll ermöglichen, dass jede und jeder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. Wenn alle Menschen wie selbstverständlich dabei sein können, werden Unterschiede unwichtiger. Der Weg dorthin ist oft noch sehr steinig. Dennoch gibt viele positive Bewegungen, Inklusion weiter voranzubringen.
Inklusion ist ein gesamt gesellschaftliches Thema. Viele Menschen beziehen Inklusion hauptsächlich auf die Schulpolitik. Dabei gibt es überall Bedarf, Inklusion zu ermöglichen. Der Grundsatz dabei lautet: Alle Menschen sollen an gesellschaftlichen Aktivitäten und Angeboten teilhaben können. Und hierfür müssen die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Das sind neben der Schule auch Arbeitsplätze, Sportvereine, Kultureinrichtungen, Parteien, Bürgerinitiativen, Kaufhäuser, Restaurants usw. Überall sollte überlegt werden, wie Menschen mit Behinderung an dem, was ich „anbiete“ (zum Beispiel einen Arbeitsplatz) teilhaben können. Das bedeutet manchmal etwas mehr Aufwand und manchmal braucht es kreative Ideen.
Es wird häufig gesagt, „Kinder können so grausam sein“, nur, weil sie die Dinge, die sie sehen aussprechen und benennen. Ich bestreite das. Dass uns Erwachsenen die Fragen und Hinweise der Kinder als grausam erscheinen („Mama, der Mann sieht aber komisch aus…“, „ warum macht die Frau so komische Sachen…?“ usw.) liegt an unserer Sozialisation. Kinder sprechen nur aus, was sie sehen und registrieren.
Natürlich kann das auch verletzend sein. Wichtig ist aber, dass Eltern dann mit ihren Kindern sprechen und in angemessener Sprache versuchen so viel wie möglich zu erklären, also die Fragen ihrer Kinder zu beantworten. Vielleicht kann der betroffene Mensch mit Behinderung sogar gemeinsam angesprochen werden. Es kommt darauf an zu vermitteln, dass es Unterschiede gibt, dass alle Menschen aber gleich wertig sind und auch so behandelt werden müssen. Kinder verstehen das durchaus sehr schnell.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ALLE Kinder von einem gemeinsamen Unterricht profitieren. Voraussetzung ist allerdings, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse unterschiedlicher Kinder berücksichtigt werden können. Dafür benötigt es neue Unterrichtskonzepte, gut geschultes Personal, barrierefreie Unterrichtsstätten und vor allem eine entsprechende Haltung von Eltern und Lehrkräften.
Inklusion heißt nicht, dass das hochbegabte Kind, das neben einem Kind mit Lernschwäche sitzt, dieselben Matheaufgaben bekommt. Das wäre ja purer Blödsinn! Inklusion bedeutet, dass jedes Kind auch weiterhin die Förderung erhält, die es benötigt, jedoch nicht mehr in getrennten Schulen, sondern an einem gemeinsamen Ort. So können zum Beispiel auch Sozialverhalten und Rücksicht auf der einen Seite ebenso gelernt werden wie Durchsetzung oder Freundschaften schließen auf der anderen Seite zusätzlich erlernt und ausprobiert werden.
Inklusion setzt eine besondere Haltung gegenüber Mitmenschen voraus. Das gilt für die politische Inklusion (was und wieviel Geld, Zeit, Aufwand etc. möchte ich in eine inklusive Schule investieren) ebenso wie im persönlichen Kontakt. Eine der wesentlichen Merkmale ist dabei, nicht wie bisher auf die Defizite zu fokussieren, sondern auf das, was da ist. Heißt: natürlich wird es immer Situationen geben in denen ein behindertes Kind etwas „nicht kann“. Dies zu leugnen wäre falsch! Wenn ich aber gleichzeitig Fähigkeiten in den Vordergrund stelle, was das Kind alles „kann“, habe ich eine völlig neue Situation.
Inklusion schaut immer auf die Möglichkeiten und nicht – wie wir es leider immer noch gewohnt sind – auf das was „nicht geht“. Hier ist eine Haltungsänderung wünschenswert. Wenn ich lerne, das zu sehen, was ich als Mensch mitbringe, anstatt (immer) darauf zu schauen, was mir fehlt, dann kann ich(!) wesentlich besser eine innere Stärke entwickeln.
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, denn es kommt oft auf die individuelle Situation an, das Umfeld und die Art der Benachteiligung. Wichtig wäre, dass Eltern mit ihren (behinderten) Kindern im Gespräch sind. Es wäre gut, wenn die Kinder mit einem solchen Problem zu ihren Eltern kommen können. Eltern sollten dann nicht Überreagieren, sondern ihr Kind stützen aber auch klar zeigen, dass sie zu ihm / ihr stehen.
Oft ist es hilfreich, die Lehrkräfte mit einzubeziehen. Vielleicht kann das Thema „Behinderung“ in geeigneter Form und ohne direkten Bezug zum Vorfall, im Unterricht behandelt werden. Selbstverständlich ist es auch möglich, mit den Kindern, die für die Benachteiligung gesorgt haben und deren Eltern ein gemeinsames Gespräch zu führen. Falls sich das realisieren lässt. Ganz schlecht wäre aus meiner Sicht, das Thema entweder unter den Tisch zu kehren oder im Gegenteil, die anderen Kinder zu „verteufeln“.
Kinder lernen ja häufig im gegenseitigen Verhalten. Neben dem, was nicht behinderte Kinder von Kindern mit Beeinträchtigung lernen können, machen Kinder (alle!) auch die Erfahrung, dass es Unterschiede gibt unter Menschen. Diese Unterschiede können manchmal verstörend sein und manchmal „lustig“ (dann sollte es gute Gespräche, Erklärungen usw. geben). Kinder haben dann die Chance, mit Unterschiedlichkeit umgehen zu lernen.